Psychische Belastungen sind ein Tabuthema

Über psychische Belastungen wird nach wie vor am Arbeitsplatz nicht gerne gesprochen, das zeigt eine europaweite Studie von ADP. Doch die Einstellung verändert sich: Jüngere Mitarbeiter haben wesentlich weniger Vorbehalte, über ihre Probleme mit Kollegen und Vorgesetzten zu sprechen.

Jeder dritte Arbeitnehmer in Europa fühlt sich unwohl, wenn er bei der Arbeit psychische Probleme anspricht. Mit ihrem Vorgesetzten würden nur knapp ein Fünftel (21 Prozent) der Mitarbeiter über ihre psychische Gesundheit sprechen wollen, ihre Personalabteilung wollen sogar nur neun Prozent unterrichten. Das sind Ergebnisse der neuen ADP-Studie "The Workforce View in Europe 2019", für die europaweit mehr als 10.000 Arbeitnehmer befragt wurden.

Psychische Belastungen werden dem Vorgesetzten meist verschwiegen  

Während bekannte Kampagnen in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für psychische Probleme gestärkt haben, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass dies noch längst nicht an allen europäischen Arbeitsplätzen in gleicher Weise zum Ausdruck kommt.

70 Prozent der Befragten aus Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien, der Schweiz und Großbritannien gaben in der Befragung an, dass sie – wenn teilweise auch ungern – ein psychisches Gesundheitsproblem am Arbeitsplatz offenlegen würden. In Deutschland wären das etwas mehr: Nur 20 Prozent würden niemandem an der Arbeitsstelle von ihren Problemen erzählen. Allerdings würden sich nur rund sechs Prozent der deutschen Arbeitnehmer ihrem Chef anvertrauen. Dies, so die Studienautoren, könnte bedeuten, dass viele Mitarbeiter die entscheidende Unterstützung verpassen, die sie zur Bewältigung psychischer Probleme bei der Arbeit benötigen.

Auch die Einschätzungen zum Vorgesetztenverhalten variieren stark zwischen den europäischen Ländern. Während fast die Hälfte (45 Prozent) der polnischen Befragten angibt, dass ihr Arbeitgeber kein Interesse an ihrer psychischen Gesundheit habe, glauben nur rund 16 Prozent der deutschen Arbeitnehmer, dass ihr psychischer Zustand ihrem Arbeitgeber egal sei. Rund zwölf Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind der Meinung, dass ihr Arbeitgeber sich sehr für ihre mentale Gesundheit interessiert und sich darum kümmere.

Jüngere Mitarbeiter gehen offener mit psychischen Problemen um

Die Studie weist jedoch darauf hin, dass sich die Einstellungen bei jüngeren Generationen ändern, die sich offener über psychische Probleme zu unterhalten scheinen als ihre älteren Kollegen. 78 Prozent der europaweit Befragten im Alter zwischen 16 und 34 Jahre gaben an, psychische Probleme bei der Arbeit anzusprechen. Bei den über 55-Jährigen sind es nur 61 Prozent.

In Deutschland würden nur vier Prozent der 16- bis 24-Jährigen niemandem im Job von ihren mentalen Problemen erzählen, im Gegensatz zu fast einem Drittel (28 Prozent) der über 55-Jährigen. (25 bis 34 Jahre: 13 Prozent; 35 bis 44 Jahre: 20 Prozent; 45 bis 54 Jahre: 21,5 Prozent).

Steven van Tuijl, Managing Director ADP Germany & Poland, kommentiert: "Mit Zahlen, die belegen, dass jeder vierte Mensch in seinem Leben an einer psychischen Erkrankung leidet, ist es besorgniserregend, wie viele Mitarbeiter sich nicht wohl fühlen würden, sich am Arbeitsplatz darüber offen zu äußern. Psychische Gesundheitsprobleme sind häufig für Fehlzeiten am Arbeitsplatz verantwortlich und es gibt keinen Grund, warum sie nicht auf dieselbe Weise behandelt werden sollten wie körperliche Krankheiten und nicht als etwas, für das man sich schämen muss."

Veranstaltungshinweis: Präventionskongress

Tipps und Informationen, wie psychischen Belastungen am Arbeitsplatz vorgebeugt werden kann und welche Rolle der Prävention dabei zukommt, bekommen Personalverantwortliche beim Präventionskongress 2019 "Gesund bleiben" am 23. und 24. Mai 2019 in Bonn.

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