HR-Tech: Markt für HR-Software ist in Bewegung

Der Markt für HR-Tech wächst. Trotz unsicherer Rahmenbedingungen ist die Zahl der HR-Tech-Unternehmen seit 2023 angestiegen. Heute können Arbeitgeber zwischen 535 Anbietern wählen. Der HR-Tech-Overview fand zudem heraus, dass die Investitionen in Startups zurückgegangen sind.

Ziel des HR-Tech-Overview ist es, eine Landkarte für den HR-Tech-Sektor zu erstellen, um damit einen Marktüberblick über HR-Softwareanbieter in der Dach-Region zu geben. Im Oktober 2023 hatte der Initiator Gero Hesse, CEO von Embrace, 489 Unternehmen mit Schwerpunkt auf HR-Tech gezählt. Besonders viele sind im Bereich Recruiting aktiv, aber auch Anbieter für Retention, HR-Administration und Unternehmen, die HR-Suites mit umfassender Funktionspalette auf dem Markt haben, finden sich unter den untersuchten Firmen.

HR-Tech-Markt: 74 Neugründungen, 37 Marktaustritte

Seitdem hat sich einiges getan: Im ersten Quartal 2025 sind laut der Analyse 535 HR-Tech-Unternehmen in der Dach-Region aktiv. Das bedeutet ein Wachstum von plus 7,43 Prozent im Vergleich zur Erhebung aus dem Oktober 2023. Ein genauer Blick in den Markt zeigt jedoch, dass dieser Zuwachs kein reines Wachstumszeichen ist, sondern Ausdruck einer hohen Marktdynamik: Im untersuchten Zeitraum gab es 74 Neugründungen, aber auch 37 Marktaustritte, die zum Teil auf Insolvenzen oder Inaktivität basieren, zum Teil auf Fusionen. Darüber hinaus zählte die Analyse zwölf Umfirmierungen.

Niedrige Eintrittsbarrieren, hoher Konkurrenzdruck

Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass der Eintritt in den HR-Tech-Markt weiterhin attraktiv ist. Gleichzeitig gibt es jedoch eine steigende Marktbereinigung. Dazu tragen unter anderem niedrige Eintrittsbarrieren bei: Fortschritte in Low-Code/No-Code-Technologien und KI ermöglichen es neuen Playern, mit weniger Kapital und Manpower an den Start zu gehen. Es existiert aber auch ein hoher Konkurrenzdruck: Der HR-Tech-Markt fragmentiert sich zunehmend. Viele Anbieter konkurrieren in Nischen, während etablierte Unternehmen versuchen, sich mit breiten Plattformansätzen durchzusetzen.

Herausforderndes Investitionsklima für neue HR-Tech-Anbieter

Während sich der Markt in der Breite vergrößert, sinkt die Finanzierung für junge Unternehmen. Wer kein profitables Modell oder starke Traction vorweisen kann, gerät schnell unter Druck. Insbesondere junge Startups in der Seed-Phase sind von der reduzierten Finanzierung betroffen. Mit nur 456 Millionen US-Dollar flossen vergleichsweise geringe Mittel in Frühphasen-Investments, was auf eine zunehmende Zurückhaltung der Investoren gegenüber riskanten, noch nicht profitablen Geschäftsmodellen hinweist.

Deutlich mehr Kapital wurde in die Early-Stage-Finanzierung investiert, die mit 1,8 Milliarden US-Dollar stabil bleibt. Am stärkten profitieren Unternehmen in der Late Stage, die sich mit 2 Milliarden US-Dollar den größten Anteil am globalen Funding-Markt sicher konnten.

Studienautor Gero Hesse folgert, dass Investorinnen ihr Kapital gezielt in reifere Unternehmen lenken, die bereits bewiesen haben, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert. Das sei ein klares Zeichen für den aktuellen Fokus auf nahhaltige, wirtschaftlich tragfähige HR-Tech-Lösungen.

Marktselektion im HR-Tech-Sektor

Trotz des verhaltenen Investitionsklimas bleibt der Analyse zufolge HR-Tech ein Markt mit Potenzial. Hierfür wurden drei entscheidende Treiber ausgemacht:

  • Der Fachkräftemangel treibt HR-Innovationen: Der anhaltende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zwingt Unternehmen, effizientere Methoden für Recruiting und Talentmanagement zu entwickeln. KI-gestütztes Recruiting, Skills-basiertes Hiring und Retention Analytics spielen dabei eine Schlüsselrolle.
  • HR-Digitalisierung wird zum Must-Have: Der Einsatz digitaler Lösungen wird zur operativen Notwendigkeit. Die steigende Komplexität von Personalprozessen und der Bedarf an datenbasierten Entscheidungen treiben die Nachfrage nach Automatisierung und KI-gestützten Tools.
  • Profitabilität ist die neue Spielregel: Die Zeiten, in denen Wachstum um jeden Preis priorisiert wurde, sind vorbei. Startups, die auf aggressive Skalierung ohne tragfähiges Geschäftsmodell setzen, werden zunehmend aussortiert. Investoren haben ihren Fokus klar verschoben – hin zu Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften und ein belastbares Revenue-Modell vorweisen können.

Der HR-Tech-Overview kommt zu dem Schluss, dass der HR-Tech-Sektor im Dach-Raum eine Phase der Marktselektion durchläuft. Während weiterhin neue Anbieter entstehen, werden weniger resiliente Unternehmen zunehmend aussortiert. Technologie alleine reicht nicht mehr. Entscheidend ist, ob ein Anbieter einen echten Mehrwert liefert, konkrete Marktbedürfnisse adressiert und in einem nachhaltigen Geschäftsmodell verankert ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ranking: Das sind die größten Anbieter für HR-Software

Konjunkturabschwächung trifft HR-Softwaremarkt

KMU mit Fortschritten bei der HR-Digitalisierung