bkV: Unternehmen verpassen ihre Chancen

Private Krankenversicherungen, die Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter abschließen, können die Attraktivität eines Unternehmens und die Mitarbeiterbindung erheblich steigern. Doch aktuell bieten nur neun Prozent der Betriebe eine bKV an. Das zeigt eine neue Studie.

Die Verbreitung der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) macht in Deutschland nur langsam Fortschritte. Aktuell bieten neun Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitern eine bKV an. Dies zeigt die aktuelle Studie "Betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche Krankenversicherung", für die das Marktforschungs- und Beratungsinstituts "Heute und Morgen" 300 Unternehmensverantwortliche befragt hat.

bKV bei 42 Prozent noch unbekannt

Verglichen mit der betrieblichen Altersversorgung (bAV) führt die noch recht junge bKV-Sparte demnach noch ein Nischendasein. 42 Prozent der Betriebe wissen bis heute nicht einmal von deren Existenz. Zugleich wachsen der Handlungsdruck und Unterstützungsbedarf der Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF).

Bei entsprechender Ausrichtung und Integration könnte die bKV hier künftig zu einem wichtigen Baustein werden, so die Studienautoren. Erforderlich sind dafür gute und breit aufgestellte Strategien, die den Unternehmen attraktive Angebote und echte Problemlösungen bieten.

bkV hat reichlich Marktpotenzial

Rund 40 Prozent der Unternehmen, die bisher noch keine bKV anbieten, können sich aktuell vorstellen, diese künftig einzuführen; acht Prozent planen dies konkret binnen der kommenden zwölf Monate. Besonders abschlussaffin sind vor allem Unternehmen, die im Bereich Gesundheitsmanagement bereits nachhaltig aktiv sind und unter betrieblicher Gesundheitsförderung mehr als nur "Salatbar" oder "Obstkorb" verstehen.

Auch die Mitarbeiter in den Unternehmen zeigen hohes Interesse an der bKV; auch hier ist aber der Kenntnisstand bisher noch gering, so die Ergebnisse der Umfrage.

Mitarbeiterbindung und betriebliche Gesundheit als brennende Themen

Betrachtet man die aus Arbeitgebersicht drängendsten Herausforderungen im Personalbereich, dominieren deutlich die Themen "Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern" (76 Prozent), "Umgang mit demografischem Wandel und alternden Belegschaften" (55 Prozent) sowie "wirksame Reduktion krankheitsbedingter Fehlzeiten" (45 Prozent) – laut aktuellem AOK-Fehlzeitenreport durchschnittlich 19,5 Tage pro Mitarbeiter im Jahr.

Hier sehen die Studienautoren fruchtbare Andockstellen für attraktive Produkte und intelligente Vertriebsaktivitäten der bKV, die als Personalinstrument im Rahmen ganzheitlicher Recruiting- und Bindungsstrategien der Unternehmen ebenso wie als gezielter präventionsorientierter Baustein im betrieblichen Gesundheitsmanagement diene.

Hoher Unterstützungsbedarf im BGM

Insgesamt zeigt die aktuelle Arbeitgeber-Befragung in puncto BGM und BGF in vielen Unternehmen einen sehr hohen Unterstützungsbedarf; viele Unternehmen bieten in der Praxis bisher keinerlei förderliche betriebliche Gesundheitsmaßnahmen an oder verfahren nach einem undifferenzierten Gießkannenprinzip.

Generell stellt die Studie in den befragten Unternehmen deutliche Defizite fest in puncto Sensibilität und Umsetzung von Maßnahmen, die der Reduktion psychischer Belastungen dienen; lediglich 16 Prozent bieten solche bisher aktiv an. Insbesondere größere Unternehmen zeigten im Bereich psychischer Gesundheit verstärktes Interesse an Beratungs- und Unterstützungsangeboten.

Speziell auch hier öffne sich den privaten Krankenversicherern und deren Vertrieb im Gesamtkontext der bKV ein hervorragendes Positionierungs- und Angebotsfeld, das es weit stärker als bisher strategisch zu nutzen gelte, so die Studienautoren.

Attraktive und integrierte Gesamtpakete anbieten

Generelle Erfolgstreiber für die bKV sind ganzheitliche Beratungskompetenz, Orientierung am individuellen Unternehmensbedarf und der Zuschnitt passender Leistungsbausteine als attraktives, lösungsorientiertes und einfach umzusetzendes Gesamtpaket. Gelingt dies, könnte die bKV ihr volles Potenzial einlösen und zu weit mehr als einem "Anhängselprodukt" oder reinen "Nice-to-have-Goodie" werden.

Darüber hinaus sollte auch die "äußere Verpackung" stimmen. Unternehmensverantwortliche suchen danach, ihren Mitarbeitern etwas Gutes in sichtbarer und greifbarer Form tun zu können, wollen sich als attraktiver und gesundheitsengagierter Arbeitgeber positionieren und zugleich ihr betriebliches Gesundheitsmanagement wirksam unterstützen.