Klima-Canvas als Instrument für KMU zur Klimaneutralität

Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist der Weg zu Klimaneutralität in erster Linie eine Frage der Kapazität. Die Aufgabengebiete der Verantwortlichen sind oft breit gefächert, die Herausforderungen vielfältig. Das Thema Nachhaltigkeit reiht sich da bei vielen Unternehmen nach wie vor hinten ein. Gefragt sind in diesen Fällen Ansätze, die KMU einen einfachen und dennoch strukturierten Zugang zum Thema ermöglichen.

Der Klima-Canvas soll kleinen und mittelständischen Unternehmen einen einfachen und dennoch strukturierten Einstieg zur Gestaltung ihres individuellen Wegs zur Klimaneutralität ermöglichen. Entstanden ist das Instrument aus der retrospektiven Betrachtung der unternehmerischen Weichenstellungen und Maßnahmen im Thema Nachhaltigkeit beim Druckluft- und Pneumatik-Spezialisten Mader.

Was ist ein „Canvas“?

Ein „Canvas“, übersetzt Leinwand, ist im Geschäftsumfeld als Modell zu verstehen, das auf nur einer „Leinwand“ relevante Fragestellungen zu einem konkreten Anwendungsfall zusammenfasst und die strukturierte Entwicklung eines strategischen Konzepts ermöglicht. Der Klima-Canvas ist angelehnt an das Business Model Canvas (BMC) von Alexander Osterwalder, das für die Entwicklung von Geschäftsmodellen herangezogen wird.

Die vier Ebenen des Klima-Canvas

Das Klima-Canvas betrachtet, wie das Business Model Canvas, vier verschiedene Ebenen, die jedoch in ihrer Fragestellung an das Thema „Nachhaltigkeit“ angepasst wurden:

  • Mehrwert
  • Infrastruktur und Rahmenbedingungen
  • Stakeholder
  • Finanzen

Mader Klima-Canvas zum Ausfüllen

Ebene 1: Der Mehrwert: Wo erreichen wir einen Mehrwert, wenn wir klimaneutral werden?

In dieser ersten Ebene geht es darum, zu überlegen, wo mit dem Unternehmensziel „Klimaneutralität“ in der Wertschöpfung ein Mehrwert erreicht werden kann. Es werden erste Szenarien entwickelt, wie dieser Mehrwert aussehen könnte.

Zwei zentrale Handlungsfelder für eine verbesserte Klimabilanz von Unternehmen lassen sich dabei unterscheiden:

  • Interne Prozesse: Energetische und ressourceneffiziente Optimierung zum Beispiel interner Produktionsprozesse.
  • Leistungsangebot: Optimierung bzw. Neuentwicklung von Produkten und Leistungen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bzw. mit dem klaren Ziel zum Beispiel den CO2-Ausstoß innerhalb eines Prozesses beim Kunden zu reduzieren.

Ebene 2: Infrastruktur und Rahmenbedingungen: Was wird benötigt, um den definierten Mehrwert zu realisieren?

Im zweiten Bereich „Infrastruktur und Rahmenbedingungen“ wird konkret gesammelt, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die zuvor formulierten Mehrwerte zu generieren. Konkret werden folgende Fragestellungen bearbeitet:

  • Partner: Was sind wichtige interne/externe Partner auf dem Weg zur Klimaneutralität?
  • Aktivitäten: Was sind die zentralen Aktivitäten auf dem Weg zur Klimaneutralität?
  • Ressourcen: Welche Ressourcen und Kompetenzen benötigen wir?

Ebene 3: Stakeholder: Wen und wie wollen/müssen wir berücksichtigen?

Der dritte Bereich befasst sich mit den Stakeholdern (im BMC sind es die Kunden) und den Überlegungen, wie diese aktiv eingebunden und informiert werden. Die Anwender des Klima Canvas finden in diesem Bereich Antworten auf folgende Fragen:

  • Stakeholder Segmente: Welche internen/externen Gruppen wollen/müssen wir aktiv einbinden?
  • Beziehungen gestalten: Wie wollen wir mit den Stakeholdern zum Thema Klimaneutralität interagieren?
  • Kanäle: Über welche Kanäle wollen wir die Stakeholder erreichen?

Ebene 4: Finanzen: Was müssen wir investieren? Welcher Ertrag ist zu erwarten?

Der vierte und letzte Bereich des Klima Canvas widmet sich der ökonomischen Seite des Unternehmensziels „Klimaneutralität“. Während sich die Kosten bzw. vielmehr das notwendige Investment recht gut beziffern lassen, ist die Ertragsseite nicht immer so eindeutig messbar. Gerade weil nicht nur rein ökonomische Aspekte hier eine Rolle spielen sollten.

Das Klima Canvas nutzen

Das Modell ist weitestgehend selbsterklärend und kann in Eigenregie angewendet werden. Es kann die Grundlage für ein strukturiertes Brainstorming allein oder in einer Gruppe sein. Es kann aber auch als Basis für die ausführliche Ausarbeitung einer unternehmerischen Klimastrategie genutzt werden.

Learnings aus mehr als zehn Jahren „Nachhaltigkeit“ im Mittelstand

Im Idealfall fällt die Entscheidung zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit auf höchster Unternehmensebene. Bei Mader ging die Initiative von den geschäftsführenden Gesellschaftern aus. Entscheidend ist außerdem die Integration des Themas auf allen Ebenen:

  • Strukturell/organisatorisch: Schaffung einer eigenen Position, die alle Maßnahmen verantwortet und genügend Macht hat. Bei Mader war das die Ernennung einer Managementbeauftragten für Umwelt, Energie, Qualität, Arbeits- und Gesundheitsschutz.
  • Strategisch: Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie festschreiben. Seit 2017 ist „Nachhaltigkeit“ Teil des Werte-Kodex bei Mader, seit 2019 ist „Energieeffizienz“ ein Schwerpunkt in der Unternehmensstrategie. Strategische Weichen wurden zuvor u.a. durch die Gründung eines eigenen Geschäftsbereichs „Energieeffizienzmanagement“ gesetzt.