30 Jahre GFOS: 30 Jahre Software für Workforce Management

Im Jahr 1988 gründete Burkhard Röhrig mit drei Mitarbeitern die "Gesellschaft für Fabrikorganisation und Softwareentwicklung" (GFOS). Heute sind über 190 Menschen für das Unternehmen tätig. Ein Rückblick auf 30 Jahre Software für Zeitwirtschaft, Personaleinsatzplanung und Produktionssteuerung.

Haufe Online-Redaktion: Sie können nun auf 30 Jahre GFOS zurückblicken. Was waren aus Ihrer Sicht die spannendsten Projekte, die Sie in diesen drei Jahrzehnten durchgeführt haben?

Burkhard Röhrig: In jedem Jahr gab es spannende Projekte. Die spannendsten waren sicherlich diejenigen, bei denen wir neue Mitarbeiter integriert, Schlüsselkunden einer wichtigen Branche akquiriert oder völlig neue Aufgaben realisiert haben. 

Haufe Online-Redaktion: Welche davon sehen Sie als Meilensteine an?

Röhrig: Ich sehe die Meilensteine weniger in der technischen Entwicklung, sondern eher in den Mitarbeitern, die uns begleitet und geprägt haben. Als unbekanntes Start-up-Unternehmen, das wir anfangs waren, hatten wir Schwierigkeiten, Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen. Allen voran möchte ich deshalb meine Frau, Gunda Cassens-Röhrig, erwähnen, die genau ein Jahr nach Gründung ins Unternehmen eingetreten ist – am 1. April 1989. Ab dem zweiten Jahr ihrer Anstellung hat sie die komplette Produkt- und Serviceverantwortung im Workforce-Bereich übernommen. Das war ein wichtiger Meilenstein, denn so konnte ich mich schwerpunktmäßig auf den industriellen Part konzentrieren.

Ein wichtiger Kunde sagte an Heiligabend zu 

Haufe Online-Redaktion: Zählen Sie auch Kundenprojekte zu den Meilensteinen?

Röhrig: Ja. Ein Fall ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: An einem 24. Dezember akquirierten wir mit der Onken GmbH, die später in Dr. Oetker aufgegangen ist, einen besonderen Kunden, der für uns eine entscheidende Weichenstellung brachte. 1994 konnten wir Aldi als Kunden gewinnen. Darauf sind wir mächtig stolz, weil das Unternehmen ein sehr fairer, aber auch kritischer Geschäftspartner ist – auch heute noch. Und 2007 haben wir die Sparkassen-Organisation für unser Produkt gewonnen. Das sind natürlich Meilensteine, die ein Unternehmen und seine Produktentwicklung prägen.

Haufe Online-Redaktion: Die technische Entwicklung ist für Sie im Rückblick nicht so relevant?

Röhrig: Doch, diese ist natürlich auch wichtig. Softwarehäuser leben oft mit einer Generation von Software. Sie haben irgendwann ein gutes Produkt entwickelt und freuen sich über dessen Vermarktung, verpassen aber die Entwicklung eines neuen Releases. Wir haben inzwischen zwei komplett neue Softwaregenerationen auf den Markt gebracht. 1997 kam unsere Version 4.0 heraus – eine Datenbank-basierte Software mit grafischer Benutzeroberfläche. Davor war diese Software zeichenorientiert und Colol-basiert. 2016 haben wir unsere Java-basierte Version herausgebracht, die voll web-fähig ist. Inzwischen sind wir in 30 europäischen Ländern tätig – auch in Ländern, deren Sprache hier im Hause niemand versteht.

Haufe Online-Redaktion: Wie kamen Sie damals überhaupt zur HR-Software und zum Workforce Management?

Röhrig: Zunächst war es gar nicht das Thema Workforce. Vielmehr hat sich die GFOS mit Zeiterfassung, Zutrittskontrolle, Betriebsdaten- und Maschinendatenerfassung in einen Markt begeben, in dem es überwiegend schlechte Produkte gab. Wir hätten damals auch ein Lohn- und Gehaltssystem entwickeln können, aber davon gab es genügend gute. Also haben wir das nicht getan und uns stattdessen auf die Erfassungssysteme konzentriert. Später haben wir den Regelkreis geschlossen und Einsatzplanung sowie Bedarfsermittlung ergänzt.

Haufe Online-Redaktion: Waren Ihre ersten Kunden vornehmlich Industrieunternehmen, die Lösungen für die Betriebs- und Maschinendatenerfassung suchten, oder ging es damals auch schon in Richtung Handel und andere Branchen?

Röhrig: In den ersten sechs Jahren hatten wir ausschließlich industrielle Kunden. Dann kamen immer mehr Handelsunternehmen dazu und schließlich Banken und Versicherungen. Deshalb hat die GFOS 2006 ihren Namen geändert. Früher hieß sie „Gesellschaft für Fabrikorganisation und Softwareentwicklung“, heute steht die Abkürzung für „Gesellschaft für Organisationsberatung und Softwareentwicklung“. Denn inzwischen haben wir eine Parität: Finanzdienstleister und Handelsunternehmen nehmen gut 50 Prozent unseres Umsatzes ein und die Industrie den Rest.

Partnerschaft zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern 

Haufe Online-Redaktion: Vor einiger Zeit haben Sie den Begriff „Industrie 4.0 human“ geprägt. Wie wirkungsmächtig ist dieser Begriff heute?

Röhrig: Der Begriff „Industrie 4.0 human“ wird immer wieder diskutiert, was uns sehr freut. Wichtig dabei ist, dass eine Partnerschaft zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern unumgänglich ist, will man qualifizierte Mitarbeiter an das Unternehmen binden. Grundsätzlich hat der Begriff also eine starke Bedeutung und im Gegensatz anders lautender Botschaften aus dem Silicon Valley ist und bleibt der Mensch wichtig – trotz oder gerade auch wegen der Digitalisierung. Wir haben beispielsweise einen Fachblog kreiert, für den wir namhafte Autoren gewinnen konnten. Aber ich muss auch sagen, dass wir selber stark Arbeitnehmer-orientiert sind. Wir wollen nicht die reine Technik-Gläubigkeit verbreiten und sehen bestimmte Entwicklungen kritisch.


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Haufe Online-Redaktion: Sind das technische Entwicklungen?

Röhrig: Nicht nur. Es geht auch um das Thema Work-Life-Blending. Gerade im Zuge von Homeoffice-Diskussionen besteht die Gefahr, dass Privatleben und die Arbeitswelt immer mehr miteinander verschmelzen. Das ist zu vermeiden. Die Unternehmen müssen manche Mitarbeiter auch vor sich selbst schützen.

Arbeitszeitmanagement bleibt ein wichtiges Thema 

Haufe Online-Redaktion: Heißt das, dass das Thema Arbeitszeitmanagement und -planung weiterhin wichtig bleibt – auch wenn sich die Mitarbeiter zunehmend selbst organisieren können?

Röhrig: Unbedingt. Die gesetzlichen Vorgaben und die individuellen Möglichkeiten, verbunden mit dem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften, werden weiterhin Optimierungsbedarf erzeugen. Darüber hinaus wird der Arbeitgeber auch bei Homeoffice-Arbeitsplätzen nicht aus der Verpflichtung genommen. Er muss auch dort für den Arbeitsschutz Sorge tragen. Mit der EU-Datenschutzgrundverordnung, die vorschreibt, dass bestimmte Informationen vor unberechtigten Zugriffen Dritter zu schützen sind, kommt eine weitere Hürde hinzu.

Haufe Online-Redaktion: Wie wird Workforce Management in fünf oder zehn Jahren aussehen?

Röhrig: Der technische Fortschritt und die Digitalisierung lassen sich nicht aufhalten. Wir haben im Laufe der Jahre immer wieder Neuerungen erlebt, die uns überrascht haben und die wir uns vorher noch nicht vorstellen konnten. Ich glaube, dass sich vor allem der Mensch-Maschine-Dialog maßgeblich ändern wird. So werden Eingaben durch Sprache oder Gestik selbstverständlich. Durch die Digitalisierung werden auch automatische Protokolle in Form von Dokumentationen zustande kommen, die es heute noch nicht gibt. Und wir werden mehr Homeoffice- und Mobil-Arbeitsplätze bekommen, bei denen sich Mitarbeiter selbst im Sinne von Wunschbüchern zu Diensten einteilen und Dienste tauschen. Ich rechne jedenfalls mit einer gesteigerten Eigenverantwortung, die aber organisiert werden muss. Dafür werden auch in Zukunft Tools benötigt.


Das Interview führte Daniela Furkel, Redaktion Personalmagazin.

 

Burkhard Röhrig gründete Anfang 1988 die GFOS mbH, die er bis heute als geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter leitet. Das Unternehmen zählt zu den Pionieren im Bereich Zeitwirtschaft, Personaleinsatzplanung, Betriebsdatenerfassung und Produktionssteuerung.

Schlagworte zum Thema:  HR-Software