Hoffest bei HR Pepper

Demut ist im Management der Unternehmen keine weit verbreitete Tugend. Bei ihrem Berliner Hoffest ist die Management-Beratung HR Pepper angetreten, um das zu ändern. Entsprechend war fernab steriler Tagungsräume die Kleiderordnung betont sommerlich locker und das Du die selbstverständliche Anrede.

32 Grad im Schatten, strahlender Sonnenschein. Am Himmel über Berlin war am 1. Juni keine Spur von Demut zu entdecken. Doch am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg war dies anders. "Demut. Macht. Sinn." lautete das Motto, mit dem HR Pepper zu seinem diesjährigen Hoffest geladen hatte. 

Auch ohne klimatisiertes Kongresszentrum diskutierten rund 200 Gäste einen Tag lang intensiv über Veränderungen der Arbeitswelt, tauschten Erfahrungen aus, erweiterten Horizonte – und schwitzten gemeinsam demütig bei einem ausgewogenen Mix aus Vorträgen, Diskussionsrunden und praxisnahen Sessions. Und das war gut so.

Loslassen als Führungskonzept

"Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei", brachte es Whatchado-Mitgründer Ali Mahlodji in seinem Vortrag auf den Punkt. Es gehe bei HR um die Lebenszeit von Menschen und nicht darum, Befehle zu überbringen. Vor allem wurde an diesem Tag deutlich: Damit jeder Einzelne seine Ideen und Stärken in einem Unternehmen auf Augenhöhe einbringen kann, muss das Management lernen, sich auch einmal zurückzunehmen. "Loslassen ist ein wichtiges Führungskonzept", sagte Sabine Kluge in ihrer Session. Für die Beraterin von Kluge Consulting ist klar, dass die Antwort auf die Digitalisierung die Vernetzung ist. Demut bedeute für Führungskräfte, das Wissen anderer aus den Netzwerken wertzuschätzen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen.

Der Change-Prozess bei HR Pepper

Wie Veränderungen in der Praxis umgesetzt werden können, zeigte HR Pepper am eigenen Beispiel. Die Change-Beratung befindet sich selbst in einem Change-Prozess und hat unter anderem ein neues Organisationsmodell eingeführt. Es basiert auf Selbstorganisation, Eigenverantwortung und Kundenorientierung. So konnten Mitarbeiter sich gegenseitig für bestimmte Rollen im Unternehmen vorschlagen, auch sich selbst. Durch ein Wahlverfahren wurden diese Rollen dann besetzt. 

Gründer und Geschäftsführer Matthias Meifert zeigte sich positiv überrascht, wie stark sich junge Mitarbeiter auch für verantwortungsvolle Rollen bewarben. Denn wenn Macht – das zweite große Thema des Tages –  besser verteilt wird, sind dafür einerseits Menschen nötig, die bereit sind, Verantwortung und Macht zu übernehmen und wiederum andere, die bereit sind, zugunsten von mehr Innovation und Kreativität auch Macht abzugeben. Eine Selbstorganisation aufzustellen, habe ihm viel Demut gelehrt, sagte Meifert den Zuhörern.

Working Out Loud bei Continental

Auch zeigte der Tag, wie groß das Interesse an neuen Methoden der Zusammenarbeit ist. "Working Out Loud ist ein Instrument, um die Machtveränderung, die ohnehin in Unternehmen vor sich geht, bewusster in die Hand zu nehmen und zu gestalten“, so Sebastian Hollmann, HR-Stratege bei Continental. Er demonstrierte, welchen Einfluss "WOL" für Unternehmen, aber auch für die eigene Entwicklung haben kann. 

Insbesondere werden Frauen die Machtstrukturen weiter verändern. So herrschte auf der Podiumsdiskussion Konsens darüber, dass Unternehmen mehr Frauen in Führungspositionen benötigen. Für den richtigen Weg dorthin gibt es auch weiterhin kein Patentrezept, jedoch immer mehr positive Beispiele, wie die Diskussionsrunde zeigte.

Fazit: Die Transformation geht weiter

Neben der besonderen Atmosphäre, den intensiven Gesprächen und zahlreichen Inspirationen dürfte den Hoffest-Gästen vor allem eines deutlich geworden sein: Wenn es das Management schafft, eigene Positionen zu überdenken und Dinge loszulassen, kann es Innovationen, Kreativität und Fortschritt den benötigten Raum gewähren. Die Transformation geht weiter.

Schlagworte zum Thema:  Leadership, Change Management, Digitalisierung