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Regionales Recruiting: Heimat geht vor bei der Stellensuche

Der Job richtet sich nach der Heimat, nicht umgekehrt – das zeigt eine aktuelle Umfrage von Meinestadt.de unter 2.000 Fachkräften mit Berufsausbildung. Diese möchten dort arbeiten, wo Freunde und Familie sind, und schließen einen jobbedingten Umzug kategorisch aus.

„Heimat“ ist ein Begriff und noch viel mehr ein Gefühl, das die Beziehung zwischen den Menschen und einem geografischen Raum beschreibt. Und Heimat hat seit einigen Jahren Konjunktur. Das deutschsprachige Google findet aktuell 68,9 Millionen Treffer für das Wort „Heimat“. Auch ein Blick auf das Gemüseregal im Supermarkt verrät uns, dass die Menschen ein Bedürfnis nach der Verbindung zu ihrer Region haben.

Eine besonders enge Beziehung zu ihrer Heimat scheinen Fachkräfte mit Berufsausbildung zu pflegen. Sie bestimmt ihren Blick auf die Arbeitswelt maßgeblich mit – so das Ergebnis der aktuellen Studie von Meinestadt.de, die erstmals Zusammenhänge zwischen Region, Heimat und Job im Denken sowie in der Lebensführung von Fachkräften systematisch beleuchtet. Das Marktforschungsinstitut Respondi hat dazu Ende 2018 insgesamt 2.000 Teilneh­mer im Alter von 25 bis 65 Jahren online befragt.

Heimat und Geburtsort sind weitgehend identisch

Fachkräfte definieren „Heimat“ als ihre unmittelbare Umgebung und richten ihre Lebensplanung weitgehend an dieser aus. Heimat und Geburtsort sind für die meisten Fachkräfte identisch. Sie verweisen überwiegend darauf, dass ihr soziales Umfeld und ihr Geburtsort eins sind: „Da sind meine Familie und mein Freundeskreis“, hebt ein Teilnehmer hervor, ein anderer verweist auf „Familie“, „soziale Kontakte“ und „Kirchengemeinde“.

Auf die Frage „Was bedeutet Heimat für Sie?“ bezieht sich von den 1.534 Einträgen in das entsprechende Freitextfeld 51 Prozent auf den Kontext „Familie und Freunde“. 30 Prozent der Kommentare sind einem Gefühl der Sicherheit und Nähe zuzuordnen, das als „Geborgenheit“, „Wohlfühlen“ oder „Vertrautheit“ beschrie­ben wird. Für 19 Prozent der Fachkräfte ist Heimat vor allem der Ort, an dem sie ihre Kindheit und Jugend verbracht haben.

Die Priorität ist klar: Heimat geht vor Job

Das eng gefasste Heimat-Empfinden der Fachkräfte bestimmt auch ihren Blick auf die Arbeitswelt. So ist Arbeiten in der Nähe des Wohnorts unter Fachkräften die Regel. Bei 86 Prozent sind Wohnort und Arbeitsplatz nicht weiter als 30 Kilometer voneinander entfernt, etwa jeder Zweite davon fährt sogar nur bis zu neun Kilometer Richtung Job. 88 Prozent ist es „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass ihr Arbeitsplatz nah an ihrem Wohnort liegt. Fast die Hälfte würde sogar Abstriche im Job hinnehmen, um in der Heimat bleiben zu können, ein weiteres Drittel würde das „vielleicht“ tun.

Regionale Jobsuche findet überwiegend online statt

Fachkräfte suchen in ihrer Heimat nach Jobs – und Heimat findet im Umkreis von 49 Kilometern statt. So ist es nicht verwunderlich, dass Fachkräfte angesichts ihrer starken Heimatverbundenheit auch regional suchen. Dabei nutzen sie bevorzugt Online-Jobbörsen (59 Prozent) und, neben regionalen Tageszeitungen, weitere digitale Angebote wie Job-Apps, Suchmaschinen und Karriereseiten von Unternehmen. 88 Prozent der Befragten geben bei der Arbeitssuche einen Umkreis von unter 50 Kilometern an, zwei Drittel davon sogar nur unter 30 Kilometer. Demnach entspricht der Suchradius exakt dem definierten Heimat-Radius.

Heimat + Job in der Nähe = glücklich

„Welchen Zusammenhang gibt es für Sie zwischen Job und Heimat?“ Zu dieser Frage machen 1.098 der Fach­kräfte Angaben in einem Freitextfeld. 55 Prozent verbinden damit den Gedanken, alle wichtigen Dinge im Leben „an einem Fleck“ stattfinden lassen zu wollen: „alles nah beieinander“, „dass man abends immer zu Hause ist“ oder „kurze Wege“, heißt es in den Antworten.

Für die Mehrheit aus dieser Gruppe wird „die Arbeit in der gewohnten Umgebung“ emotional als stark positiv erlebt und ist häufig mit Gefühlen von Heimat verbunden: „Es ist einfach toll, in seiner Heimat zu arbeiten“, schreibt eine Fachkraft.

Eine weitere Gruppe (elf Prozent der Kommentare) führt im Zusammenhang von Heimat explizit das soziale Umfeld, Freunde und Familie an. Hier kommen pragmatische Gründe ebenso zum Tragen wie emotionale. „Da ich alleinerziehend bin, brauche ich Unterstützung bei der Betreuung“, berichtet eine Fachkraft. Der Zusammenhang zwischen Arbeit und Heimat sei „enorm wichtig, da ich nicht von der Heimat und Familie wegmöchte“, meint ein anderer. „Da ich arbeite, um zu leben, muss meine Arbeit mir die Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. Ich definiere mich über mein soziales (privates) Leben und nicht über den Job“, schreibt ein Dritter.

Jobbedingter Umzug? Nahezu ausgeschlossen …

Insgesamt ziehen Fachkräfte selten um: 50 Prozent der Studienteilnehmer lebten bisher nur in einem bis zwei Wohnorten, und das, obwohl 74 Prozent der Befragten über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung verfügen. Arbeiten in der Nähe des Wohnorts ist also die Regel.

Einen jobbedingten Umzug schließen viele Fachkräfte kategorisch aus. 40 Prozent würden für einen Job „gar nicht“ umziehen, 27 Prozent nur in einem Umkreis von unter 30 Kilometern. Das stärkste Motiv für einen jobbedingten Umzug ist das Gehalt. Aber nur etwas mehr als ein Viertel der Fachkräfte würde für mehr Geld tatsächlich umziehen. „Bessere langfristige Perspektiven im Job“ sind nur für eine Minderheit von neun Prozent Anlass für einen Umzug. Wenn Fachkräfte überhaupt für einen Job umziehen, dann nur in der Region. 59 Prozent überwanden für den bislang weitesten jobbedingten Umzug eine Entfernung von unter 30 Kilometern. Das Wochen­endpendeln als „halber Umzug" gilt als unattraktiv.

Schmerzgrenze bei der Länge des Arbeitsweges

Für die Mehrheit der Fachkräfte liegt die Schmerzgrenze beim Pendeln bei unter 30 Kilometer. 15 Prozent sind „gar nicht“ bereit zu pendeln. Der Anteil an „Pendel-Verweigerern“ ist in den einzelnen Teilen Deutschlands unter­schiedlich hoch: Im Osten (19 Prozent) und Norden (16 Prozent) ist die Ablehnung besonders groß. Im Westen würden 13 Prozent „gar nicht“ pendeln wollen, im Süden nur zehn Prozent.

Die meisten Fachkräfte fahren mit dem Auto zur Arbeit. Im Süden und Westen Deutschlands ist der Anteil der Autofahrer besonders hoch. Das Fahrrad steht hinter den öffentlichen Verkehrsmitteln auf Platz drei. Im Westen fahren besonders wenige Fachkräfte mit dem Rad zur Arbeit.

Weitere Informationen finden Sie im Whitepaper von Meinestadt.de 

Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Fachkräfte