Entscheidungsstichwort (Thema)

Grundsicherung für Arbeitsuchende. Rücknahme eines rechtswidrigen begünstigenden Verwaltungsakts wegen zumindest grob fahrlässiger unrichtiger bzw unvollständiger Angaben. Verschweigen einer Lebensversicherung. Hilfebedürftigkeit. Vermögensberücksichtigung. offensichtliche Unwirtschaftlichkeit der Verwertung. Verhältnis zwischen zu verwertendem Vermögen und Erstattungsbetrag

 

Leitsatz (amtlich)

1. Bei der Verwertung von Lebensversicherungen als Vermögen ist die Prüfung der offensichtlichen Unwirtschaftlichkeit nicht auf die "Verlustquote" im Verhältnis im Substanzwert (eingezahlte) Beiträge und Verkehrswert (Rückkaufswert) zu beschränken (Anschluss an BSG vom 20.2.2014 - B 14 AS 10/13 R = BSGE 115, 148 = SozR 4-4200 § 12 Nr 23).

2. Auf das Verhältnis zwischen zu erstattendem Betrag und dem ursprünglich einzusetzenden Vermögen kommt es im Falle des § 45 Abs 2 S 3 Nr 2 SGB X nicht an (Anschluss an BSG vom 25.4.2018 - B 14 AS 15/17 R = BSGE 125, 301 = SozR 4-4200 § 40 Nr 14).

 

Tenor

Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Sozialgerichts Kiel vom 28. August 2018 wird zurückgewiesen.

Außergerichtliche Kosten sind im Berufungsverfahren nicht zu erstatten.

Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Tatbestand

Streitig ist die Rücknahme und Erstattung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) für die Zeit vom 1. Mai 2006 bis 31. Juli 2012 in Höhe von 35.552,82 EUR.

Die 1968 geborene Klägerin lebte im streitigen Zeitraum gemeinsam mit ihrem 1997 geborenen Sohn in L.... Der Sohn konnte seinen Lebensunterhalt durch eigenes Einkommen in Form von Kindergeld, Unterhalt und Wohngeld decken. Die Klägerin war durchgehend als Raumpflegerin beschäftigt und bezog aufstockende Leistungen nach dem SGB II durch den Beklagten.

Aus dem Arbeitshilfebezug heraus beantragte die Klägerin am 12. Oktober 2004 ab dem 1. Januar 2005 Leistungen nach dem SGB II beim Beklagten. Sie gab auf dem Zusatzblatt 3 (Feststellung des zu berücksichtigenden Vermögens) an, über ein Girokonto und ein Sparbuch zu verfügen. Die weiteren Fragen nach Vermögenswerten, insbesondere die Fragen Nr. 2.4 [Sparbriefe / sonstige Wertpapiere (z.B. Aktien, Fonds-Anteile usw.)] und Nummer 2.5 [Kapitallebensversicherungen / private Rentenversicherung] verneinte sie. Auf Bl. 7, Bl. 7 R der Verwaltungsakte wird wegen der weiteren Einzelheiten verwiesen. Im Rahmen dieses Antragsverfahrens reichte die Klägerin auch Kontoauszüge ein, aus denen sich unter anderem eine Abbuchung für die W.-Versicherung ergibt. Auf Bl. 20 der Verwaltungsakte wird verwiesen.

In den Weiterbewilligungsanträgen vom 14. September 2005, 10. April 2006, 9. Juni 2006, 21. Dezember 2006, 20. Juni 2007, 2. Januar 2008, 24. Juni 2008, 18. Dezember 2008, 25. Juni 2009, 28. Dezember 2009, 24. Juni 2010, 22. Dezember 2010, 22. Juni 2011 und 2. Januar 2012 gab die Klägerin jeweils an, dass keine Veränderungen in den Vermögensverhältnissen stattgefunden haben.

Mit Bescheid vom 5. Oktober 2005 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 22. Dezember 2005, 15. Februar 2006, 21. März 2006,18. April 2006 und 1. Juni 2006 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Bewilligungszeitraum 1. November 2005 bis 30. April 2006.

Mit Änderungsbescheiden vom 22. Juni 2006, 17. Juli 2006 und 30. Juli 2006 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für die Monate Mai 2006, Juni 2006 und Juli 2006.

Mit Bescheid vom 16. Juni 2006 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 2. Oktober 2006, 27. Oktober 2006, 24. November 2006 und 13. Februar 2007 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. August 2006 bis 31. Januar 2007.

Mit Bescheid vom 3. Januar 2007 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 26. Januar 2007, 2. Juni 2007, 25. Juni 2007 und 14. September 2007 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. Februar 2007 bis 31. Juli 2007.

Mit Bescheid vom 25. Juni 2007 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 14. September 2007, 7. Januar 2008, 19. Februar 2008 und 20. März 2008 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. August 2007 bis 31. Januar 2008.

Mit Bescheid vom 7. Januar 2008 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 20. März 2008, 17. Mai 2008, 29. Mai 2008, 21. Juli 2008 und 22. Dezember 2008 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. Februar 2008 bis 31. Juli 2008.

Mit Bescheid vom 26. Juni 2008 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 21. Juli 2008, 22. Dezember 2008 und 12. Juni 2009 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. August 2008 bis 31. Januar 2009.

Mit Bescheid vom 22. Dezember 2008 in der Fassung der Änderungsbescheide vom 6. Juni 2009 und 12. Juni 2009 bewilligte der Beklagte der Klägerin Leistungen nach dem SGB II für den Zeitraum 1. Februar 2009 bis 31. Juli 2009.

Mit Bescheid vom 26. Juni 200...

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