Bei der Vorbereitung muss ein Problem ausgewählt werden, das der Lernergruppe bekannt ist. Die Sifa hat im Vorfeld die Aufgabe, das Problem gut abzugrenzen und zu beschreiben. Es muss klar sein, dass und warum es sich um ein Problem handelt. Dies geschieht im Arbeitskontext am besten dadurch, dass eine Situation geschildert wird, in der das Problem schon passiert ist, sich also z. B. ein Unfall ereignet hat. Die Sifa sollte sich hier ausführlich und so konkret wie möglich einen Fall zurechtlegen, damit sie später auf eventuelle Fragen zum Unfallhergang Auskunft geben kann.

In vielen Guidelines zum problemorientierten Lernen wird vorgeschlagen, der Lernergruppe schon diverse Fachtexte (z. B. Gesetze und Richtlinien) vorher zukommen zu lassen, die als Vorbereitung gelesen werden sollen. Das Ziel ist, diese zeitraubende Phase vorzuverlegen, um dann direkt während des Termins mit den erlernten Informationen arbeiten zu können. Dieses Prinzip nennt sich "flipped classroom". Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Lernergruppe sich vorher schon viel Zeit nehmen kann oder will, um Texte zu lesen und Fragen vorzubereiten, sollte diese Phase jedoch sicherheitshalber eher in den Live-Termin verlegt werden.

 
Praxis-Beispiel

Stapler-Unfall

Herr Klein ist Gabelstaplerfahrer bei der Spedition Schnell.

Um 6:00 Uhr beginnt er mit seiner Schicht. Er hat einen eiligen Zusatzauftrag bekommen.

Für einen Kunden aus dem Einzelhandel muss er 2 Paletten Ware zusammenstellen, die schon um 7:00 Uhr auf den Lkw geladen werden sollen.

Dazu muss er im gesamten Lager (Regale) die Einzelkartons und Gebinde suchen und zusammenstellen.

Da die Zeit sehr knapp ist, werden die kommissionierten Waren nur locker auf den beiden Paletten abgestellt. Auf eine Ladungssicherung, beispielsweise mittels Wickelfolie, verzichtet Herr Klein.

Bei der Fahrt mit einer der beladenen Paletten in Richtung des Lkw gibt er ordentlich Gas, um etwas Zeit gutzumachen.

Hierbei fährt er mit hoher Geschwindigkeit um eine Kurve und bemerkt erst spät, dass 2 Kollegen aus einem anderen Lagergang auf ihn zukommen.

Beim anschließenden Ausweichmanöver des Staplers rutschen die Palette und deren Last seitlich von den Gabelzinken auf einen der beiden Mitarbeiter zu.

Der andere Mitarbeiter erkennt die Situation und stößt seinen Kollegen aus dem Gefahrenbereich zur Seite.

Der zur Seite gestoßene Mitarbeiter stolpert über einige Kunststoffrohre, die externe Handwerker hier zwischengelagert haben, und stürzt nach hinten. Er landet mit dem Rücken auf einer Palette, die auf dem Verkehrsweg liegt und zieht sich hierbei eine schwere Rückenverletzung zu.

Der Staplerfahrer Herr Klein wiederum verliert beim Ausweichmanöver die Kontrolle über seinen Gabelstapler und prallt seitlich gegen ein weiteres Regal, das durch die Wucht des Aufpralls beschädigt wird. Da Herr Klein auf seinem Frontstapler nicht durch den Gurt gesichert ist, wird er seitlich aus dem Stapler gegen das Regal geschleudert, wodurch er sich schwere Prellungen im Bereich des Oberkörpers und des Kopfes zuzieht.

Die Sifa hat außerdem die Aufgabe, alle relevanten Texte, Bilder, Beschreibungen und Gesetze als Arbeitsmaterial vorzubereiten und zur Unterweisung mitzubringen. Das erfordert, sich in die Lernergruppe hineinzuversetzen und zu überlegen, was der Gruppe wohl helfen wird, den Fall zu bearbeiten, das Problem zu verstehen und Vorschläge zu machen, wie das Problem zukünftig vermieden werden kann bzw. welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssten, damit so ein Vorfall sich nicht wiederholt.

 
Praxis-Beispiel

Vorzubereitende Sachliteratur für den Stapler-Unfall

Mit folgender Literatur (Verordnung/Richtlinien) sollen sich die Teilnehmer im Vorfeld oder während der Unterweisung als Gruppe beschäftigen:

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?


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