Arbeitsmarkt

Im HR-Bereich steigt der Stress


Im HR-Bereich steigt der Stress

Wachsender Druck, steigende Anforderungen und wenig Wertschätzung: Der Stress in den HR-Abteilungen nimmt zu. Laut einer aktuellen Befragung berichtet über die Hälfte der Personaler von einer hohen emotionalen Belastung. Während die Kernaufgaben immer häufiger zu kurz kommen, nimmt der administrative Aufwand zu. Künstliche Intelligenz wird jedoch nur selten eingesetzt, um Entlastung zu schaffen.

Auch wenn der Stellenmarkt an Dynamik verloren hat und die Anzahl der Jobangebote abnimmt, bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung für die Unternehmen in Deutschland. Das fand der Xing-Arbeitsmarktreport 2025 heraus, für den im Juli 3.500 Beschäftigte in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz sowie 600 Personaler und Recruiter befragt wurden. Demnach dauert die Besetzung offener Positionen aktuell durchschnittlich 165 Tage – länger denn je. 

Die Stimmung im HR-Bereich sinkt

Diese Entwicklung hat spürbare Auswirkungen auf die Beschäftigten in den HR-Abteilungen: 91 Prozent der Befragten geben an, dass der Fachkräftemangel es schwieriger macht, offene Stellen zeitnah zu besetzen. 2024 waren es noch 84 Prozent. Gleichzeitig steigen die Anforderungen und Erwartungen der Unternehmensführungen: 90 Prozent der befragten Personaler sagen, dass der Druck auf sie in diesem Jahr noch größer geworden sei (2024: 75 Prozent). 93 Prozent berichten von hohen Erwartungen und Anforderungen seitens des Managements (2024: 86 Prozent).

Das wirkt sich auf die Stimmung in HR aus: Mit 54 Prozent empfindet über die Hälfte der Befragten hohe emotionale Belastung und Stress in ihrem Job als Personaler (2024: 35 Prozent). Fast genauso viele – 56 Prozent – sagen, dass es in ihrem Unternehmen nur geringe Wertschätzung für ihre Arbeit gibt (2024: 25 Prozent).

Stellensuchende werden anspruchsvoller

Nicht nur der interne Druck macht den Personalverantwortlichen zu schaffen, auch die Wünsche der Stellensuchenden sind schwieriger zu erfüllen. 68 Prozent der Befragten sagen, dass Stellensuchende höhere Erwartungen an Jobbedingungen, Unternehmenskultur und Benefits haben (2024: 58 Prozent). Dazu kommt eine zunehmende Unverbindlichkeit der Kandidatinnen und Kandidaten. 64 Prozent (2024: 46 Prozent) der Personaler haben schon erlebt, dass Bewerberinnen und Bewerber schlecht erreichbar waren oder sich nicht zurückgemeldet haben, dass sie nach einer Zusage wieder absagen oder das Unternehmen ghosten, indem sie sich gar nicht mehr melden.

Gleichzeitig erwarten die Bewerberinnen und Bewerber Schnelligkeit von den HR-Abteilungen: 45 Prozent sagen, dass es maximal ein bis zwei Wochen dauern sollte, bis sich Personalabteilungen nach einer Bewerbung bei ihnen zurückmelden, 31 Prozent erwarten sogar eine Rückmeldung innerhalb einer Woche. Für über die Hälfte (53 Prozent) sollte der gesamte Prozess von Bewerbung bis Unterschrift maximal zwei bis vier Wochen dauern.

Genervt sind Stellensuchende vor allem von fehlenden Rückmeldungen (42 Prozent), langen Wartezeiten (37 Prozent) und intransparenten Gehaltsangaben (31 Prozent). Allerdings sind sie sich der geänderten Lage am Arbeitsmarkt durchaus bewusst: 59 Prozent schätzen ihre Chance, derzeit eine neue Stelle zu finden als "eher schwierig" bis "sehr schwierig" ein.

HR-Kernaufgaben kommen zu kurz

Aufgrund der zunehmenden Anforderungen sind Personalverantwortliche offenbar weniger in ihre eigentlichen Aufgaben eingebunden als früher. Nur 44 Prozent verbringen ihre Zeit mit der Organisation und Durchführung von Vorstellungsgesprächen (2024: 49 Prozent). In die Auswahl geeigneter Bewerbungen investieren nur 38 Prozent den Hauptteil ihrer Zeit (2024: 49 Prozent). Rund ein Drittel (32 Prozent) ist mit Active Sourcing beschäftigt.

Der Fachkräftemangel macht sich auch im HR-Alltag bemerkbar: 64 Prozent der befragten Personaler müssen zunehmend auch andere HR-Aufgaben übernehmen, da aktuell weniger rekrutiert wird (2024: 40 Prozent). 63 Prozent geben an, dass durch den Fachkräftemangel ein höherer administrativer Aufwand, zum Beispiel für Dokumentation und Reportings, herrscht (2024: 45 Prozent). Obwohl 62 Prozent angeben, dass der Einsatz von Technologie und KI-Tools den Recruitingprozess erleichtere, nutzen nur 37 Prozent beispielsweise KI-Agenten, um sich bei administrativen Aufgaben zu entlasten.

Optimistische Personalplanung

Für 27 Prozent der Befragten ist die Beschäftigung mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz eine der drei wichtigsten Aufgaben auf der Liste für die nächsten zwölf Monate. Nur mit Stellenbesetzung durch "Passive Sourcing" (32 Prozent) wollen die Personalverantwortlichen noch mehr Zeit verbringen. Denn überraschenderweise planen trotz der Wirtschaftslage 57 Prozent, weiter Personal aufzubauen. Nur 28 Prozent gehen von einem Abbau aus.

Darüber hinaus steht eine Modifizierung der Recruitingstrategien auf der Agenda: Jeweils rund ein Drittel der Befragten setzt dabei auf Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen und Angebote wie Remote Work oder flexible Arbeitszeitmodelle, um mehr Personen anzusprechen (33 Prozent), und eine Anpassung der Recruitingprozesse, um schneller und effizienter qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten zu identifizieren (32 Prozent).


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