Mitarbeitergespräche bleiben oft Lippenbekenntnisse
In vielen Unternehmen fehlt es an Konsequenz, die erzielten Gesprächsergebnisse nach dem Mitarbeiterdialog auch umzusetzen. Das zeigt die repräsentative Studie "Entwicklungsgespräche und Leistungsbeurteilung in deutschen Unternehmen", für die die Königsteiner-Gruppe bundesweit 1.073 Beschäftigte befragte. Nur 26 Prozent der Beschäftigten berichten davon, dass alle im Mitarbeitergespräch vereinbarten Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt wurden. Fast jeder Vierte (24 Prozent) klagt darüber, dass die Ergebnisse entweder überwiegend nicht (18 Prozent) oder gar nicht (6 Prozent) realisiert wurden. Ebenfalls alarmierend: 12 Prozent der Befragten wissen nicht einmal mehr, was vereinbart wurde.
Feedback-Gespräche finden häufig nur unregelmäßig statt
Die Studie zeigt zudem, dass regelmäßige Mitarbeitergespräche und Leistungsbeurteilungen längst nicht in allen Unternehmen zur gängigen Praxis gehören. Neben den 18 Prozent der Beschäftigten, die gar keine Gespräche führen, geben weitere 13 Prozent an, dass sie seltener als einmal pro Jahr in einen solchen Dialog mit ihrem Arbeitgeber treten. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass immerhin 7 von 10 Beschäftigten mindestens jährlich zum Mitarbeitergespräch gebeten werden.
Ein Mitarbeitergespräch pro Jahr ist gängige Praxis
Am weitesten verbreitet ist in diesem Kontext das jährliche Mitarbeitergespräch, das von 35 Prozent der Beschäftigten als gängige Praxis angegeben wird. Monatliche oder vierteljährliche Gespräche sind mit zusammen 22 Prozent dagegen deutlich seltener. "Zusammengenommen ergibt sich ein Bild, in dem Feedback in der deutschen Arbeitswelt zwar grundsätzlich vorgesehen ist, aber leider oft zu unregelmäßig stattfindet. Viele Unternehmen verschenken so wertvolles Potenzial", sagt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner-Gruppe. "Wer Mitarbeitende motivieren, fördern und an sich binden will, sollte regelmäßige Feedback-Prozesse als festen Bestandteil der Unternehmenskultur etablieren. Da wäre ein Rhythmus, der über das jährliche Prinzip hinausgeht, sicher hilfreich."
Mangelhafte Vorbereitung der Führungskräfte gefährdet Gesprächserfolg
Ein weiteres Ergebnis der Befragung legt ein Kommunikationsproblem zwischen Führungskräften und Beschäftigten ausgerechnet in der Leistungsbeurteilung offen. So kritisieren zahlreiche Beschäftigte die Qualität des Austauschs mit ihren Vorgesetzten. Fast ein Viertel der Arbeitnehmer*innen (23 Prozent) beklagen sich darüber, dass sich ihre Führungskraft zu wenig Zeit für das letzte Gespräch genommen habe. Jeder Fünfte (20 Prozent) moniert zudem in der Retrospektive eine unzureichende Vorbereitung seitens ihres Vorgesetzten.
Hier finden Sie eine Checkliste zur Vorbereitung auf ein Mitarbeitergespräch.
Konkrete Entwicklungsmöglichkeiten folgen nur selten
Zudem leidet oft auch die Nachbereitung: Nur in gut der Hälfte der Fälle (52 Prozent) wird ein Gesprächsprotokoll erstellt, das für beide Seiten zugänglich ist. Nur etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten (36 Prozent) berichten von einem offiziellen Folgegespräch und gerade einmal 30 Prozent erhalten im Anschluss einen Entwicklungsplan. "Ein Mitarbeitergespräch ist kein formaler Pflichttermin, sondern ein zentraler Moment der Wertschätzung und Entwicklung von Beschäftigten", so Nils Wagener. "Wenn dieser Moment schludrig vor- und nachbereitet wird, verliert das Gespräch seine Wirkung – und das Unternehmen im schlimmsten Fall den Mitarbeitenden."
Strukturierter Feedbackprozess erhöht Zufriendenheit
Tatsächlich geben immerhin 13 Prozent der Beschäftigten an, dass sie sich aufgrund des aus ihrer Sicht schlechten Gesprächsprozesses in ihrem Unternehmen derzeit aktiv nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Umgekehrt berichten allerdings auch 25 Prozent, dass der gut strukturierte Feedbackprozess ihre Zufriedenheit mit ihrem aktuellen Unternehmen maßgeblich stärke. Damit das gelingt, gehören Verbindlichkeit und echte Perspektiven auf den Gesprächsplan. Mit Blick auf ihr letztes Mitarbeitergespräch vermissten allerdings 25 Prozent die Vermittlung klarer Entwicklungsmöglichkeiten, 24 Prozent fehlte die Wertschätzung seitens ihrer Gesprächspartner und 20 Prozent hatten das Gefühl, dass ihr eigenes Feedback nicht ernst genommen wurde.
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