Gesunde Führung: Wie Führungskräfte Burnout verhindern

Mit gesunder Führung können Vorgesetzte das Burnout-Risiko verringern – das ihrer Mitarbeiter genauso wie ihr eigenes. Anhand dreier Tipps zeigt Coach Karin Probst, mit welchen Strategien und Übungen Führungskräfte das in der Praxis schaffen können.

Führungskräfte sind in doppelter Hinsicht von dem Thema Burnout betroffen: Einerseits sind sie als Leistungsträger mit hohem Engagement selber gefährdet und auf der anderen Seite tragen sie Mitverantwortung für die seelische Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Karin Probst, die sich als Business-Coach auf die Themen "Stress- und Burnout-Prävention" spezialisiert hat, zeigt anhand von drei Tipps, wie Führungskräfte das Ausbrennen mit gesunder Führung verhindern können.

Tipp 1: Bedürfnisse der Mitarbeiter kennen und moderieren

Ein "empathischer Führungsstil" ist gekennzeichnet durch Führen ohne Angst, Strafe und Scham. Es heißt herauszufinden, welche Bedürfnislage jeder Mitarbeiter hat und wie er Bedürfniserfüllung erfährt: Der eine erlebt Wertschätzung durch ein "Danke", der andere durch mehr Eigenverantwortung. Achtsamen Führungskräften gelingt die Moderation der unterschiedlichen Bedürfnislagen.

Eine wirkungsvolle Übung ist beispielsweise, einen Mitarbeiter pro Tag gedanklich wertzuschätzen: Was genau bringt dieser Mensch in die Arbeit ein?

Führungskräfte sollten sich außerdem bewusst machen, dass jede Stärke der potentielle Eintritt in den Burnout ist. Sind zum Beispiel Hilfsbereitschaft und ein hohes Verantwortungsbewusstsein nicht gepaart mit einer gesunden Abgrenzung, dann fehlt die antagonistische Balance, was auf die Dauer zum Ausbrennen führen kann. Führungsverantwortung heißt also, einen Blick für die "Antagonisten" zu haben und dadurch sich selbst, Mitarbeiter und Arbeitsprozesse zu schützen.

Tipp 2: Denken und Handeln der Mitarbeiter hinterfragen

Wir haben von all unseren Produkten Benutzerhandbücher, nur vom wertvollsten Gut nicht – den Mitarbeitern. Man bekommt interessante Einsichten, wenn man als Führungskraft die systemische Fragetechnik der Paradoxen Intervention anwendet, wie zum Beispiel: "Was müsste ich tun und was könnten Sie dazu beitragen, damit Sie in einem halben Jahr stressbedingt ausfallen…?"

Interessanterweise antworten hier Mitarbeiter offener als wenn man sie fragen würde, was man tun könne, damit sie gesund, glücklich und motiviert bleiben. Daraus können kleine "Anleitungen zum Glück" entstehen, die sehr viel dazu beitragen, dass Kollegen achtsamer miteinander umgehen und mehr Verständnis füreinander aufbringen.

Eine systemische Grundannahme ist: Handeln macht immer Sinn für den Handelnden – zumindest für diesen Zeitpunkt. Bevor das seltsame Verhalten des Mitarbeiters einen also wieder ärgert, empfiehlt sich das Nachfragen, was wohl der gute Grund für diese Handlungsstrategie war.

Tipp 3: die eigenen Regeln befolgen

Die hormonelle Stressreaktion befähigt uns zu körperlichen Höchstleistungen. Pech für unsere heutigen Arbeitsprozesse, da diese überwiegend nicht muskulär, sondern mit kognitiven Höchstleistungen gemeistert werden müssen. Stress deaktiviert die Großhirnrinde und so kommt es, dass in vielen Unternehmen purer Aktionismus herrscht – statt in einem Moment der Ruhe achtsam das weitere Prozedere zu planen.

Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Führungskräfte Vorbild sind und zum Beispiel in den Pausen nichts anderes tun, als eine Pause zu machen. Oder pünktlich in den Feierabend gehen – und vor allem: Keine E-Mails außerhalb der Arbeitszeiten schreiben. Immer mehr Unternehmen führen diese Etikette ein, wissend, dass gestresste Mitarbeiter am Ende mehr kosten als eben mal geschwind noch den Auftrag fertig zu machen.

Schlagworte zum Thema:  Mitarbeiterführung, Psychische Belastung