Lebensphasenorientierte Personalarbeit bei Drees & Sommer

Drees & Sommer betreibt lebensphasenorientiertes Personalmanagement. Wie das in der Praxis genau aussieht, erläutert Friederike Schammann-Vogel, HR-Managerin des international tätigen Beratungsunternehmens für den Bau- und Immobiliensektor.

Haufe Online-Redaktion: Frau Schammann-Vogel, was bedeutet für Drees & Sommer eine lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung?

Friederike Schammann-Vogel: Für uns heißt das, dass ein Mitarbeiter während seiner gesamten beruflichen Laufbahn je nach Lebensphase seine Arbeitszeit flexibel gestalten kann. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind grundsätzlich groß. Insgesamt bewegen sie sich innerhalb des Rahmens, den die Projektarbeit und die jeweilige Rolle des Mitarbeiters dabei setzen. Es gibt verschiedene Modelle zur Teilzeitarbeit, für die Elternzeit und auch für die Zeit kurz vor oder in der Rente. Flexibilität schafft auch die Möglichkeit, zum Teil vom Home Office aus arbeiten zu können.

Haufe Online-Redaktion: Bei flexiblen Zeitmodellen rotieren mehrere Beschäftigte auf mehreren Arbeitsplätzen. Welche Herausforderungen sind zu meistern?

Schammann-Vogel: Dass dies gelingt, ist vor allem eine Frage der Kommunikation und der Dokumentation. Die Mitarbeiter müssen auf dem gleichen Wissensstand hinsichtlich ihrer Projekte sein. Dazu setzen wir auf das Projektgeschäft und digitale Werkzeuge wie BIM, Costmonitoring oder Projektkommunikationsmanagement, die an jedem Ort die notwendigen Informationen allen Beteiligten zur Verfügung stellen.

Haufe Online-Redaktion: Mit welchen Personalinstrumenten gelingt der optimale Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitern?

Schammann-Vogel: Wir haben im gesamten Unternehmen Patenkonzepte. Dies beginnt schon bei unserem Onboarding-Prozess. Dabei werden neue Mitarbeiter von erfahreneren Kollegen von Anfang an begleitet. Das geht bis hin zu Führungskräften, die nach einem Development Center oder bei einem Wechsel in eine neue Rolle, etwa als Geschäftsführer, immer auf die Expertise von langjährig tätigen Führungskräften zurückgreifen können. Auch bei Mergern haben wir gute Erfahrungen mit Paten gemacht, die Führungskräfte direkt begleiten.

Haufe Online-Redaktion: Nicht nur die Zeitdisposition, sondern auch die Verteilung der Aufgaben liegt bei solchen Modellen oft in der Verantwortung der Gruppe. Wie wirkt sich das auf die Organisationsstruktur aus?  

Schammann-Vogel: In der Projektarbeit ist die Mitverantwortung aller eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die Mitarbeiter und Führungskräfte stimmen sich innerhalb der jeweiligen Projektteams untereinander ab. Nur so kann das Unternehmen bei der hohen Anzahl an Projekten flexibel bleiben. Dazu werden auch agile Methoden, unter anderem Scrum und Kanban, eingesetzt, bei denen tagesaktuell die Aufgaben überblickt und gegebenenfalls verteilt werden.

Haufe Online-Redaktion: Die Rentnerbeschäftigung hat in Zeiten des Fachkräftemangels viele Vorteile. Wie binden Sie Rentner erfolgreich ein?

Schammann-Vogel: Rentner werden bei Drees & Sommer nicht ins Unternehmen zurückgeholt, um kurzfristige Ausfälle auszugleichen. Vielmehr gibt es längerfristige Konzepte. Wenn ein Mitarbeiter das Rentenalter erreicht hat und gerne noch im Unternehmen aktiv bleibt, entwickeln wir gemeinsam ein auf ihn zugeschnittenes Modell. Dies kann beispielsweise eine Teilzeittätigkeit in projektberatender Funktion sein.

Haufe Online-Redaktion: Welche rechtlichen Herausforderungen begegnen Ihnen dabei?

Schammann-Vogel: Derzeit haben wir nur die Möglichkeit, die Vereinbarungen mit Mitarbeitern im Rentenalter zu befristen, was für unser Projektgeschäft schwierig ist. Andere europäische Länder wie Österreich, Schweiz, Luxemburg oder Spanien bieten hier mehr Gestaltungsspielraum. Wir wünschen uns in diesem Punkt mehr Flexibilität.

Friederike Schammann-Vogel ist seit Frühjahr 2014 Leiterin Human Resources (HR) bei Drees & Sommer in Stuttgart. Davor war die Diplom-Volkswirtin sechs Jahre lang bei der Fischer Group International, Hamburg, tätig.

Das Interview führe Laura Henkel.

 

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