Während der Begriff Burn-out in aller Munde ist, weiß keiner was das Bore-out-Syndrom ist. Oft belächelt und mit Faulheit gleichgesetzt, kann langandauernde Unterforderung Mitarbeiter auch psychisch krank machen. Woran Sie es erkennen und was zu tun ist, weiß Trainerin Elsbeth Trautwein.

Auslöser für das weit unbekanntere Bore-out-Syndrom ist eine langandauernde Unterforderung. Das heißt, die Menschen sind fachlich und persönlich zu weitaus höherer Leistung fähig, als ihnen abverlangt wird. Das Ergebnis ist Desinteresse und Langeweile am Arbeitsplatz.

 


Bei der Unterforderung kann ein Arbeitnehmer einerseits quantitativ unterfordert sein, wenn er nicht genügend Arbeit hat, oder qualitativ, wenn er Arbeiten erledigt, für die er überqualifiziert ist. Wenn er das Gefühl hat, mehr leisten zu können als dies der Fall ist. Auch hier fehlt wie beim Burn-out das zeitnahe Erfolgserlebnis – der Floweffekt bleibt aus.

 

Symptome des Bore-out-Syndroms

Im Gegensatz zum Burn-out wird das Bore-out-Syndrom belächelt, doch es ist nicht mit Faulheit zu verwechseln. Auch Bore-out sollte ernst genommen werden, da es oft die gleichen negativen Symptome mit sich bringt. Dazu zählen:

  • Schlafstörungen,
  • Depressionen oder psychosomatische Erkrankungen,
  • Magendarmbeschwerden oder
  • Anfälligkeit für Infekte.

Wenn Arbeitgeber und Führungsverantwortliche sich die Zeit nehmen, die Lebendigkeit, der ihnen anvertrauten Mitarbeiter zu beobachten, dann wird schnell offenbar, wer im Unternehmen an Burn-out oder Bore-out leidet oder auf dem Weg dahin ist.

 

Lösungsansätze

Ein offenes Gespräch hilft in aller Regel, genau die Informationen zu bekommen, die es braucht, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Hilfreich ist folgender Prozess:

1. wahrnehmen,

2. ansprechen,

3. Potenziale eruieren,

4. fordernde, aber erreichbare Ziele stecken,

5. Erfolge und Misserfolge rückmelden.

 

Oftmals bedarf es keiner Fachkraft von Außen, zumindest nicht, wenn es noch nicht zu krankhaften Symptomen gekommen ist. Sind jedoch Symptome da, ist es empfehlenswert, zeitnahe Hilfe einzuholen.

Auch hier gilt die Regel: Prävention ist besser als Intervention. Intervention ist besser als Ignoranz der Symptome.

 

Menschen möchten gefordert werden

Wir Menschen möchten mit unserem Tun etwas (Gutes) bewirken, ein wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette sein, dies spüren und rückgemeldet bekommen. Werden Menschen in Arbeitsbereichen eingesetzt, in denen sie unterfordert sind, so suchen sie sich eine Betätigung, in der sie gefordert werden, in der „inneres Wachstum“ zu spüren ist. Persönliches Wachstum bedeutet aber immer etwas Neues zu lernen. Wir müssen immer ein „klein wenig“ herausgefordert werden. 

Wird zum Beispiel ein neuer Azubi eingestellt, so kann es sein, dass ihm zunächst einfache Tätigkeiten übertragen werden, was per se richtig ist, denn Überforderung schadet. Zu einer guten Anleitung gehört auch eine gute Beobachtung. Beobachtung, wie gefordert der Azubi ist. Ansonsten wird er sich seine Herausforderungen anderweitig suchen. Zum Beispiel PC-Spiele herunterladen, private Herausforderungen wie Drogen oder gefährliche Sportarten suchen etc.

Auf jeden Fall aber entsteht Desinteresse an der tatsächlichen Arbeit. Dieses Desinteresse verhindert die Identifikation mit der Arbeit und dem Unternehmen. Die Aufgaben oder die Probleme des Unternehmens werden dem Arbeitnehmer gleichgültig, denn mit Langweile und Lustlosigkeit möchte sich niemand identifizieren.

 

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