Studie: Kaum Durchlässigkeit bei Managerkarrieren

Zwischen deutschen Dax-Konzernen und Familienunternehmen gibt es auf Vorstandsebene nur selten einen Wechsel zur jeweils anderen Seite. Nur fünf Dax-Chefs waren schon einmal für ein Familienunternehmen tätig. Dabei kann es ein Vorteil sein, in beiden Systemen gearbeitet zu haben.

Dax-Vorstände und Geschäftsführer von Familienunternehmen wechseln selten zur jeweils anderen Seite. Lediglich fünf Dax-Chefs haben zuvor schon einmal bei einem nicht notierten Unternehmen im Privatbesitz gearbeitet. Umgekehrt waren von den 30 größten nicht an der Börse gelisteten Unternehmen in Familienhand nur sieben Geschäftsführer früher für einen Konzern tätig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Executive-Search- und Talent-Management-Beratung Korn Ferry.

Entscheidung mit der ersten beruflichen Station

Manager würden sich meist unterbewusst schon sehr früh festlegen, in welcher Unternehmensform sie Karriere machen. "Häufig wird dies schon mit der ersten beruflichen Station entschieden", sagt Hubertus Graf Douglas, Geschäftsführer von Korn Ferry in Deutschland. Zwischen den Welten Konzern und Privatunternehmen gebe es kaum Durchlässigkeit.

Ausbildung der Top-Manager kein Grund für Versäulung

Ein interessanter Aspekt der Studie bezieht sich auf die Ausbildung der heutigen Top-Manager zu Beginn ihres Berufslebens. Es zeigt sich, dass sowohl die Mehrheit der Dax-Vorstände als auch die der Vorstände/Geschäftsführer bei Unternehmen in privater Hand studiert hat. Mehr als ein Drittel hat jeweils Betriebswirtschaftslehre studiert, dahinter kommen Ingenieurswissenschaften, Jura oder vereinzelt Naturwissenschaften. "In der Ausbildung ist der Grund für die Versäulung von Konzernen und Privatunternehmen nicht festzumachen", sagt Douglas. Die Entscheidung für ein System falle im Normalfall mit der ersten beruflichen Station.

Verhalten wird früh auf die jeweilige Kultur ausgerichtet

Zwischen Konzern und Unternehmen in Privatbesitz gebe es deutliche Unterschiede. In der einen Welt gehe es vor allem darum, einer Vielzahl an Investoren und gesellschaftlichen Anspruchsgruppen gerecht zu werden. In der anderen drehe sich häufig alles um die Zufriedenheit der Eigentürmer und Gesellschafter. "Dies wirkt sich deutlich auf Führungsmodelle und Unternehmenskultur aus. Diejenigen, die ihren Weg nach oben finden wollen, richten verständlicherweise darum ihr Verhalten und ihre Entscheidungen schon sehr frühzeitig auf die unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Kultur aus", so Korn Ferry-Geschäftsführer Douglas.

Firmenwechsel birgt Risiko

Um ins Top-Management zu kommen, zahle sich vor allem Konstanz aus. Externe Besetzungen hätten es immer schwerer und der Wechsel zu einer Firma berge das Risiko, mit der Kultur nicht zurecht zu kommen. "Führungskräfte scheitern nicht wegen fehlender Fachkenntnisse, sondern weil sie nicht in die neue Kultur hineinfinden", sagt Douglas. Das sei der eigentliche Grund, warum es kaum eine Karrierevermischung zwischen Konzernen und Familienunternehmen bei Top-Managern gebe.

Manager im Vorteil, die beide Systeme kennen

In Zeiten von permanentem Veränderungsdruck und disruptiven Entwicklungen in den Märkten, seien aber gerade Manager, die sich bereits in verschiedenen Systemen bewährt hätten, im Vorteil. Denn sie könnten ihre Fähigkeiten nicht nur unter gegebenen Rahmenbedingungen einsetzen. "Sie haben die notwendige Anpassungsfähigkeit, um systemische Veränderungen schnell zu adaptieren", folgert Hubertus Graf Douglas.

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