Zufriedenheit und Wechselbereitschaft im öffentlichen Dienst

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind größtenteils mit ihrer konkreten Tätigkeit zufrieden. Allerdings können sich 80 Prozent vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Dies hat eine aktuelle Umfrage zur Zufriedenheit und Wechselbereitschaft unter Beschäftigten von Bund, Ländern und Kommunen ergeben.

Die Beratungsagentur Next-Public hat mit wissenschaftlicher Beratung der Hertie School und unter Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern, des dbb beamtenbund und tarifunion und weiteren Partnern eine Umfrage zur Zufriedenheit und Wechselbereitschaft unter 7.490 Beschäftigten in deutschen Behörden und Verwaltungen durchgeführt.

Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst besonders groß

Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der öffentliche Dienst in besonderem Maß vom Fachkräftemangel betroffen ist. Der dbb geht nach seinen aktuellen Berechnungen davon aus, dass derzeit ungefähr 300.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst fehlen. Zudem sind fast 1,3 Millionen Beschäftigte über 55 Jahre alt, so dass diese in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen werden und ersetzt werden müssen.

Öffentlicher Dienst in Konkurrenz zur Privatwirtschaft

Auch die Privatwirtschaft steht vor dem Problem des Fachkräftemangels und wirbt massiv um Talente. Daher muss sich der öffentliche Dienst mit der Frage befassen, was die potenziellen und auch die aktuellen Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber erwarten und wie der öffentliche Dienst diesbezüglich aufgestellt ist.  

Hohe Wechselbereitschaft der Beschäftigten im öffentlichen Dienst

Die Umfrage hat ergeben, dass sich 80 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst vorstellen können, den Arbeitgeber zu wechseln. Knapp ein Drittel würde sogar zu einem Arbeitgeber in der Privatwirtschaft gehen. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Antworten auf die Frage, welche Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen die Beschäftigten in der Privatwirtschaft erwarten. Dabei wurden bessere Bezahlung, höhere Flexibilität, bessere Ausstattung sowie Anerkennung und Wertschätzung (in dieser Reihenfolge) genannt.

Wertschätzende Mitarbeiterführung im öffentlichen Dienst nicht ausgeprägt

Für Beschäftigte wichtige Rahmenbedingungen, wie Wertschätzung und individuelle Förderung, sind nach den Ergebnissen der Umfrage in der Verwaltung nicht gänzlich verankert. So gibt fast die Hälfte der Befragten beim Bleibebarometer an, dass sie von ihren Führungskräften kaum oder überhaupt keine Wertschätzung erhält und über die Hälfte findet, dass Vorgesetzte keine Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.

Geringe Weiterempfehlungsbereitschaft unter Beschäftigten des öffentlichen Dienstes

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass die Beschäftigten in der Verwaltung mit ihrer konkreten Tätigkeit größtenteils zufrieden sind, jedoch nicht unbedingt mit ihrem Arbeitgeber. Die Ziele der eigenen Behörde sind den Beschäftigten oftmals nicht vollumfänglich bekannt. Darunter leidet der Grad der Identifizierung mit dem Arbeitgeber. Dieses Gefälle erklärt auch die mangelnde Bereitschaft von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, ihre Behörde potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern weiterzuempfehlen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Weiterempfehlungsrate im Öffentlichen Dienst ausbaufähig ist. Die diesbezüglich stärksten Einflussfaktoren sind demnach: das wahrgenommene Arbeitsklima, die Einschätzung, ob die eigene Arbeit krank macht (ein Drittel der Befragten beklagte diesen Umstand, vor allem aufgrund von hohem Termin- und Leistungsdruck und fehlender Anerkennung) und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nach Ansicht der Verfasser der Studie können hier Verwaltungen aktiv werden, indem sie zum Beispiel stärker ihre jeweiligen Werte, Ziele und Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und diese nach innen und außen kommunizieren.

Hintergrund der Befragung

Das Bleibebarometer basiert auf der bisher größten zum Thema durchgeführten Verwaltungsbefragung mit über 9.000 Teilnehmenden und fast 7.500 ausgewerteten Fragebögen. Die hohe Anzahl an Teilnehmenden ermöglicht einen detaillierten Blick in den Maschinenraum der Verwaltungen.

Die Studie wurde als Initiative der Next:Public mit wissenschaftlicher Beratung und Begleitung der Hertie School und folgenden Partnern realisiert: Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dbb beamtenbund und tarifunion (dbb), Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Die Zeit, Intrexx, Fabasoft

Die Studie „Bleibebarometer Öffentlicher Dienst“ können Sie hier kostenlos herunterladen.

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Schlagworte zum Thema:  Mitarbeiterbefragung, Öffentlicher Dienst