Besonderes Potenzial verlangt neue Entwicklungskriterien
Rund ein Prozent der Bevölkerung ist Schätzungen zufolge autistisch, die meisten davon leben mit einer milden Form des Autismus, dem Asperger-Syndrom. Diese Menschen aus dem ersten Arbeitsmarkt auszuschließen tut ihnen Unrecht, denn sie verfügen oft über Potenziale, die nicht-autistische Arbeitnehmer nur selten mitbringen.
Winfried Gertz beschreibt in Ausgabe 08/2013 des Personalmagazins am Beispiel von SAP und Vodafone, welche das sind. Beide Firmen haben bereits Erfahrungen mit autistischen Arbeitnehmern gemacht: "Sie verfügen häufig über sehr gutes Fachwissen, denken logisch und analytisch", sagt etwa Matthias Prössl, der die deutschen Geschäfte des dänischen SAP-Partners Specialisterne koordiniert und Autisten für das Softwarehaus rekrutiert. Detailverliebt und präzise gingen sie ihre Aufgaben an, so Prössl. Selbst bei Arbeitsschritten, die mehrmals wiederholt werden müssen, lasse ihre Konzentrationsfähigkeit nicht nach. Dies qualifiziert sie vor allem für den IT-Bereich. Außerdem fänden autistische Mitarbeiter "neue Lösungswege für bekannte Probleme", so zitiert Gertz den Projektleiter Marc Ruckebier von Vodafone.
"Personaler sind oft unbeholfen"
Dieses besondere Potenzial sollte Autisten eigentlich zu beliebten Kandidaten machen bei Personalern, die Spezialisten für ihre IT-Abteilung oder verwandte Bereiche suchen. Dies ist nach Gertz' Erkenntnissen jedoch nicht der Fall: "Projekte, in denen Autisten zum Einsatz kommen, laufen an der Personalabteilung vorbei", so der Journalist. Aber auch in den Fällen, in denen HR in die Projekte involviert ist, zeigen sich Defizite - etwa beim Recruiting: Personaler seien dabei oft unbeholfen, so Carola von Peinen. "Sie wissen nicht, wie sie mit Autisten umgehen und was sie im Vorstellungsgespräch fragen sollen." Von Peinen ist Niederlassungsleiterin von Auticon, einem IT-Dienstleister, der sich auf die Vermittlung autistischer Arbeitskräfte spezialisiert hat.
Teamfähigkeit und Leadership kämen nicht in Betracht
Doch die Personalbeschaffung ist nach Gertz' Analyse nicht das einzige Problem, das HR im Zusammenspiel mit autistischen Fachkräften hat: Gerade in der Personalentwicklung bestehe hier Nachholbedarf. Vielen Autisten liege repetitive Arbeit, also jene Aufgaben in Tests und Qualitätskontrollen, die von "normalen" Beschäftigten meist gemieden werden, erklärt Prössl. Anzunehmen, Autisten seien damit zufrieden, greife jedoch zu kurz: "Viele wollen sich weiterentwickeln und sogar fachliche Führung übernehmen, ohne Personalverantwortung tragen zu müssen", so Prössl weiter. An dieser Stelle müssten Personalentwickler jedoch umdenken, denn für Autisten können nicht die gleichen Kriterien wie für alle anderen gelten: Teamfähigkeit und vor allem Leadership als gängige Entwicklungsziele, so der Koordinator von Specialisterne, kämen freilich nicht in Betracht.
Den kompletten Artikel "Das besondere Potenzial" können Sie in Ausgabe 08/2013 des Personalmagazins lesen.
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