Studie zu Skills der Zukunft: Zeit für Weiterbildung fehlt

Die Digitalisierung schafft einen Bedarf an neuen Kompetenzen. Nicht nur an fachlicher und technischer Qualifikation, auch an persönlichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen mangelt es, das zeigt eine neue Studie. Auch die Lernbereitschaft dafür ist vorhanden, nur haben viele keine Zeit für Weiterbildung.

"Der Umbruch am Arbeitsmarkt ist da", sagt Kurt Jeschke, Professor und Prorektor Corporate an der IUBH Internationalen Hochschule. Die aktuelle IUBH-Trendstudie mit dem Titel "Upskilling – Digitalisierung und neues Lernen", bei der im Frühjahr 2020 über 1.200 Führungskräfte und Mitarbeitende zu den Veränderungen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung befragt wurden, zeigt einen deutlichen Bedarf an digitalen Bildungsformen sowie zukunftsorientierten Bildungsinhalten.

Digitalisierung schafft neuen Weiterbildungsbedarf

Die Befragung zeigt: Die Digitalisierung wird als größte Herausforderung wahrgenommen. Daneben geben die befragten Arbeitnehmer über alle Gruppen hinweg "Mitarbeiter", "Fachkräftemangel" und "Personal" als die wichtigsten Zukunftsthemen an. Das zeigt ein hohes Bewusstsein für fehlende Fachkräfte und Qualifikationen auf der einen und nicht mehr benötigte Berufsfelder auf der anderen Seite. "Für bestehende Mitarbeitende gibt es also im Unternehmen in vielen Fällen bald keinen Job mehr, während für neue Aufgaben qualifiziertes Personal fehlt oder die fachlichen Kompetenzen nicht ausreichen, um Aufgaben oder Berufsprofile zukunftsfähig zu machen", fasst Jeschke die Lage zusammen. "Mit unserer Studie fragen wir deshalb nach dem veränderten Kompetenzbedarf in Unternehmen, den erforderlichen Skills und den Anforderungen an die berufliche Aus- und Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte."

Hard Skills in den Bereichen IT und Technik gefragt

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung überrascht es wenig, dass gerade im technischen Bereich Kompetenzlücken deutlich werden: 42,6 Prozent der Befragten sehen Weiterbildungsbedarf im Bereich IT und Technik. Weitere Bereiche, in denen laut der Studie ein hoher Bedarf am Ausbau fachlicher Qualifikationen besteht, sind Marketing und Kommunikation (29,7 Prozent der Befragten sehen hier einen Bedarf) sowie Management und Wirtschaft (29,6 Prozent).

Bei der Frage nach den Qualifikationen, die für das jeweilige Umfeld am relevantesten sind, zeigt sich: Kompetenzen sind vor allem in den Bereichen Online und Social Media Marketing (26,8 Prozent), digitale Businessmodelle (22,0 Prozent) sowie Data Analytics und Big Data (21,5 Prozent) gefragt.

Interessant ist allerdings auch, dass 17,4 Prozent der Befragten keinen Handlungsbedarf im Hinblick auf weitere Qualifikationen sehen. Vor allem Mitarbeiter von kleineren Unternehmen sehen hier einen geringeren Handlungsdruck: Unter ihnen vertritt rund ein Viertel die Meinung, dass es keinen besonderen Bedarf am Erwerb neuer fachlicher Qualifikationen gibt.

Die Soft Skills der Zukunft

Der Großteil der Teilnehmer ist sich dennoch einig: Weiterbildung ist notwendig. Allerdings zeigt die Studie nicht nur einen Bedarf an fachlichen Qualifikationen, bezüglich Soft Skills und Führungskompetenzen der Beschäftigten wird eine noch größere Kompetenzlücke deutlich.

Den Studienautoren zufolge gehen vor allem große Unternehmen (über 500 Mitarbeiter) und Unternehmen mittlerer Größe davon aus, dass die "weichen" Kompetenzen in Zukunft an Relevanz zunehmen. Am häufigsten geben die Befragten einen Bedarf an der Erweiterung der folgenden persönlichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen an: Konfliktmanagement halten 43,6 Prozent für einen Bereich, in dem Nachholbedarf besteht. Problemlösungskompetenzen sehen 42,3 Prozent als Bedarf und im Bereich Teamwork geben 39,2 Prozent einen Mangel an.

Die befragten Führungskräfte legen allerdings einen anderen Schwerpunkt. Sie wollen ihre Fähigkeiten vor allem in folgenden Bereichen weiter ausbauen: Mitarbeiterentwicklung (53,8 Prozent), Stressprävention (33,6 Prozent) und Delegieren und Loslassen (32,6 Prozent). Auch die Führungskräfte sehen es also als besonders notwendig an, die Fähigkeiten und Kenntnisse ihrer Mitarbeiter selbst durch Upskilling gezielt entwickeln und fördern zu können.

Lernbereitschaft ist vorhanden, aber es fehlt an Zeit und Budget

Neun von zehn Befragte geben an, dass sie grundsätzlich bereit sind, sich persönlich weiterzubilden. Vor allem mittlere Führungskräfte und CEOs zeigen eine überdurchschnittlich hohe Lernbereitschaft, in der Personalabteilung selbst fällt sie hingegen etwas geringer aus als unter den übrigen Mitarbeitern.

Was hält Mitarbeitende also davon ab, sich persönlich weiterzuentwickeln? Laut der Trendstudie spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, aber die mit klarem Abstand am häufigsten genannte Antwort ist "Zeitmangel" (40,2 Prozent). Weitere 26,5 Prozent geben außerdem an, keine Zeit zu haben, sich überhaupt mit den Angeboten auseinanderzusetzen und für 26,5 Prozent sind die Angebote schlicht zu teuer.

Die befragten Führungskräfte geben darüber hinaus Gründe dafür an, wieso sie bislang noch keine Weiterbildungsmaßnahmen umgesetzt haben. Neben dem Zeitmangel, der auch für das Bereitstellen von Maßnahmen eine große Rolle spielt, zeigt sich hier ein weiteres Problem: 31,3 Prozent der Führungskräfte geben ein fehlendes Budget als Hindernis für den Einsatz von Weiterbildung an.

Fünf Learnings aus der Upskilling-Studie

Die Studienautoren schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass mit der Digitalisierung nicht nur ein neues Skillset notwendig wird, sondern dass auch die Lernumgebung selbst den neuen Anforderungen gerecht werden muss. Sie nennen deshalb die folgenden fünf Anforderungen, die ein optimales Lernsystem erfüllen sollte:

  1. Modular und sichtbar: Das Lernen muss in kleinen Lerneinheiten möglich sein, aber auch sehr komplexe neue Rollen modular ermöglichen und skalierbar machen.
  2. On the Job und personalisiert: Lernen muss stets "on the Job" möglich sein und die jeweiligen Lerninhalte und Medien müssen zum persönlichen Bedarf passen.
  3. Blended und selbstgesteuert: Lernen muss selbstgesteuert erfolgen, in einer Mischung aus Online-Lernen und persönlicher Interaktion im Blended-Format.
  4. Breit und spezifisch: Die Inhalte müssen sehr breit verschiedene, spezifische Hard und Soft Skills umfassen, aber auch das Lerninteresse selbst befördern.
  5. Benefit für Menschen und Unternehmen: Der immense Lernumfang und die begrenzte Zeit zum Lernen erfordern einen klaren Nutzen - sowohl für die Lernenden als auch das Unternehmen.


Das könnte Sie auch interessieren:

Studie: Personalentwicklung kommt zum Erliegen

Learning Management Systeme im Zentrum der Weiterbildung

E-Learning: Trends in der Personalentwicklung

Schlagworte zum Thema:  Weiterbildung, Kompetenzmanagement