Abfallmanagement auf Baustellen


Abfallmanagement auf Baustellen

Ein durchdachtes Abfallentsorgungskonzept ist auf Baustellen unerlässlich, um Abfalltrennung und -entsorgung wirkungsvoll zu gestalten. Dabei spielen klare Verantwortlichkeiten und innovative Ansätze wie Nudging eine zentrale Rolle, um umweltbewusstes Verhalten zu fördern und die Effizienz zu steigern.

Nur selten werden bei der Baustelleneinrichtung Themen wie Abfalltrennung und Abfallentsorgung systematisch einbezogen. Welche Baustelle hat ein ganzheitliches Abfallentsorgungskonzept, z. B. bei Abbruch- und Sanierungsarbeiten, implementiert?

Wem gehören die Abfälle?

Wenn bei Beginn und Planung einer Baumaßnahme absehbar ist, dass Abfälle anfallen, muss ein Abfallentsorgungskonzept erarbeitet werden. Der inhaltliche Aufbau eines Entsorgungskonzepts kann mit der Frage beginnen: Wem gehört der Abfall und wer muss sich darum kümmern? Mögliche Antworten: Der Abfall gehört entweder dem Auftraggeber oder dem Auftragnehmer. Dies wird zwischen den Vertragsparteien geregelt. Die Baufachlichen Richtlinien Recycling erwähnen:

Besitzer von Abfällen im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist jede natürliche oder juristische Person, die die tatsächliche Sachherrschaft über Abfälle hat

Der Auftragnehmer erlangt im Sinne des KrWG die tatsächliche Sachherrschaft über die Bau- und Abbruchabfälle, wenn er z. B. mit dem Transport und/oder der Entsorgung beauftragt ist. Er wird damit ebenfalls Abfallbesitzer. Der Auftragnehmer ist Abfallbesitzer von Baustellenabfällen.

Abfallentsorgungskonzept

Eine exakte Klärung dieser Frage ist immer notwendig und bildet die Grundlage von Abfallentsorgungskonzepten.

Zudem gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf die Abfallarten, Abfallmengen bzw. deren Anteile. Dies sind beispielsweise die Art und Größe des Bauvorhabens, verwendete Materialien und am Ende die Effektivität der Abfalltrennung und -vermeidung. Zudem variiert die Zusammensetzung der Abfälle.

Ein inhaltlicher Aufbau eines allgemeinen Abfallentsorgungskonzeptes (Grobstruktur) könnte folgendermaßen aussehen:

Mengen und Art

  • Handelt es sich bei dem Material um Abfall? Was tun mit dem Abfall?
  • Angaben zu Art und Mengen der bei den Arbeiten anfallenden Bau- und Abbruchabfälle

Gruppeneinteilungen/Kategorisierung

Kategorisierung der Abfälle mit Angabe der Menge in einem Abfallkataster (in Deutschland mit sechsstelligem Abfallschlüssel). In Deutschland müssen gemäß  Gewerbeabfallverordnung folgende Fraktionen (hier eine Auswahl) getrennt gesammelt werden:

  • Glas (Abfallschlüssel 17 02 02)
  • Kunststoff (Abfallschlüssel 17 02 03)
  • Metalle, einschließlich Legierungen (Abfallschlüssel 17 04 01 bis 17 04 07 und 17 04 11)
  • Holz (Abfallschlüssel 17 02 01)
  • Dämmmaterial (Abfallschlüssel 17 06 04)
  • Bitumengemische (Abfallschlüssel 17 03 02)
  • Baustoffe auf Gipsbasis (Abfallschlüssel 17 08 02)
  • Beton (Abfallschlüssel 17 01 01)
  • Ziegel (Abfallschlüssel 17 01 02)
  • Fliesen und Keramik (Abfallschlüssel 17 01 03)

Weitere Hinweise zur Getrenntsammlungspflicht und zu den Dokumentationspflichten finden Sie z. B. beim LANUV.

Angabe zu möglichen Gefährdungen

  • Welche Eigenschaften hat der Abfall (z. B. gemäß Abschn. 4.6.2 Abs. 4 TRGS 201, HP-Kriterien u. a.)?
  • Angabe möglicher Gefährdungen, z. B. durch vorhandene Schadstoffe bei gefährlichen Bauabfällen. Falls das nicht bekannt ist, müssen Beprobungsnachweise und Nachweise durchgeführter Analysen (z. B. Deklaration) eingeholt und angefügt werden.

Für den Arbeitsschutz heißt es, TOP-Maßnahmen grundsätzlich auf Basis der Gefährdungen zu entwickeln.

Abfalllageplan – Orte der Abfallentsorgung auf der Baustelle

In der Regel sollte der Abfall in Container verbracht werden. Dabei sind aus Arbeitsschutzsicht folgende Punkte wichtig:

  • Betriebsanweisungen/Unterweisungen
  • PSA für die sichere Handhabung des Abfalles
  • Kennzeichnung der Entsorgungscontainer
  • Maßnahmen zur sicheren Verwahrung bis zur Abholung
  • Notfallmaßnahmen
  • u. a.

Verantwortlichkeiten intern und extern

  • Selbst machen (Eigenanteil in den Konzepten durch eigene Mitarbeiter) oder andere beauftragen (Fremdkonzept und externes Personal),
  • Aufgaben und Verantwortlichkeiten systematisch festlegen und dokumentieren.

Dokumentation

  • Partner, wie Entsorgungsfirmen mit Abholzeiten, Beförderungs- und Entsorgungswege,
  • Verwendung eines Entsorgungstagebuchs der Baustelle,
  • Entsorgungsnachweise

Herausforderungen

Bei der Sammlung von Materialien werden Altholz, Kunststofffolien, Papier usw. oft zusammen mit Bauschutt im selben Container gesammelt. Auch die typischen Take-Away-Verpackungen vermüllen die Baustellen bzw. landen dort.

Insbesondere bei Baustellenmüll vom Personal gibt es gute Ansatzpunkte gegen Littering (grundsätzlich das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen) proaktiv zu handeln. Das betrifft nicht nur die Ordnung und das Erscheinungsbild, sondern birgt auch ernsthafte Risiken für Sicherheit, Umwelt und Effizienz.

Es gibt unterschiedliche Interventionsmaßnahmen durch die Verhaltenspsychologie, statt Sanktionen und Erziehungsmaßnahmen könnten Sie es mal mit Nudging probieren. Mit Nudging kann es zu einer Steigerung von „umweltbewusstem“ Verhalten kommen.

Auf Baustellen erzeugen ineffiziente Arbeitsprozesse häufig unnötige Abfälle. Nudging kann hier unterstützen. Mögliche Lösungsansätze durch Nudges:

Strategische Platzierung von Abfallbehältern

  • Abfallbehälter an gut sichtbaren und leicht zugänglichen Stellen aufstellen, z. B. an Ein- und Ausgängen, Pausenbereichen oder in der Nähe von Arbeitsstationen.
  • Farbige Kodierung (z. B. grün für Recycling, rot für Restmüll) erleichtert die Unterscheidung und fördert das richtige Trennen.
  • Transparente oder halbtransparente Behälter, die zeigen, wieviel Abfall schon entsorgt wurde, können zusätzlich motivieren.

Visuelle Hinweise und Beschilderung

  • Auffällige Schilder und Symbole in der Nähe von Müllbehältern lenken die Aufmerksamkeit auf die richtige Entsorgung. Beispiel: „Helfen Sie uns, die Baustelle sauber zu halten!“ oder „Nur wenige Schritte bis zum nächsten Abfalleimer!“
  • Bodenmarkierungen oder Pfeile führen den Blick zum nächstgelegenen Abfallbehälter.

Verhaltensverstärkung durch Feedback

  • Positive Rückmeldung: Digitale Anzeigetafeln oder einfache Poster können anzeigen, wie viel Abfall korrekt entsorgt wurde oder wie sauber ein Bereich bleibt („Diese Woche: 95 % aller Abfälle richtig entsorgt!“).

Gamification

  • Gamification-Ansätze wie Punkte für richtig entsorgten Abfall oder kleine Challenges können Spaß und Engagement fördern.

Nudges in Pausenbereichen

  • Bereitstellung von klar gekennzeichneten Mülleimern für persönliche Abfälle wie Verpackungen oder Getränke.
  • Aufstellen humorvoller oder kreativer Hinweise, die auf Abfallentsorgung aufmerksam machen, z. B.: „Danke, dass Sie Ihren Müll entsorgen – der Boden freut sich auch mal über freie Sicht!“

Erinnerung durch gezielte Kommunikation

  • Einfache, regelmäßige Erinnerungen, z. B. durch Plakate, Aufkleber auf Werkzeugkisten oder wöchentliche Sicherheitsbesprechungen, fördern das Bewusstsein für Sauberkeit und Abfallmanagement.
  • Persönliche Ansprache durch Vorarbeiter oder Sicherheitsbeauftragte zeigt, dass das Thema ernst genommen wird.

Ordnung durch sichtbare Organisation

  • Einführung von klaren Zonen: Bereiche für Materialien, Werkzeuge und Abfälle klar trennen und mit gut erkennbaren Markierungen versehen.
  • Ein „Wenn-du-es-siehst“-Prinzip einführen: Mitarbeitende werden ermutigt, liegengebliebene Abfälle sofort zu beseitigen, auch wenn sie nicht selbst die Verursacher sind.

Nutzung moderner Technologien

  • Mobile Apps oder QR-Codes an Abfallbehältern, die informieren, wie Materialien richtig entsorgt werden können.

Fazit     

Bauabfälle sollten als wertvolle Ressourcen betrachtet werden, um Herausforderungen effektiv zu bewältigen und nachhaltige Lösungen zu fördern. Eine konsequente Abfalltrennung und -entsorgung auf Baustellen minimiert Umweltbelastungen, senkt Entsorgungskosten und erfüllt gesetzliche Vorgaben, insbesondere bei Sonderabfällen.

Um Unfälle durch Abfälle zu vermeiden, ist die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien essenziell. Dazu gehören die ordnungsgemäße Entsorgung, regelmäßige Reinigung der Baustelle, der Einsatz geeigneter Schutzausrüstung und die Schulung der Mitarbeitenden im sicheren Umgang mit Abfällen. Eine strukturierte Organisation, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige Kontrollen durch geschulte Experten wie Gefahrstoff- oder Abfallbeauftragte tragen zusätzlich zur Sicherheit bei.

Nudges, als kreative Verhaltensimpulse, fördern umweltbewusstes Handeln, indem sie umweltfreundliche und sichere Entscheidungen erleichtern. Mit Maßnahmen wie gezielten Anreizen, positiver Kommunikation und einem optimierten Arbeitsumfeld lassen sich Baustellen effizienter, sauberer und sicherer gestalten.