Elbphilharmonie-Architekten gestalten Hamburg-Grasbrook

Der Masterplan für Hamburgs neuen Stadtteil Grasbrook steht: Die Architekten der Elbphilharmonie haben mit ihrem Entwurf überzeugt. Die ungewöhnliche Idee: Ein See mitten auf der Elbinsel. Geplant sind drei Hochhäuser und Wohnquartiere in weiß, in Backstein und aus Holz. Baubeginn könnte 2023 sein.

Das Schweizer Büro Herzog und de Meuron, Architekten der Elbphilharmonie, wird den neuen Hamburger Stadtteil Grasbrook im Team mit Vogt Landschaftsarchitekten gestalten. Das wurde in einem internationalen Ideenwettbewerb entschieden, den die Hafencity Hamburg GmbH gemeinsam mit den Behörden für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Umwelt und Energie ausgelobt hatte.

Die öffentliche Beteiligung und die finale Jury-Sitzung fanden wegen der Coronakrise in virtueller Form statt. Überzeugt hat der Siegerentwurf vor allem mit einem Park und dem kleinen See in der Mitte des Hafenstadtteils. Der "Volkspark Veddelhöft" sei ein intelligenter Vorschlag, sagte der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Matthias Sauerbruch. Das habe keine andere der eingereichten Arbeiten bieten können. Der Park kann nach Auffassung der Jury als erstes angelegt werden und stünde dann schon in einer frühen Phase der Quartiersentwicklung zur Verfügung.

Baubeginn für das neue Stadtviertel soll 2023 sein. Bislang ist der Grasbrook Hafengebiet mit überwiegend leeren Lagerhallen, denkmalgeschützten Gebäuden sowie kaum genutzten Hafenbecken.

Stadtteil Grasbrook: 30 Prozent geförderter Wohnungsbau vorgesehen

Im neuen Stadtteil Grasbrook am Südufer der Norderelbe gegenüber der Hafencity sind 3.000 Wohnungen, 16.000 Arbeitsplätze, sowie ausreichend Grün- und Freizeitanlagen und innovative Mobilitätskonzepte geplant. Zum westlich angrenzenden Nachbarstadtteil Veddel ist eine Brücke geplant, auch die U-Bahn soll dorthin verlängert werden.

"Der neue Stadtteil wird bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen, qualifizierte und innovative Arbeitsplätze und lebendige, vielfältige Freiräume bieten", sagte Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dr. Dorothee Stapelfeldt (SPD) bei der Vorstellung der Pläne. Die Grundstücke sollen nach Erbbaurecht vermarktet werden, machte Stapelfeldt deutlich.

Ein Drittel der 3.000 Wohnungen soll im geförderten Wohnungsbau entstehen. Gebaut wird für Mieter und Eigentümer, vergeben an Genossenschaften und Baugemeinschaften. Geplant ist außerdem eine überdachte "Überseemeile", die als zentraler Treffpunkt genutzt werden könnte. Aufgrund der Länge von mindestens 400 Metern, Baukosten von bis zu 90 Millionen Euro und dem öffentlichen Charakter könnte die Stadt als Bauherr infrage kommen, erläuterte der Chef der Hafencity Hamburg GmbH Jürgen Bruns-Berentelg. Allerdings werde auch nach Nutzungen wie Gastronomie und Veranstaltungen gesucht, um eine wirtschaftliche Tragfähigkeit der Anlage sicherzustellen.

Bei den Wohnhäusern soll mit Holzbau experimentiert werden

Der Entwurf von Herzog und de Meuron sieht neben der Idee eines Sees auf der Elbinsel und drei Hochhäusern auch drei unterschiedlich gestaltete Quartiere vor: eins in weiß, eins in Backstein und eines in Holz. Die Hochhäuser im Entwurf sind für Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing aber "noch nicht in Stein gemeißelt". Ob sie überhaupt so hoch würden, "das gucken wir uns noch an". Vorgesehen sind neun- bis zehngeschossige Gebäude und vereinzelt vierzehngeschossige Bauten. Bei den Wohnhäusern soll auf Vorschlag der Architekten mit Holzbau experimentiert werden. Die Gewerbegebäude am Saalehafen werden voraussichtlich in Backsteinoptik gefasst.

Die Entwicklung des gesamten Stadtteils dürfte nach Einschätzung von Sauerbruch zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen. Im nächsten Schritt geht es zunächst um die detaillierte Bebauungsplanung, die Vergabe der Grundstücke und die architektonische Planung der einzelnen Gebäude. Bis zum Sommer 2021 soll die Vorplanung mit einer weiteren Bürgerbeteiligung abgeschlossen werden.

Seit der ersten Jury-Sitzung am 3.12.2019 hatten drei ausgewählte internationale Planungsteams an der Konkretisierung ihrer Ideen zum neuen Stadtteil Grasbrook gearbeitet. In der zweiten und finalen Jury-Sitzung am 3. April hatte sich das Preisgericht unter dem Vorsitz von Sauerbruch für Herzog und de Meuron (Basel) und Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich) als Sieger entschieden. Der zweite Preis ging an Mandaworks (Stockholm) und Karres en Brands (Hilversum), Platz drei an Adept (Kopenhagen) und Studio Vulkan Landschaftsarchitektur (Zürich).

dpa
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