Zusammenfassung

 
Überblick
  • Krisen können unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben. Häufig lassen sie sich nicht nur auf einen bestimmten Auslöser zurückführen. Bei intern bedingten Krisen können Unternehmen zumeist selbständig vorbeugen und leichter Gegenmaßnahmen einleiten als bei exogen ausgelösten Krisen.
  • Der Controller ist bei allen Krisen ein unverzichtbarer Business Partner und übernimmt als Teil eines Krisenstabs die Szenario-Analyse sowie die Risikoplanung, schlägt Gegenmaßnahmen vor und steht in enger Zusammenarbeit mit dem Management.
  • Sparmaßnahmen sind nicht immer sinnvoll. Der Herzschlag des Unternehmens muss am Leben gehalten werden. Besonders umsatzstarke Produktsparten sollten identifiziert und abgesichert, unprofitable Nebenaktivitäten eingedämmt werden.
  • Die Corona-Krise erfordert von vielen Unternehmen einen Balanceakt. Natürlich geht es um unternehmerischen Erfolg, aber die gesundheitliche Verfassung aller Mitarbeiter sollte gerade aus ethischer Sicht Priorität haben. Wir empfehlen einen Notfallmodus zur weiteren Stabilisierung der unternehmerischen Lage.

1 Krisen treiben Unternehmen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten

Krisen sind sehr unterschiedlich und lassen sich häufig nicht auf nur einen Auslöser zurückführen. So unterschiedlich sie sein können, eins haben sie gemein: Sie verlangen den Unternehmen, die sie betreffen, viel ab und stellen sie vor existenzielle Herausforderungen.[1] Das Ausmaß von Krisen kann dabei stark variieren, von der einzelnen Unternehmenskrise über eine Branchenkrise bis hin zur gesamtwirtschaftlichen Krise.

Einige aktuelle Unternehmenskrisen sowie ihre Ursachen und Auswirkungen sind in Abb. 1 dargestellt.

Abb. 1: Aktuelle gravierende Unternehmenskrisen mit ihren Ursachen und Auswirkungen

Das wohl prominenteste deutsche Beispiel der vergangenen Jahre ist der Skandal um die gezielte Manipulation der Motorensteuerungs-Software bei Volkswagen. Durch die lange juristische Prozessdauer macht dieses Thema immer wieder negative Schlagzeilen; der Schaden geht in die Milliardenhöhe. Aber auch Apple kann als Krisenbeispiel gewählt werden: Der Branchenprimus mit Sitz in Kalifornien hat im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich weniger Smartphones verkauft als im Vorjahr und zudem im gleichen Zeitraum die Führung als "innovativstes Unternehmen der Welt" verloren.[2] Ein zu wenig diverses Produktportfolio kann dem Management vorgeworfen werden. Ein weiteres Beispiel stellt Nike dar, das immer wieder in der Kritik steht, nichts gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken zu tun. Hinzu kommen Anschuldigungen wegen Umweltverschmutzung. Obwohl diese Ursachen zunächst nicht mit der wirtschaftlichen Situation der Textilbranche und auch nicht mit der Qualität der Produkte zusammenhängen, beeinträchtigen solche Vorfälle das Image von Nike sehr.

Interne Probleme, wie bei den zuvor genannten Unternehmen, können aber auch schnell aus einer singulären Unternehmenskrise eine unternehmensübergreifende Krise machen, wenn die in der Wertschöpfungskette verbundenen Unternehmen (Kunden, Zulieferer) negativ beeinflusst werden. Bei branchenweiten oder gesamtwirtschaftlichen Krisen ist der Handlungsspielraum einzelner Unternehmen zur Gesamt-Lösungsfindung limitiert und im Extremfall (wie z. B. der Finanzkrise 2008/2009 oder der Corona-Krise) benötigt es staatlicher Hilfen.

Unternehmensspezifisch kann das Controlling durch seine Rolle bei der Krisenvorhersage, -prävention und -bewältigung eine wichtige Rolle spielen. Zum einen um der Krisensituation Herr zu werden, zum anderen um sich gegenüber ebenfalls betroffenen Unternehmen durch die effektivere Krisenbewältigung eine bessere Ausgangslage zu verschaffen.

[1] Vgl. Rüsen, 2009, S. 47.
[2] Vgl. BCG, 2019.

2 Krisenvorhersage

Krisenvorhersage heißt, sich auch in guten Zeiten mit dem wahrscheinlichen Szenario der Krise auseinander zu setzen. Das Management eines jeden Unternehmens sollte

  • für sich das Wort Krise definieren,
  • festlegen, für welche Szenarien der Ergebnisentwicklung es sich vorbereiten muss und
  • überlegen, welche Hebel und Initiativen wann gezogen werden müssen,

um größtmögliche Potenziale gegen eine potenziell eintretende Ergebnisabschwächung zu entfalten.[1]

Da diese Entscheidungen bestmöglich auf Daten basiert sein sollten, muss das Krisenmanagement in Zusammenarbeit mit dem Controlling durchgeführt werden. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das fehlende Controlling eine der gängigsten Ursachen einer Insolvenz darstellt (s. Abb. 2).

Abb. 2: Insolvenzursachen [in %], in Anlehnung an Euler Hermes, 2006.

Reflektiert man die oftmals späten Reaktionen von Unternehmen auf Krisen, kann man ableiten, dass diese zumeist unerwartet kommen und – trotz schmerzlicher Erfahrung in der Finanzkrise 2008/2009 – den Themen der Krisenvorhersage und -prävention nur eine untergeordnete Rolle zukommt. Erst die drohende (oder bereits eingetroffene) Existenzgefährdung ist der Grund Gegenmaßnahmen einzuleiten – dies dann unter immensem Zeitdruck. Das macht es umso wichtiger, dass das Controlling nach Krisen das Gelernte zusammenf...

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