DGB-Index: Emotionale Belastung bei der Arbeit

Der DGB-Index Gute Arbeit 2018 zeigt: Zeitdruck, Arbeit am Wochenende und Beschäftigung mit Problemen am Feierabend – Arbeitsverdichtung wird häufig zur Belastung für Arbeitnehmer. Beim Kontakt mit Kunden oder Patienten kommen weitere Stressfaktoren hinzu.

52 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich sehr oft oder oft bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck. 28 Prozent arbeiten häufig oder oft auch am Wochenende. Viele Arbeitnehmer haben keinen Einfluss auf ihre Aufgabenmenge und Arbeitszeitgestaltung. Das zeigt der neue „DGB-Index Gute Arbeit 2018“, der kürzlich vom Deutschen Gewerkschaftsbund vorgestellt wurde. In der repräsentativen Umfrage unter 8.000 Beschäftigten in Deutschland ging es neben der allgemeinen Qualität der Arbeit in diesem Jahr Schwerpunktmäßig um Jobs, die von Interaktion mit Personen außerhalb des eigenen Unternehmens geprägt sind.

Interaktionsarbeit führt zu besonderer emotionaler Belastung

Diese Form der Interaktionsarbeit leisten der Studie zufolge 63 Prozent der Befragten. Sie stehen damit regelmäßig in Kontakt mit Kunden, Patienten oder anderen betriebsexternen Personengruppen. Laut den Studienautoren geht diese Interaktionsarbeit mit besonders anspruchsvollen Umständen einher: 38 Prozent der Beschäftigten in Interaktionsarbeit müssen sehr oft oder oft die eigenen Gefühle bei der Arbeit verbergen. Von nicht planbaren Situationen im Arbeitsalltag berichten 62 Prozent.

In Interaktion treten auch immer wieder emotional belastende Probleme auf: die Studie berichtet von Konflikten, Streitigkeiten, herablassender Behandlung und sogar von tätlichen Angriffen, etwa auf Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. Besonders häufig treten diese Konflikte auf, wenn Beschäftigte aufgrund eines erhöhten Arbeitspensums Qualitätsabstriche bei der Arbeit machen müssen.

Zusätzliche Unterstützung bei belastender Arbeit gefordert

Diese erhöhten emotionalen Anforderungen werden leider nur selten entsprechend aufgefangen. Zwei Drittel der Beschäftigten, die häufig oder sehr häufig mit psychisch belastenden Erlebnissen konfrontiert sind, geben an, von ihrem Arbeitgeber keine ausreichenden Unterstützungsangebote zu bekommen.

DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann fordert deshalb, dass der Gesundheits- und Arbeitsschutz wieder gestärkt werde und wieder humanere Arbeitsbedingungen hergestellt würden. Neben Beratungs- und Supervisionsangeboten könnten auch geplante Erholungsphasen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeiführen. Susanne Ferschl, Linke-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, findet außerdem, dass gerade jetzt, bei guter Wirtschaftslage wieder mehr Personal eingestellt werden müsse um die Arbeit zu entlasten.

Die Mehrheit ist mit ihrem Gehalt zufrieden

Zwar geben fast vier von fünf der Beschäftigten in Interaktion an, dass besondere Anforderungen nicht oder nur gering bei ihrem Einkommen berücksichtigt werden, insgesamt sind die Arbeitnehmer in Deutschland mit ihrem Einkommen aber weitgehend zufrieden: Die Mehrheit von 62 Prozent gibt an, dass ihr Einkommen gut für ihr Leben reicht. Neun von zehn machen sich kaum Sorgen, dass ihr Arbeitsplatz durch organisatorisch oder technologische Neuerungen überflüssig wird. Allerdings haben auch neun von zehn gelegentlich Sorge um ihren Arbeitsplatz.

Gute Arbeit ist eher selten, aber schlechte Arbeit auch

Bezüglich Guter Arbeit stellen die Studienautoren letztlich fest, dass sich die große Mehrheit im Mittelfeld bewegt. Zwar kommen Sie zu dem Schluss, dass 19 Prozent der Befragten in schlechten Arbeitsverhältnissen stehen, aber 13 Prozent würde ihre Arbeit insgesamt als gute Arbeit beschreiben. Besonders gut bewertet wird dabei häufig das Betriebsklima. Viele erfahren demnach Wertschätzung von ihrem Vorgesetzten und geben an, dass ein kollegiales Klima gefördert würde.

 

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dpa