Taten für Tropfen: Wasserwende aktiv gestalten

Wasser steht als lebenswichtige Ressource im Fokus globaler Herausforderungen. Auch in Mitteleuropa schrumpfen die Reserven. Dieser Artikel beleuchtet die dringlichen Herausforderungen des Gewässerschutzes und zeigt Wege für Unternehmen zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit dem Element auf.

Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtsystems Erde: Es formt unseren Planeten und verbindet die Landlebensräume, die von hydrologischen Prozessen abhängig sind. Vor allem Wassermangel ist weltweit ein wachsendes Problem. Auch Deutschlands Wasserreserven schrumpfen. Industrie, Energiewirtschaft, Landwirtschaft sowie die Mineralwasserbranche verbrauchen hierzulande drei Viertel des Wassers. Wächst die weltweite Wassernachfrage weiter, wird sie das verfügbare Angebot im Jahr 2030 um 40 Prozent übersteigen.

Herausforderungen für den Gewässerschutz

Wasserwirtschaft und Gewässerschutz stehen vor diversen ganz unterschiedlichen Herausforderungen:

Bodenversiegelung: Starkregen kann auf versiegelten Böden zum Problem werden. So kann Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Andererseits steigt das Risiko für Überschwemmungen, da die Kanalisation die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen kann. Für das Wassermanagement in Städten gibt es dafür das Konzept der Schwammstadt: Statt Flächen zu versiegeln, müssen Städte das Regenwasser selbst aufnehmen können und dem natürlichen Kreislauf zurückführen.

Einige Grundwasserschichten sind durch Schadstoffeinträge vergiftet und somit unbrauchbar für die Trinkwassergewinnung.

Nach Angaben des WWF gibt es bereits bis zu sechsmal mehr Plastik im Meerwasser als Plankton. Gerade Mikroplastik ist ein großes Problem.

Es gibt noch zu wenig Rückhaltesysteme, um Wasser vor allem bei Starkregen aufzufangen

Rückgang der Süßwasserressourcen: Die Gletscher schmelzen schneller, als sie im Winter wachsen, Grundwasserleiter verlieren mehr Wasser, als ihnen zufließt, weltweit fallen die Grundwasserspiegel.

Fast zwei Drittel der Weltbevölkerung leiden bereits jetzt mindestens einen Monat pro Jahr unter Wasserknappheit. Diese Zahl wird mit dem fortschreitenden Klimawandel noch weiter zunehmen.

Wassermonopole: Private Konzerne kaufen sich verstärkt in die Wasserversorgung von Städten ein. Dabei hatte die UNO am 28. Juli 2010 beschlossen, dass sauberes Trinkwasser ein Menschenrecht sei und keine Handelsware, Konsum- oder Geldanlage. Zugang zu Trinkwasser und Wasser ist ein Freiheitsrecht und muss durch eine öffentliche Daseinsvorsorge abgesichert werden. Das fundamentale Recht auf Wasser für alle braucht internationale Abkommen, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und bessere Infrastruktur sowie gerechte Systeme.

Nachhaltige Lösungen - national

Es braucht ein integriertes Wassermanagement, bei dem Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen gefordert sind. Vor diesem Hintergrund wurde im März 2023 die Nationale Wasserstrategie im Bundeskabinett verabschiedet. Mit ihr und dem dazugehörigen Aktionsprogramm soll die Grundlage für ein zukunftsfähiges Management unserer Wasserressourcen und den Schutz unserer Gewässer gelegt werden.

Die Nationale Wasserstrategie, der es allerdings an rechtlicher Verbindlichkeit fehlt, zielt darauf, auch im Jahr 2050 und darüber hinaus den nachhaltigen Umgang mit unseren Wasserressourcen zu sichern. Die 78 Maßnahmen des Aktionsprogramms zur Nationalen Wasserstrategie sollen schrittweise bis 2030 umgesetzt werden. Die Strategie gliedert sich in zehn Themen, die von der Realisierung gewässerverträglicher und klimaangepasster Flächennutzung bis hin zur Bewusstseinsstärkung für die Ressource Wasser reichen.

Nachhaltige Lösungen - international

Am 25. September 2015 verabschiedete die Staatengemeinschaft auf ihrer 70. Generalversammlung in New York die 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Damit erklärten die Mitgliedsstaaten, ihre Absicht, die Transformation im Hinblick auf eine ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähige Zukunft voranzubringen. Zu den nachhaltigen Entwicklungszielen von SDG 6 gehören „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“:

  • Alle Menschen sollen einen Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser haben.
  • Alle Menschen sollen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung sowie Hygiene erhalten.
  • Die Wasserqualität soll durch Wiederaufbereitung und gefahrlose Wiederverwendung weltweit verbessert werden.
  • Die Effizienz der Wassernutzung soll in allen Sektoren wesentlich gesteigert werden.
  • Auf allen Ebenen soll eine integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen umgesetzt werden.

Menschen in ihrem Element

Die Hälfte des Grundwassers in Deutschland ist mit Nitrat belastet - am höchsten sind die Werte in Regionen mit viel Massentierhaltung. Vor allem chemische Substanzen und Arzneimittelrückstände belasten deutsche Abwässer (und wurden sogar in Trinkwässern nachgewiesen). Viele Kläranlagen können diese Rückstände nicht vollständig herausfiltern, und so gelangen diese in die Gewässer.

Auch wenn im Bereich Gewässerschutz in den letzten Jahrzehnten viel passiert ist, sei dies noch viel zu wenig, so die Kritik von Ralf Steeg, Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. Gefährlich wird es besonders im Bereich der Krankheitserreger. „Hier werden die Flüsse im schlechten Fall zu regelrechten Verteilerströmen für multiresistente Keime.“ Die Umsetzung von Technologien muss in diesem Bereich vereinfacht werden. Daran arbeitet er mit seinem Ingenieurbüro WITE.company. Hier werden Anlagen entwickelt, die rasch umsetzbar, kostengünstiger und qualitativ hochwertiger sind. Damit soll es möglich werden, Umweltschutz schneller umzusetzen.

Zu den Menschen, die sich für Nachhaltigkeit engagieren und Wasser als „ihr“ Element nennen, gehört auch Ralf Otterpohl: Während seines Studiums des Bauingenieurwesens lernte er die Siedlungswasserwirtschaft kennen. Ihm wurde bewusst, dass er mit Kläranlagen Gewässer schützen wollte. In Lübeck entwickelte er ein Abwasserkonzept mit Flüssigdünger- und Energieproduktion aus dem getrennt gesammelten Toilettenabwasser und Bioabfall für eine Neubausiedlung. Heute werden nach diesem Vorbild viele solcher Anlagen gebaut, vorwiegend in China.

Beispiele für Wasserschutz in Unternehmen

Der Standard E3 ist einer von fünf umweltspezifischen Standards der European Sustainability Reporting Standards. Diese wurden von der EFRAG entwickelt und sind gemäß der CSRD anzuwenden. Mit dem ESRS E3 soll festgelegt werden, welche Angaben bezüglich Wasser- und Meeresressourcen zu machen sind, vor allem die Beziehung des Unternehmens zu Wasser- und Meeresressourcen im eigenen Betrieb und in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Da es sich bei Wasser- und Meeresressourcen um ein weitgefasstes Thema handelt, gibt es zahlreiche Schnittmengen zu anderen Umweltthemen.

Olaf Schulze ist beim Großhandelsunternehmen METRO Vice President Energy Management METRO Properties Holding GmbH und auch für den Wasserverbrauch zuständig. Seit 2017 gibt es eine METRO Wasser-Verbrauchs-Strategie: „Damals wollten wir bis 2025 im Vergleich zu 2017 fünf Prozent Trinkwasser pro Quadratmeter Nettobetriebsfläche einsparen. Das Ziel wurde schon 2020 weit übererfüllt.“ Im Jahr 2022 wurde ein neues Wasserziel gesetzt, vom Basisjahr 2021 bis 2030 sollen zehn Prozent Trinkwasser eingespart werden.

Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt auch die Zotter Schokolade GmbH. Der österreichische Hersteller von biologisch und fair produzierter Schokolade hat einen „essbaren Tiergarten“, der auf einem biologischen Gesamtkonzept gründet: saubere Böden, sauberes Wasser, die Nutzung von Sonnenenergie und viel heimisches Obst und Gemüse und artgerechte Tierhaltung. Um den Verbrauch an Trinkwasser auf das notwendige Ausmaß zu reduzieren, wird das eigene Brunnenwasser genutzt, und es wird versucht, das Abwasser möglichst wenig zu belasten. Das eigene Brunnenwasser versorgt die Leitungen für Brauchwasser und die WC-Spülungen, ein eigener Trinkwasserbrunnen die Essbar mit eigenem „Hofquellwasser“. Das Wasser aus dem örtlichen Netz wird zentral über die Hauptwasserleitung eingespeist und im Haus zu den jeweiligen Abnehmern verteilt. Regenwasser wird zur Bewässerung der Gärten im „essbaren Tiergarten“ in Drainage-Tanks gesammelt und dadurch wie im natürlichen Kreislauf genutzt. Die betrieblichen Abwässer (Schokoladenfabrik und Fleischverarbeitung) werden über den Fettabscheider geleitet und mit allen übrigen Abwässern, über das örtliche Kanalnetz entsorgt.

„Das Oberflächenwasser von heute ist das Mineralwasser von übermorgen“, sagt Dr. Franz Ehrnsperger, Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V. und geschäftsführender Gesellschafter der Traditionsbrauerei Neumarkter Lammsbräu. Das Unternehmen, das mittlerweile von Sohn Johannes in siebter Familiengeneration geführt wird, war schon seit rund 200 Jahren im Besitz seiner Familie. Doch erst er schlug den Weg zu einem ökologischen Ansatz ein.

Wasser ist nicht gleich Wasser

Seit 1984 gibt es Bio-Bier nach Lammsbräus „Ökologischem Reinheitsgebot“, das später als Vorbild für die entstehende EG-Bioverordnung diente. 1998 folgten Bio-Limonaden, die inzwischen unter der Marke „now“ vertrieben werden, und einige Jahre später das Bio-Mineralwasser „BioKristall“. Für Biomineralwasserbrunnen ist es Pflicht, in diesen Gebieten den Ökolandbau zu fördern. „Nur so kommen wir zu einer gesunden Kreislaufwirtschaft", sagt Ehrnsperger. Gemeinsam mit der Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. hat er im Jahr 2009 angeregt, dass es auch für Mineralwasser Bio-Kriterien geben sollte.

Das Konzept von Biowasser ist zunächst schwer nachvollziehbar, denn ein Biosiegel gibt es nur für Produkte, die von einem Produzenten selbst hergestellt wurden. Wasser sei doch ein Naturprodukt, lautet das gängige Argument. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser. Es gab viel Aufregung und juristische Auseinandersetzungen um die rechtliche Zulässigkeit der Bezeichnung „Bio-Mineralwasser", die bis zum Bundesgerichtshof ging, der 2012 entschied, dass die Richtlinien für Bio-Mineralwasser so streng und umfassend sind, dass sich entsprechend zertifizierte Mineralwässer „Bio" nennen dürfen.

Die Richtlinien für Bio-Mineralwasser definieren ein „Reinheitsgebot für Wasser", das über die Anforderungen der Mineral- und Tafelwasserverordnung hinausgeht. Das Bio-Mineralwasser-Siegel verpflichtet die abfüllenden Brunnen zu aktivem Wasserschutz durch die Förderung des ökologischen Landbaus. Wenn gutes Wasser langfristig gesichert werden soll, sind Investitionen in umfassenden Quellschutz erforderlich.

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