Nachfolgeplanung: Was ist Ihr Unternehmen wert?

Die Hälfte aller Betriebsinhaber kleiner und mittlerer Unternehmen schätzen den Kaufpreis ihrer Firma auf bis zu 175.000 EUR ein. Damit bewerten sie ihren Betrieb sogar häufig eher als etwas zu niedrig als zu hoch. Das ergab eine aktuelle Studie von KfW Research, die den Generationenwechsel im Mittelstand seit Längerem begleitet und nun erstmals repräsentative Ergebnisse zur Kaufpreiserwartung ermittelt hat.

Darum geht’s: Unternehmensnachfolge im Mittelstand

Aktuelle Daten zeigen, dass bis Ende 2020 rund 227.000 Unternehmer beabsichtigen, ihren Betrieb in die Hände eines Nachfolgers zu legen (6 % aller kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)).

Etwa 80 % dieser Nachfolgeplaner sind

  • Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten und/oder
  • fallen in den Dienstleistungsbereich.

62 % der Altinhaber

  • haben bereits einen Nachfolger gefunden oder
  • verhandeln aktuell.

Dagegen sind rund 36.000 KMU noch nicht auf eine Nachfolge vorbereitet. Insgesamt wird eine familieninterne Nachfolge genauso oft wie eine Nachfolge an einen externen Käufer anvisiert. Das Hauptproblem bei der Nachfolgesuche ist die geringe Anzahl nachrückender Existenzgründer. So halten aktuell 16 % aller Inhaber die Stilllegung des Betriebs für den einzig denkbaren Weg nach ihrem Rückzug aus dem Unternehmen. Dies gilt insbesondere für Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Mitarbeitern.

Das ist wichtig: Ermittlung des Kaufpreises

Der zentrale Eckpfeiler für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist die Übereinkunft beim Kaufpreis, d.h. die Frage nach dem Wert des Unternehmens. Da jedoch kaum konkrete Zahlen zu Unternehmenswerten im Mittelstand vorliegen, es also an seriösen Vergleichsmaßstäben fehlt, können Preisverhandlungen mitunter zäh ablaufen. Sie finden auch deshalb häufig im Verborgenen statt. Nach Einschätzung des KfW Research, musste ein potenzieller Nachfolger im Jahr 2018 durchschnittlich 351.000 EUR für den Kauf eines Unternehmens in den nächsten 5 Jahren einplanen. Etwa ein Drittel der zur Nachfolge anstehenden Unternehmen setzt allerdings einen Kaufpreis von maximal 100.000 EUR an.

Unternehmenswerte eher zu niedrig angesetzt

Zur Orientierung: Für die Wertermittlung des Unternehmens setzen ihre Inhaber üblicherweise den ungefähren einfachen Jahresumsatz an bzw. liegen sogar leicht darunter (90 % des einfachen Jahresumsatzes). Im Klartext: Der Trend geht eher hin zu einer eher zu niedrigen Bewertung (betrifft insbesondere Kleinstunternehmen), anstatt einer zu hohen Kaufpreiseinschätzung.

Der Verdacht, dass Alteigentümer die Emotionen und Anstrengungen des Unternehmensaufbaus mit in den Preis einfließen lassen (sogenannte Herzblutrendite) kann nicht bestätigt werden. Im Mittel setzt demnach rund die Hälfte aller KMU-Inhaber in Deutschland einen Kaufpreis von maximal 175.000 EUR an. Somit sind die geschätzten Kaufpreise im Jahresvergleich weitgehend stabil geblieben.

Größe des Unternehmens und Branche für Kaufpreis elementar

Drei Viertel aller KMU sind Dienstleistungsunternehmen und 80 % zählen zu den Kleinstunternehmen. Diese weisen unterdurchschnittliche Kaufpreise auf: 43 % der Kleinstunternehmer in diesem Segment schätzen den Wert ihres Unternehmens auf maximal 100.000 EUR, jedes fünfte Unternehmen sogar nur auf 50.000 EUR.

Anders verhält es sich bei Mittelständlern mit 50 und mehr Beschäftigten. Sie setzen den Kaufpreis überwiegend (81 %) mit mind. 1 Mio. EUR an. Auch das verarbeitende Gewerbe setzt wegen der erhöhten Forschungs- und Entwicklungsleistung in diesem Bereich tendenziell höhere Kaufpreise an. Ein Drittel dieser Unternehmer schätzen ihren Unternehmenswert auf 1 Mio. EUR oder mehr.

Dagegen sind die Preise für Unternehmen des Baugewerbes im Durchschnitt am niedrigsten angesetzt: Fast die Hälfte der Unternehmensinhaber dieses Bereiches erwarten sich Kaufpreise von nur maximal 100.000 EUR. Dies liegt vor allem an der im Vergleich geringen Unternehmensgröße und der somit niedrigeren Vermögenswerte.

Insgesamt bedeutet das: Je größer ein Unternehmen und je höher der F&E-Anteil, desto teurer ist es, da in der Regel mit der Unternehmensgröße die Vermögenswerte eines Unternehmens ansteigen (wie Immobilien, Grundstücke, Maschinen, Fuhrpark, immaterielle Vermögenswerte). Die Spannbreite der Unternehmenswerte ist demnach groß und muss vor dem Hintergrund der Unternehmensgröße und Branche betrachtet werden.

Die aktuelle Studie von KfW Research mit dem Titel „Kaufpreise bei Nachfolge im Mittelstand “ ist online abrufbar.

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