IT-Berufsstarter: Lieber Nerd als Führungskraft

IT-Spezialisten haben bei ihrem Jobeinstieg einen Karriereplan, der anders aussieht als in anderen Berufsfeldern. Anstatt möglichst schnell auf der Karriereleiter voran zu kommen, steht für sie die Entwicklung von Fachkompetenz im Vordergrund.

Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie des Karriereportals "Get in IT" sowie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig (HTWK). Für die Studie „Get started 2015“ wurden mehr als 1.300 IT-Berufsstarter zu ihren Einstellungen rund um den Berufseinstieg befragt.

Fokus auf Fachkompetenz als Alleinstellungsmerkmal von IT-Berufsstartern

Fachliche Entwicklungsmöglichkeiten sind für IT-Berufsstarter das entscheidende Kriterium bei der Jobsuche und erster Beleg für die Attraktivität eines Arbeitgebers. 63 Prozent der Studienteilnehmer geben dies als erstes Entscheidungskriterium an. Mit großem Abstand folgen Faktoren wie etwa eine internationale Ausrichtung des Arbeitgebers (17 Prozent) oder flache Hierarchien (12 Prozent).

Fachliche Entwicklungsmöglichkeiten wichtiger als hierarchischer Aufstieg

„Die Entwicklung des spezifischen IT-Rüstzeugs ist der entscheidende Antrieb für angehende Spezialisten in diesem Umfeld. Das verdeutlichen die Ergebnisse unserer Studie. Spezialisierung im Fachgebiet steht für sie deutlich vor einer hierarchisch herausgehobenen Führungsposition oder einer besonders guter Arbeitsatmosphäre. Das ist in dieser starken Ausprägung durchaus ein Alleinstellungsmerkmal von IT-Absolventen“, erklärt Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der HTWK Leipzig.

Onboarding: IT-Berufsstarter wünschen sich gründliche und gezielte Einarbeitung

Darüber hinaus interessant: die Parameter für einen attraktiven Berufseinstieg aus Sicht der IT-Absolventen. Auf diese Frage (nur eine Antwort möglich) antworteten 39 Prozent von ihnen, dass vor allem eine gründliche und gezielte Einarbeitung in die neuen Aufgabenbereiche einen gelungenen Berufsstart auszeichnet – die Top-Antwort in diesem Zusammenhang. Weitere 22 Prozent wünschen sich einen erfahrenen Mentor oder Job-Paten an ihrer Seite, der ihnen die fachlichen Inhalte während des Berufseinstiegs näher bringt. Nur 14 Prozent wollen von Beginn an eigenverantwortlich und ohne fachliche Anleitung Projekte managen.

Fachliche Weiterbildung schlägt Führungskräfteprogramm

Auch wenn es um anziehende Zusatzleistungen für IT-Absolventen geht, sind vor allem die Arbeitgeber am besten aufgestellt, die die fachliche Ausbildung ihrer IT-Mitarbeiter in den Mittelpunkt ihrer Recruiting-Maßnahmen stellen. Zwar steht für 29 Prozent der IT-Kandidaten ein unbefristeter Arbeitsvertrag mit angemessenen Sozialleistungen im Fokus, weitere 28 Prozent legen aber den größten Wert auf fachliche Weiterbildungen, die individuell auf sie zugeschnitten sind. Im Vergleich dazu sind Führungskräfteprogramme nur für 9 Prozent interessant. Letztlich sprechen nur 16 Prozent der Teilnehmer davon, als primäres Karriereziel einmal eine Führungslaufbahn einschlagen zu wollen, während es 30 Prozent in ihrem Berufsleben am wichtigsten ist, innovativ etwas zu bewegen und weitere 24 Prozent in erster Linie ein Experte auf ihrem Gebiet werden möchten.

Recruiting von IT-Fachkräften: Personalmarketing auf diese Wünsche ausrichten

„Zahlreiche Arbeitgeber sind verstärkt auf der Suche nach IT-Experten. Dabei sollten sie in erster Linie darauf achten, dass sie in ihrem Personalmarketing die Vorzüge der bei ihnen anstehenden Aufgaben sowie die fachlichen Entwicklungsperspektiven in den Mittelpunkt stellen. Dafür bedarf es umfangreicher Arbeitgebermarken-Konzepte, die über das übliche Veröffentlichen von klassischen Stellenanzeigen auf Online-Jobbörsen oder das einfache Spiegeln der Karriereseite auf Business-Netzwerken hinausgehen“, so Rainer Weckbach, Gründer und Geschäftsführer bei "get in IT" in Köln. Dass Fehler im Recruiting-Prozess im Umgang speziell mit dieser Zielgruppe die Suche nach IT-Experten erschweren, hat auch eine Studie von Stack Overflow gezeigt.

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