Depression bei prekärer Beschäftigung: Zusammenhänge

Internationale Studien konnten einen Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und depressiven Symptomen bei Männern feststellen, der Haushaltsstatus der betroffenen Personen – als Single oder in Partnerschaft lebend – scheint dabei eine relevante Rolle zu spielen. Eine deutsche Studie kann einen engen Zusammenhang mit dem Haushaltsstatus allerdings nicht bestätigen.

Ein Beschäftigungsverhältnis gilt als prekär, wenn es die Standards des Normalarbeitsverhältnisses unterschreit und Risiken für den Arbeitnehmenden mit sich bringt, wie befristete Anstellung, Leiharbeit oder geringfügige Beschäftigung. Diverse internationale Studien, darunter eine 2017 veröffentlichte südkoreanische Studie, lassen vermuten, dass ein enger Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und einer depressiven Symptomatik einerseits sowie dem Haushaltsstatus (also alleinlebend ohne Partnerin/Partner oder zusammenlebend mit Partnerin/Partner) andererseits besteht. Eine aktuelle Analyse in der Fachzeitschrift „ASU. Zeitschrift für medizinische Prävention“ warnt vor diesen Schlussfolgerungen und verweist auf Daten, die im Rahmen einer deutschen Längsschnittstudie erhoben wurden.

Längsschnittstudie

Die Längsschnittstudie „Mentale Gesundheit bei der Arbeit“ (S-MGA) der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht die mentale Gesundheit Beschäftigter in Deutschland. Bei einer Längsschnittstudie (auch Verlaufs- oder Longitudinalstudie) wird eine Erhebung in zeitlichem Abstand mehrfach durchgeführt und miteinander verglichen. Die Stichprobe der Langzeitstudie wurde auf Basis einer Zufallsauswahl von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (31–60 Jahre) aus den integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit rekrutiert (umfasste somit keine Beamtinnen und Beamten sowie selbstständig Tätigen). An der in den Jahren 2011/2012 durchgeführten Basiserhebung beteiligten sich 4.511 Personen. Von den 4.203 Beschäftigten der Ersterhebung, die zum Zeitpunkt der Erstbefragung entweder in Vollzeit, in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt (Mini- oder Midijob) waren oder an einer Beschäftigungsmaßnahme teilnahmen, nahmen 2.485 an der Folgebefragung fünf Jahre später teil (69 %). Letztendlich verblieben für die finale Analyse 2.009 Teilnehmende.

Männer neigen bei prekärer Beschäftigung eher zu Depressionen

Die Ergebnisse der Längsschnittstudie waren eindeutig. Weder bei alleinlebenden Frauen noch bei in Partnerschaft lebenden Frauen zeigten sich signifikant erhöhte Risiken für eine depressive Symptomatik bei prekärer Beschäftigung. Ganz anders bei den Männern: Hier zeigte sich, dass die Risiken, an für Depressionen typischen Symptomen zu erkranken, bei prekärer Beschäftigung deutlich anstiegen – diese Erkenntnis steht im Einklang mit den internationalen Studien steht. Der Haushaltsstatus war für die Erklärung dieses Phänomens allerdings irrelevant: Sowohl Männer, die allein leben, als auch solche, die mit jemandem zusammenleben, wiesen erhöhte Risiken für eine depressive Symptomatik auf als Männer, die nicht prekär beschäftigt waren. Hiernach sei es also immer noch ungeklärt, so folgert die Analyse, warum in vielen Studien wesentlich höhere Risiken für Männer in prekärer Beschäftigung festgestellt werden als bei Frauen – die partnerschaftliche Situation der betroffenen Männer scheint hierfür aller Wahrscheinlichkeit nach allerdings nicht verantwortlich zu sein.

Quelle:  https://www.asu-arbeitsmedizin.com

Schlagworte zum Thema:  Psychische Erkrankung, Arbeitsverhältnis