Stressmanagement: Fünf Tipps: Anleitung zum Burnout

Tipps gegen Burnout gibt’s wie Sand am Meer. Daher hat sich Trainer und Berater Stefan Fourier in der aktuellen "Wirtschaft + Weiterbildung" einen anderen Ansatz gegen Stress überlegt: fünf nicht ganz ernst gemeinte Tipps, wie Sie ganz sicher einen Burnout bekommen. Wir stellen sie in Auszügen vor.

Eigentlich wollte ich das Geheimnis für mich behalten. Nach akribischen Studien war ich dahintergekommen, auf welche Weise man als Führungskraft scheitern, seine Chance auf ein Burnout steigern und außerdem noch sein Unternehmen nachhaltig schädigen kann.

Das Ganze ist so einfach und funktioniert so todsicher, dass ich mich sehr gewundert habe, trotzdem immer noch eine ganze Menge erfolgreicher Leute zu sehen, und zwar ohne dass sie an Erschöpfung zugrunde gehen.

Weil ich finde, dass sich das ändern muss und mehr Menschen eine faire Chance zum Scheitern bekommen sollten, gebe ich mein Geheimwissen hier komprimiert in fünf Punkten preis. Bereits wenn man drei dieser Punkte beherzigt, scheitert man mit ziemlicher Sicherheit. Erfüllt man sie alle, ist der Burnout nur eine Frage der Zeit und – je nach Position – gefährdet man noch die eigene Firma.

Tipp 1: Lassen Sie bloß niemals die anderen ran, sondern machen Sie alles selbst.

Warum sollten Sie Ihre Zeit damit vertun, anderen zu erklären, was Sie von ihnen wollen? In dieser Zeit haben Sie längst alles selbst erledigt. O.k., Sie schaffen auf diese Weise in acht Stunden nicht unbedingt alles, was nötig ist. Aber dann können Sie länger arbeiten. Endlich können Sie ordentlich und begründet Überstunden machen und unter der Belastung kräftig stöhnen, vielleicht sogar zusammenbrechen. Und genau das wird natürlich eintreten, wenn Sie alles selbst machen. Sie können gar nicht alles schaffen und müssen Fehler machen. Gleichzeitig verhindert diese Strategie, dass Sie zu früh von Ihrem Posten entfernt werden, denn schließlich wird niemand gefeuert, der sich so anstrengt wie Sie. Prima!

Tipp 2: Halten Sie sich niemals an Regeln, regieren Sie nach Gutsherrenart.

Regeln sind eigentlich nur für die anderen da. Sie selbst müssen sich an gar nichts halten. Mehr noch, Sie sollten bestehende Regeln auch für andere außer Kraft setzen. Das hat, besonders wenn Sie Führungskraft sind, riesige Vorteile: Sie werden unberechenbar und verunsichern Ihr Umfeld. Sie werden mächtig und bringen andere in Abhängigkeit. Wirklich gute Leute werden sich einen solchen Stil nicht lange bieten lassen und weggehen, weil sie in einer solchen Atmosphäre nicht arbeiten wollen. Und schon sind Sie unliebsame Konkurrenz los, scharen die Ja-Sager um sich. In Ihrem Umfeld sind nur noch Leute, die abwarten, keine Initiative zeigen und keinerlei Risiko übernehmen. Eine prima Voraussetzung, damit Sie selbst bald zusammenbrechen.

Tipp 3: Halten Sie sich nicht mit den Wünschen von Mitmenschen auf, sondern erklären Sie den Leuten den Sinn des Daseins.

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder wüsste, was für ihn gut und richtig ist. Dann wären die Leute ja versucht, diesen Vorstellungen zu folgen, und zwar engagiert. Zum Glück gibt es dagegen Mittel. Sie müssen den Leuten nur pausenlos erzählen, was für sie gut ist. Dafür eignen sich Unternehmensleitlinien, Zielvereinbarungen und die jährlichen Mitarbeitergespräche. Aber auch zwischendurch sollten Sie keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, Menschen einzureden, was sie Ihrer Meinung nach wollen oder zu wollen haben. Geben Sie ihnen Ziele vor, brechen Sie die Unternehmensziele oder Ihre eigenen auf den Einzelnen herunter, sodass er darunter gar nicht mehr seine eigenen Wünsche und Motive finden kann. Nun befürchten Sie vielleicht, dass durch solch klare Ziel- und Sinnvorgaben Menschen auf gemeinsames Handeln gemäß Ihren Wünschen eingeschworen würden und Sie dadurch entlasten. Aber keine Sorge, das wird nur in heutzutage seltenen Fällen passieren, in denen bei der Arbeit nicht mitgedacht werden muss, sondern reine Befehlsausführung genügt. Das kommt zum Glück immer seltener vor.

Tipp 4: Stellen Sie niemals Fragen, sondern machen Sie einfach nur klare Ansagen.

Wer Fragen stellt, beweist nur, dass er selbst nicht genug weiß. Das ist für Sie schlecht, denn schließlich leben Sie ja vom Ruf Ihrer Unfehlbarkeit. Am besten pflegen Sie diesen, indem Sie zu jeder Sache die Lösung vorgeben und bis ins kleinste Detail darlegen, wie die Arbeit ausgeführt werden soll. Es gibt zwei wichtige Vorteile, die den Verzicht auf Fragen legitimieren: Erstens sparen Sie Zeit, denn jede Frage, die Sie stellen, braucht eine Antwort. Zweitens verhindern Sie, dass Ihre Mitarbeiter nachdenken und selbstständig werden. Mit der Zeit werden auch diejenigen Menschen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn den Wunsch nach aktiver Mitarbeit und selbstständigem Denken haben, abgeschliffen. Je weiter oben in der Hierarchie Sie sitzen, desto gefährlicher wird dieser Stil für das Unternehmen. Und Sie erreichen dadurch nicht nur das Ziel des persönlichen Scheiterns, sondern schädigen auch noch das Unternehmen.

Tipp 5: Schonen Sie niemals Ihre Kräfte, sondern geben Sie mehr als Sie können.

Erfahrene Menschen wissen, dass nichts perfekt ist. Es geht immer noch besser. Und Menschen sind schon gar nicht perfekt. Systemtheoretiker können sogar ausrechnen, dass in komplexen Systemen – Unternehmen, Familien, kurz in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens und Zusammenarbeitens – immer etwas von der Norm, vom Plan abweichen muss, und Perfektion überhaupt nicht möglich ist. Deshalb eignet sich das Ziel Perfektion so hervorragend für das Vorhaben des Scheiterns. Wenn Sie etwas zum obersten Ziel ihres Handelns machen, was überhaupt nicht erreichbar ist, dann scheitern Sie garantiert!


Tipp zum Weiterlesen:

Den kompletten Beitrag "Anleitung zum Burnout" und Anregungen dazu, wie sich alles noch verschlimmern lässt, lesen Sie in Ausgabe 04/2016 der "Wirtschaft + Weiterbildung".