Studie: Gehaltsfrage für Arbeitnehmende zweitrangig

Geld allein macht nicht glücklich. Diese Binsenweisheit bringt der aktuelle "Meaning of Work Report" auf den Punkt. Spaß schlägt demnach Gehalt als erstes Karriereziel unter Beschäftigen in Deutschland und auch sonst verschieben sich die Prioritäten der Arbeitnehmenden.

Die klassische Karriereleiter ist für die Beschäftigen in Deutschland längst nicht mehr der wichtigste Anreiz im Job. Heute zählen Selbstverwirklichung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Spaß an der Arbeit. Zu diesen Ergebnissen kam der repräsentative "Meaning of Work Report 2020" der Jobsuchmaschine Indeed unter 2.042 Arbeitnehmenden. Die Studie analysierte, wie Menschen ihre Arbeitswelt erleben und was sie sich für ihre berufliche Gegenwart und Zukunft wünschen.

Karrierebegriff neu definiert

Karriere ist zwar kein Auslaufmodell, das Begriffsverständnis aber hat sich grundlegend gewandelt. Während über viele Jahre der berufliche Aufstieg zum Gradmesser für ein erfolgreiches Berufsleben diente, sind es heute Spaß (90 Prozent) und Selbstverwirklichung (64 Prozent). Diese nannten die Befragten als Wunschziele für die kommenden fünf Jahre ihres Berufslebens. "Das Thema Beförderung als Sinnbild des Aufstiegs und der Karriere rückt in Summe stärker in den Hintergrund", sagt Tim Verhoeven, Recruiting Evangelist bei Indeed und ergänzt: "Deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten würden eine Gehaltserhöhung einer Beförderung vorziehen." Im Interview mit der Haufe Online-Redaktion zum Thema Recruiting Analytics erklärte Verhoeven, dass Gehaltsfragen auch im Recruiting-Prozess nicht immer an erster Stelle stehen müssen. Dennoch bleibt das Gehalt laut der aktuellen Studie weiterhin wichtig (83 Prozent). So muss auch bei erfüllenden Tätigkeiten am Ende die Bezahlung stimmen.

Arbeitgeber bedingt weiterzuempfehlen

Dass das Gesamtpaket nicht überall stimmt, lässt sich aus der Frage schließen, ob Arbeitnehmende ihre Arbeitgeber weiterempfehlen würden. Nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) bejahten dies. Gründe dafür liefert die Studie nicht. Stattdessen befragt sie Arbeitnehmenden nach ihren Wechselabsichten. Das Ergebnis: Nur jeder Sechste sucht aktiv nach einem neuen Job – besonders häufig in den ersten Wochen des Jahres. Die wichtigsten Gründe dafür lauten mangelnde Anerkennung (58 Prozent), bessere Verdienstmöglichkeiten (54 Prozent) oder Arbeitsbedingungen (43 Prozent).

Mehr Gehaltstransparenz gewünscht

Unzufrieden mit Verdienstmöglichkeiten dürften insbesondere Arbeitnehmerinnen sein, lag der Gender Pay Gap 2019 in Deutschland bei immerhin 21 Prozent. In der Befragung schlägt sich die finanzielle Benachteiligung indes kaum nieder. So ist beispielsweise der Wunsch nach transparenteren Gehältern bei Frauen und Männern ähnlich groß. Konkret: 65 Prozent der Arbeitnehmerinnen und 60 Prozent der Arbeitnehmer befürworten, Durchschnittsgehälter pro Fachabteilung und Position in ihrem Unternehmen regelmäßig intern zu veröffentlichen. Darüber hinaus fänden es sowohl Männer (66 Prozent) als auch Frauen (70 Prozent) positiv, würden Stellenanzeigen Angaben zum Gehalt liefern. In Großbritannien machen das bereits vier von zehn Unternehmen.