Rudolf Kast zeigt Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten auf

Im Rahmen der Themenwochen "Alter(n)sgerechte Arbeitswelt – für alle?" hat Rudolf Kast, Themenbotschafter "Wissen und Kompetenz" der Initiative Neue Qualität der Arbeit, die eingereichten Fragen zum Thema beantwortet. Wir haben drei spannende Fragen und Antworten für Sie ausgewählt.

Mitte Oktober 2013 konnten Interessierte auf www.inqa.de ihre Anliegen rund um das Thema der "Altersgerechten Arbeit" einreichen. Die Haufe Online-Redaktion hat drei Fragen ausgewählt, die Rudolf Kast beantwortet hat.

Frage 1: Wie kann lebenslanges Lernen in in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) umgesetzt werden, die meistens über weniger Ressourcen verfügen als große Unternehmen?

Rudolf Kast: Zunächst: Die Umsetzung von Maßnahmen zum lebenslangen Lernen scheitert meistens nicht an den Ressourcen, sondern an dem Willen im Unternehmen. Wenn Betriebe lebenslanges Lernen ernsthaft in ihrer Unternehmensstrategie verankern wollen, dann finden sich auch Ressourcen – nicht zwangsläufig im eigenen Unternehmen, wohl aber in einem Netzwerk. Ein Beispiel hierfür ist der Zusammenschluss von KMU, die gemeinsam eine Weiterbildungsakademie gründen und so ihren Beschäftigten vielfältige und abwechslungsreiche Weiterbildungsmöglichkeiten ohne großen eigenen Ressourceneinsatz ermöglichen.

Frage 2: Gibt es finanzielle Unterstützungen oder Zuschussmöglichkeiten von Ministerien, Arbeitsämtern oder Berufsgenossenschaften für das Umgestalten der Arbeitsplätze?

Kast: Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten, die sich an unterschiedliche Branchen richten und die teilweise sehr unterschiedliche Schwerpunkte wählen. Hier gibt es drei gute Beipsspiel.

Erstens: Die Kampagne "Denk an mich. Dein Rücken" der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, der Knappschaft und der Sozialversicherung Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau bietet ein Beratungs- und Seminarangebot für Unternehmen. Sie soll Unternehmer dabei unterstützen, Belastungen des Rückens und der Gelenke bei ihren Beschäftigten frühzeitig zu erkennen und einzuschätzen. Darüber hinaus werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, auch vor dem Hintergrund der längeren Lebensarbeitszeit. Außerdem bezahlen manche Berufsgenossenschaften für Maßnahmen zur Rückenschulung auf Antrag einen finanziellen Pro-Kopf-Zuschuss.

Zweitens: Mit dem Programm "Wegebau" der Bundesagentur für Arbeit werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die älter als 45 Jahre sind, 75 Prozent der Lehrgangskosten erstattet, wenn der Arbeitnehmer für die Dauer der Qualifizierung unter Fortzahlung des Arbeitsentgelts freigestellt wird. Mit dieser Maßnahme soll insbesondere die Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen gefördert werden.

Drittens: Kann der bisherige Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausgeübt werden, kann über die berufliche Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung oder über die Berufsgenossenschaft eine Weiterbildung beantragt werden.

Frage 3: Wie sollen Mitarbeiter bis zur Rente in einem kontinuierlichen Schichtmodell arbeiten können? Welche Lösungen, auch für den Bürobereich, gibt es, um die Mitarbeiter gesund in Rente zu bekommen, anstatt sie als "Minderleister" vorzeitig zu entsorgen?

Kast: Meiner Meinung nach können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ihr ganzes Leben im selben Schichtmodell arbeiten. Es gilt, rechtzeitig das gängige Schichtmodell an bestimmte Altersgruppen anzupassen. Was bedeutet das konkret? Dies können zum Beispiel variable Wechselschichtsysteme mit längeren Freizeitblöcken, kürzere Arbeitszeiten in einem Schichtblock oder aber längere Erholungszeiten mit steigendem Alter sein.

Auf alle Fälle empfehle ich, in Workshops gemeinsam mit den Beschäftigten Modelle der Schichtarbeit mit begleitenden gesundheitsförderlichen Maßnahmen zu erarbeiten – zum Beispiel im Bereich der Ernährung oder der medizinischen Betreuung. Der letzte Schritt ist dann, zu individuellen Zeitpunkten den Weg aus der Schichtarbeit hin zu anderen Aufgabenbereichen im Betrieb zu finden. Dies ist frühzeitig zu planen.

Betriebe müssen in ihrer Unternehmenskultur verankern, dass es nicht von vornherein Minderleister gibt – jeder muss dort abgeholt werden, wo er steht und dort eingesetzt werden, wo seine Potenziale am besten genutzt werden können. Wenn es freiwillig nicht geht, sollte auch über Weiterbildung als Pflicht nachgedacht werden. Die Herausforderung, Mitarbeiter länger zu beschäftigen, muss Konsequenzen haben für eine lebensphasenorientiert auszurichtende Personalpolitik. Einen sinnvollen Ansatz bietet hier das "Haus der Arbeitsfähigkeit" (nach Juhani Ilmarinen), das für alle Beschäftigten als Basis eine systematische Gesundheitsförderung zur Erhaltung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit vorsieht.

Schlagworte zum Thema:  Mittelständische Unternehmen