Die heutige Lösung SCOTT wird aus zwei Quellen gespeist. Zum einen gab es bereits in der ersten Dekade des Jahrtausends immer wieder einzelne Anfragen von Kunden für die Bereitstellung von CO2-Fußabdrücken. Dies führte bei BASF zu enger Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratern für Lebenszyklus-Analysen von Produkten (Product Lifecycle Assessment oder LCA-Experten). Auch ein LCA-Team wurde im Bereich Corporate Strategy aufgestellt. Für drei europäische Standorte wurde 2017 zur Vereinfachung an einer semiautomatischen Lösung gearbeitet. Es zeigte sich, dass solche Lösungen nicht im Markt erhältlich sind, schon gar nicht für die Bewältigung der Komplexität des BASF-Verbundes, d. h. hoch-integrierter, komplexer, langer Wertschöpfungsketten.

Zum anderen wurden Ende 2018 die BASF-Controller mit der Thematik konfrontiert. Zu diesem Zeitpunkt war das Verständnis bei Controllern für PCFs, ISO-Normen und LCA-Expertise nicht vorhanden, wohl aber die Überzeugung, dass das Know-how und die immer wieder weiterentwickelten Tools zu Kalkulation und Konsolidierung von Wertschöpfungsketten eine hervorragende Basis darstellen. Die LCA-Experten verstanden ISO-Normen und kannten die Emissionsdaten, die Controller alle anderen erforderlichen Costing- und Supply Chain-Daten zur Berechnung der PCFs.

Ein selbstgesteuertes Team aus drei Corporate- und Business-Controllern und einem LCA-Experten entwickelte 2019 das Konzept. Ein nochmaliges erfolgloses Assessment von Marktlösungen führte zum Involvement der hauseigenen Digitalisierungseinheit, insbesondere Experten in Datenbanktechnologien, Value Chain Analytics und AI Solutions.

Um dem Thema CO2-Reduktion in Kundendiskussionen Verbindlichkeit zu geben, priorisierte der BASF-Vorstand das Projekt und verkürzte die geplante Entwicklungszeit, sodass das Projektteam die Lösung bis Mitte 2020 umsetzte. Dabei wurde einkalkuliert, dass für ein solches neues und sensibles Thema ausreichend Zeit zur Datenvalidierung berücksichtigt werden muss. Trotz der durch die COVID-Pandemie ausgelösten Remote-Arbeit gelang es dem multidisziplinären Team, die Frist einzuhalten. Maßgeblich hierfür war die konzeptionelle Vorarbeit und die bereits vorliegenden ausgefeilten Value-Chain-Tools zur Konsolidierung von Produktkosten.

Ziel von BASF ist es, Kunden den CO2-Fußabdruck für alle 45.000 Produkte verfügbar zu machen. Im Juli 2020 betonte der BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller in einer Pressemitteilung: "Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind Kernelemente unserer Unternehmensstrategie, die wir konsequent umsetzen. Mit der Berechnung des CO2-Fußabdrucks bringen wir beides zusammen und schaffen für unsere Kunden eine deutlich höhere Transparenz über die spezifischen Emissionen für jedes BASF-Produkt. Damit können wir gemeinsam mit den Kunden Pläne entwickeln, um die CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette bis zum finalen Verbraucherprodukt zu reduzieren."

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