Nach dem Urlaub ins Tief: Post-Holiday-Syndrom

Rund achtzig Prozent aller Mitarbeiter in Deutschland spüren vier Wochen nach dem Urlaub keine Erholungseffekte mehr. Das zeigt eine aktuelle Befragung. Die meisten Mitarbeiter fühlen sich sogar in der Zeit nach dem Urlaub besonders gestresst – eine Auswirkung des sogenannten Post-Holiday-Syndroms.

Der Jahresurlaub soll der Wiederherstellung und Erhaltung der Arbeitskraft der Arbeitnehmer – kurz: der Erholung – dienen. So sieht es das Bundesurlaubsgesetz vor. Doch allzu lange hält die Erholung nach einem Urlaub nicht an; das zeigt eine Umfrage der TU München und der FOM Mannheim im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO.

Post-Holiday-Effekt: Vier Wochen nach dem Urlaub ist die Erholung fort

Auf die Frage, ob sie vier Wochen nach ihrem Urlaub noch Erholungseffekte verspüren, antwortete der ganz überwiegende Teil (80 Prozent) der über 740 Befragten mit "Nein". Ihren Angaben zufolge sind die positiven Urlaubseffekte nach vier Wochen verblasst.  Dieses Phänomen des sogenannten Post-Holiday-Effekts ist unter Psychologen bekannt: Erfahrungsgemäß, so die Wissenschaft, findet in den ersten vier Wochen nach der Urlaubszeit ein Rückgang der positiven Effekte statt. Emotionale Erschöpfung, die kurz vor und während des Urlaubs verschwunden oder reduziert war, kehrt nun wieder zurück.


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Fast alle Frauen sind vom Post-Holiday-Effekt betroffen

Wie die BDO-Umfrage zeigt, sind vom Tief nach dem Urlaub mehr Frauen betroffen: Betrachtet man die Umfrageergebnisse nach Geschlechtern getrennt, zeigt sich, dass der überwiegende Teil der 20 Prozent, die gegen den Post-Holiday-Effekt gefeit scheinen, Männer sind. Von den befragten Frauen fühlen sich nur 2,4 Prozent auch vier Wochen nach dem Urlaub noch erholt.         

Tipps, wie die Rückkehr aus dem Urlaub leichter fällt

Um länger von der Erholung des Urlaubs profitieren zu können, empfiehlt Prof. Volker Nürnberg, Partner BDO, Advisory Services- Gesundheitswirtschaft Frankfurt und Initiator der Studie, den Übergang zwischen Urlaubsende und Arbeitsbeginn möglichst entspannt anzugehen.

Für Arbeitnehmer bedeutet dies, schon die Rückkehr aus dem Urlaub gut zu planen. "Zwischen Rückreise und Arbeitsbeginn sollten idealerweise noch ein bis zwei freie Tage liegen", erklärt der BGM-Experte. Auf keinen Fall sollte die Rückreise am letzten Urlaubstag erfolgen. Auch der übliche Alltagsstress sollte soweit möglich eingegrenzt werden: "Schieben Sie nicht alle organisatorischen und haushaltsnahen Tätigkeiten auf den Tag nach der Rückkehr", empfiehlt Nürnberg. "Wäsche kann durchaus auch schon im Urlaub gewaschen werden." Und auch der eine oder andere private Termin könnte stressfrei bereits gegen Ende des Urlaubs geplant und  abgesprochen werden. Fallen solche eigentlich kleineren Aufgaben geballt zusätzlich zum ersten Arbeitstag an, könnten sie schnell zum Belastungsfaktor werden.

Gute Planung des ersten Arbeitstages verlängert den Erholungseffekt

Auch die Gestaltung der ersten Arbeitstage nach dem Urlaub hat Einfluss auf die Verlängerung des Erholungseffekts. Sinnvoll kann sein, noch einen oder zwei Urlaubstage auf den Wochenanfang zu legen und mit einer Vier- oder auch Drei-Tage-Woche zu starten. Keinesfalls sollte der erste Arbeitstag allein dem Kampf gegen die E-Mail-Flut gewidmet werden. Nürnberg dazu: "Sortieren Sie Ihre E-Mails nach Prioritäten. Nicht alles muss sofort erledigt werden."

Wer im Urlaub weiter weg war, sollte unbedingt auch die Zeitverschiebung berücksichtigen. Nürnberg: "Ein Jetlag beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit extrem. Die Eingewöhnung an die Umstände zuhause kann bis zu einer Woche dauern." Als Faustregel sollten Fernreisende sich einen halben Tag Eingewöhnungszeit pro Zeitzone genehmigen. Nürnberg: "Auch der Körper kann sich nur langsam umstellen. Halten Sie sich viel im Freien auf und essen Sie zu atypischen Zeiten nur kleine Portionen."

Post-Holiday-Effekt: Tipps für Arbeitgeber

Für Arbeitgeber, die dafür sorgen wollen, dass der mit dem Bundesurlaubsgesetz beabsichtigte Zweck der Wiederherstellung und Erhaltung der Arbeitskraft möglichst lange anhält, halten die Studienautoren die folgenden Tipps bereit:

  • Setzen Sie, beispielsweise nach Betriebsferien, nicht direkt am ersten Tag wichtige Besprechungen an. Geben Sie ihren Mitarbeitern ein paar Tage Zeit, sich wieder einzugewöhnen und sich im Arbeitsalltag zu orientieren.  
  • Berücksichtigen Sie in Produktionsunternehmen, dass Mitarbeiter die ersten paar Tage gegebenenfalls etwas weniger leistungsfähig sind.
  • Passen Sie die Schichtsysteme soweit möglich auf Urlaubsrückkehrer an.


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