Viele Controller und Entscheidungsträger des oberen Managements in krisenbetroffenen Unternehmen setzen die Wörter Krise und Kostenmanagement häufig gleich mit Kosteneinsparung. Obwohl sie damit wohl erst einmal nicht grundsätzlich Unrecht haben, kommt es natürlich auf die Art der Krise an.

Für die derzeitige Corona-Krise würden wir auf jeden Fall zustimmen, dass die besonders stark betroffenen Unternehmen ihre Produktion bzw. wertschöpfenden Tätigkeiten auf das erforderliche Mindestmaß reduzieren. In personalintensiven Industrien sollten die Möglichkeiten der Heim- und Kurzarbeit voll ausgeschöpft werden. Überschüssiger Urlaub oder Überstunden müssen ebenfalls abgebaut werden.[1] Befindet sich ein Unternehmen bspw. aufgrund eines schwachen Produktportfolios oder falschen Investitionen in einer Krise, würden wir von diesen Einsparungsmaßnahmen jedoch zunächst abraten. Selbstverständlich sollten Aktivitäten und Bereiche, die nicht zur Erhaltung des Kerngeschäfts beitragen, reduziert werden; es wäre jedoch verfehlt, Personal in der Produktion freizusetzen oder gar ganze Produktionsstätten zu schließen.

Unternehmen mit ähnlichen Krisen sollten sich zunächst die Fragen stellen und bewerten:

  1. Was ist mein Kerngeschäft?
  2. Was ist meine strategische Position im Markt?

Unabhängig von der Krisenursache ist es ratsam, sich auf das bestehende Kerngeschäft zu fokussieren. Gleichzeitig sollten unprofitable Nebenaktivitäten eingedämmt werden. Auch wenn es zunächst widersprüchlich erscheint, sollten sowohl Expansions- als auch Wachstumsmöglichkeiten sorgfältig geprüft werden. Es könnten bspw. neue Märkte oder Kunden durch Skalierung oder Internationalisierung erschlossen werden. Auch Desinvestitionen können dazu beitragen, notwendig werdende Geldmittel zu generieren.[2]

Diese Maßnahmen dienen der Wertschaffung in der Krise. Sofern das Kerngeschäft jedoch durch den Krisenumstand zu stark beeinträchtigt und damit gefährdet ist, in seiner Gesamtheit verloren zu gehen, sollte eine strategische Neuausrichtung geprüft werden. Wir empfehlen, dass gerade ab dem Punkt einer strategischen Neuausrichtung spätestens scharfe Einsparungsmaßnahmen vorgenommen werden müssen, um die wertschöpfenden Aktivitäten und damit das Überleben des Unternehmens zu gewährleisten.

[1] Vgl. Gleich, 2020.
[2] Vgl. The Boston Consulting Group, 2017.

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