Zusammenfassung

 
Überblick

Das Grundprinzip von problemorientiertem Lernen besteht aus der Fokussierung auf ein Problem, das möglichst direkt und unmittelbar mit einem Problem aus dem Arbeitskontext verknüpft ist. Das Ziel ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten und damit eine bessere Umsetzung der gelernten Themen in den Arbeitskontext – hier mit dem Ziel, Zusammenhänge, Vorbedingungen und Rahmenfaktoren zu verstehen, die beispielsweise zu Unfällen führen.

Dieser Artikel zeigt kurz die theoretischen Hintergründe auf und stellt an einem Fallbeispiel dar, wie die Übersetzung in die Praxis aussehen könnte.

1 Grundbegriffe und Anwendungskontext

Unterweisungen zum Arbeitsschutz bestehen traditionell aus einem Trainer oder Lehrer (häufig die Fachkraft für Arbeitssicherheit) und der Lernergruppe, deren Aufgabe es ist, die Inhalte aufzunehmen und später im Arbeitshandeln in ihre Arbeitsumwelt zu übertragen. Problemorientiertes Lernen ist ein didaktisches Konzept, das aus anderen Kontexten bekannt und geeignet ist, die Lernergruppe aktiv ins Unterweisungsgeschehen miteinzubeziehen. Dies sorgt für eine größere Motivation und sichert eine innerliche Auseinandersetzung mit den Inhalten. Damit wird dem Ziel Rechnung getragen, dass die Themen letztendlich in richtige Handlungen übersetzt werden sollen; je intensiver und aktiver die Auseinandersetzung mit den Themen abläuft, umso besser funktioniert der Lerntransfer in die Praxis.

Das Ziel ist, einen realistischen Vorfall so ganzheitlich wie möglich zu betrachten, anstatt losgelöst von einem konkreten Fall lediglich Vorgaben, Gesetze und Richtlinien zu besprechen.

2 Ablauf und didaktische Fundierung

Im Zentrum von problembasiertem Lernen steht – wenig überraschend – ein Problem. Dieses Problem soll dem Alltag der Lernergruppe entnommen sein und sollte deshalb auch mit den Worten und Begrifflichkeiten der Gruppe beschrieben werden. Wie genau mit dem Problem gearbeitet wird, kann verschieden sein und hängt von den Lernzielen ab, die mit der Lernergruppe erreicht werden sollen. Die Vorgehensweise orientiert sich im Großen und Ganzen am üblichen Ablauf, den Menschen beim Lösen von Problemen anwenden. Dazu gehört zunächst, ein Problem zu erkennen, zu verstehen und zu benennen. Danach wird eine Lösung gesucht. Je nach Ausgestaltung der Aufgabe kann dann noch spezifischer auf den Lösungsweg eingegangen und ausgearbeitet werden, wie man erfolgreich den Weg vom Problem zur Lösung beschreiten kann. Alle 3 Schritte bieten sich für eine umfangreiche Problembetrachtung an – dieses Vorgehen ist jedoch sehr aufwendig.

 
Praxis-Beispiel

Behandlung in der Medizin

  • In der Medizin ist die erste Aufgabe, den Patienten anzuschauen, zu untersuchen, mit ihm zu sprechen und daraufhin eine Diagnose zu stellen. Diese Diagnose bildet nur den ersten Schritt, der aber erledigt werden muss, bevor die nächsten Schritte unternommen werden können.
  • Ist das Problem verstanden (also die Diagnose gestellt), ist der nächste Schritt in der Problemlöse-Reihenfolge, die Lösung vorzuschlagen – das entspricht in diesem Beispiel der Auswahl der korrekten Behandlung, die absehbarerweise zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome führt.
  • Der letzte Schritt wäre nun, den Weg von der Krankheit zur Lösung genauer zu untersuchen und zu beschreiben. Hier sind verschiedene Aspekte zu beachten, z. B. ob der Patient gegen irgendwelche Medikamente Unverträglichkeiten aufweist, ob er selbst willens und in der Lage ist, an einzelnen Aspekten der Erkrankung zu arbeiten und welche Maßnahmen er im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützend selbst zur Heilung ergreifen kann.

Je nachdem, wie viel Zeit und Aufwand für eine Unterweisung eingeplant werden können, ist die Bearbeitung nur einzelner oder aller drei Schritte des Problemlösens möglich. In diesem Artikel wird ein Ablauf vorgeschlagen, der sich auf den mittleren Schritt fokussiert. Das liegt daran, dass im Arbeitsschutzkontext meist recht offensichtlich ist, was ein Problem ist bzw. wann ein Vorgang zu einem Problem wird, nämlich dann, wenn unerwünschte Ereignisse, wie Unfälle (und auch Beinahe-Unfälle), eintreten. Das Problem zu verstehen ist jener Schritt, der bei jedem einzelnen Mitarbeiter die Aufmerksamkeit auf das eigene Verhalten lenkt und die Awareness dafür weckt, wo Verhaltensweisen zu einem Problem führen können.

Der letzte Schritt kann natürlich im Unterweisungsgeschehen mit angerissen werden. Hier werden aber erwartungsgemäß Themen benannt, auf die nicht alle Mitarbeiter Einfluss haben (z. B. ob für das erwünschte und richtige Verhalten ausreichend Zeit im Arbeitsprozess eingeplant wurde), sodass es mühselig sein kann, über Rahmenbedingungen zu sprechen, die von der Lernergruppe ohnehin nicht geändert werden können. Hilfreich kann es trotzdem sein; diese Arbeitsergebnisse müssen aber im Anschluss zuverlässig von der Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) zu entsprechend verantwortlichen Personen mit der Bitte um Bearbeitung und Änderung weitergetragen werden.

Mit dem problembasierten Lernen können verschiedene Lernziele erreicht werden: Neben wiss...

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