Im Folgenden wird ein hypothetisches mittelständisches Produktionsunternehmen betrachtet, bei dem neben einer integrierten GuV- und Bilanzplanung (mit daraus abgeleiteter Liquiditätsplanung) die relevanten Informationen zu wesentlichen Risiken vorliegen, um darauf basierend eine Risikoaggregation durchzuführen.

4.1 Unternehmensplanung

Erfassung/Erzeugung von Plandaten

Das Beispielunternehmen führt für die nächsten 2 Jahre eine detaillierte Planung durch. Hierbei plant es ausgehend aus dem letzten abgeschlossenen Jahr (01) für das Folgejahr kein Wachstum und anschließend ein Wachstum von 10 %. Dabei wurde unterstellt, dass alle Kosten Wachstums-proportional steigen (also die Margen gleichbleiben) und auch der Betrieb in derselben Höhe erweitert werden muss (gleichbleibende Gesamtkapitalrendite). Finanziert wird die Erweiterung einerseits durch die Thesaurierung der Ergebnisse und – in der noch fehlenden Höhe – durch zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital. Tab. 1 stellt die (verkürzten) Jahresabschlüsse dar.

 
Gewinn und Verlustrechnung Ist-Jahr Plan-Jahre
  31.12.01 31.12.02 31.12.03
Gesamtleistung 53.000.000 53.000.000 58.300.000
Materialaufwand 25.000.000 25.000.000 27.500.000
Deckungsbeitrag 28.000.000 28.000.000 30.800.000
Personalaufwand 15.000.000 15.000.000 16.500.000
sonstiger betrieblicher Aufwand (mit Prämie) 8.000.000 8.000.000 8.800.000
EBITDA 5.000.000 5.000.000 5.500.000
Abschreibungen 2.000.000 2.000.000 2.200.000
Betriebsergebnis (EBIT) 3.000.000 3.000.000 3.300.000
Zinsen und ähnliche Aufwendungen 640.000 640.000 540.000
Gewinn vor Steuern 2.360.000 2.360.000 2.760.000
Steuern von Einkommen und Ertrag 708.000 708.000 828.000
Gewinn nach Steuern 1.652.000 1.652.000 1.932.000
 
Bilanzsumme Aktiva 29.000.000 29.000.000 31.900.000
Anlagevermögen 14.000.000 14.000.000 15.400.000
Umlaufvermögen 15.000.000 15.000.000 16.500.000
Vorräte 8.000.000 8.000.000 8.800.000
Forderungen und sonst. Vermögensgegenstände 6.000.000 6.000.000 6.600.000
liquide Mittel 1.000.000 1.000.000 1.100.000
 
Bilanzsumme Passiva 29.000.000 29.000.000 31.900.000
Eigenkapital 11.652.000 13.304.000 15.236.000
gezeichnetes Kapital 10.000.000 10.000.000 10.000.000
Gewinnvortrag / Verlustvortrag 0 1.652.000 3.304.000
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag 1.652.000 1.652.000 1.932.000
Verbindlichkeiten 17.348.000 15.696.000 16.664.000
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstitute 12.848.000 11.196.000 12.164.000
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3.500.000 3.500.000 3.500.000
sonstige Verbindlichkeiten 1.000.000 1.000.000 1.000.000

Tab. 1: Ausgangsdaten in Bilanz und GuV

4.2 Risiken

Mögliche (voreingestellte) Risikoarten

Risiken lassen sich (unter Simulationsgesichtspunkten) in zwei Gruppen untergliedern:

  • Planungsunsicherheiten: Hierbei werden Plangrößen wie Absatzmenge, Materialpreise oder Währungskurse durch eine Verteilung beschrieben (typischerweise Dreiecksverteilung oder Normalverteilung). Bei diesen ist der Risikoeintritt quasi sicher (Eintrittswahrscheinlichkeit 100 %), es ist lediglich unsicher, in welcher Höhe das Risiko eintritt.
  • Ereignisorientierte Risiken, die durch (größere) besondere einzelne Ereignisse hervorgerufen werden ("ereignisorientierte Risiken"), die sich meist durch eine Szenarioverteilung mit unsicheren Schadenshöhen beschreiben lassen (bspw. die Kombination einer Ja-Nein-Verteilung für den unsicheren Risikoeintritt und einer Dreiecksverteilung für die unsichere Schadenshöhe im Falle des Risikoeintritts).

Notwendig für die Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs mittels Risikoaggregation ist die Verbindung von diesen Risiken mit der Unternehmensplanung. Jedes Risiko wirkt auf (mindestens) eine Position der Plan-Erfolgsrechnung (GuV) oder Plan-Bilanz und kann dort Planabweichungen verursachen.

4.2.1 Planungsunsicherheiten

Wirkung vieler kleiner Risiken vereinfachend im Zusammenhang modellieren

Planungsunsicherheiten charakterisieren die Summe vieler mehr oder weniger kleiner Unsicherheiten, die zur Abweichungen gegenüber den Planwerten führen können. Diese Schwankungen werden zusammengefasst und als Schwankung der wichtigsten Planungspositionen quantifiziert. Dabei wurde nach Diskussion mit dem Management davon ausgegangen, dass in dem abgeschlossenen Jahr Chancen bei der Absatzmenge realisiert wurden, die im nächsten Jahr im Mittel so nicht erneut erwartet werden können. Da die Planung jedoch gegenüber dem Istjahr keinen Umsatzrückgang aufweist, stellt diese eher ein optimistisches Szenario dar. Man geht davon aus, dass der Planwert maximal um 5 % unterschritten werden kann, als wahrscheinlichster Fall ein Rückgang um 2 % anzusehen ist und im Falle einer sehr positiven Entwicklung auch Planüberschreitung um bis zu 3 % möglich ist.

Die anderen Planungspositionen wurden ohne nennenswerte Chancen- oder Gefahrenüberhang betrachtet und deswegen mit Hilfe einer Normalverteilung beschrieben. Die quantifizierten Risiken können aus Tab. 2 entnommen werden.

 
Planungsunsicherheiten
  Normalverteilung Dreiecksverteilung
  Standardabweichung kleinster Wert (Min) häufigster Wert (Mod) größte...

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