Fertigungstiefe strategisch und operativ bedeutsam

Einige Überlegungen der Produktionsplanung haben strategischen wie auch taktisch-operativen Charakter. Hierzu zählt insbesondere die Frage nach der optimalen Fertigungstiefe. Denn einerseits ist bereits mit Beginn der Fertigung grundsätzlich festzulegen, welche Bauteile und Komponenten in Eigenregie gefertigt und welche von Zulieferern gekauft werden. Die Frage zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug ist damit zunächst dem strategischen Controlling zuzuordnen. Gleichzeitig gibt es durchaus auch mittel- und kurzfristig Anstöße für eine Veränderung der Fertigungstiefe. So kann es bspw. sein, dass sich

  • konjunktur- und/oder saisonbedingt die Auftragslage und damit die Kapazitätsbedarfe in der Produktion,
  • die vom Lieferanten oder im eigenen Unternehmen produzierte Qualität oder
  • der Einkaufspreis zugekaufter Fertigungsteile

ändern.

Entsprechend ist zu prüfen, ob bisherige Zukäufe auf Eigenfertigung oder bisherige Eigenproduktion auf Fremdbezug umzustellen sind. Neben zahlreichen qualitativen Parametern (Know-how, Image, Qualität), die erneut mithilfe einer Nutzwertanalyse betrachtet werden könnten, spielt insbesondere die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle. Die Überprüfung derselben geschieht dabei bei Langfristplanungen – wegen der ausgelösten Des-/Investitionen – mithilfe der Investitionsrechnung. Dabei wird stets der Alternative mit den geringsten Kosten bzw. geringsten Auszahlungen der Vorzug eingeräumt.

Make-or-Buy-Entscheidungen kurzfristig treffen

Kurzfristig erfolgt die Beurteilung mithilfe der Teilkostenrechnung.[1]  Hierzu werden die entscheidungsrelevanten variablen Kosten mit dem Fremdbezugspreis verglichen. Liegt der Fremdbezugspreis unter den variablen Herstellkosten, sollten die Fertigungsteile von einem Lieferanten zugekauft werden; im anderen Fall wäre die Eigenfertigung zu bevorzugen. Dieser Vergleich ist insofern korrekt, als bei der Umstellung von Eigenfertigung auf Fremdbezug – oder umgekehrt – kurzfristig nur variable Fertigungskosten verändert werden; die durch die Fertigungsanlagen verursachten Fixkosten (z. B. Abschreibungen) werden kurzfristig nicht beeinflusst, weshalb sie nicht in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einbezogen werden.

Die Teilkostenrechnung ist gleichermaßen hilfreich, wenn es um die Auswahl des kurzfristigen kostenoptimalen Fertigungsverfahrens geht.[2] Stehen nämlich 2 technisch gleichwertige Fertigungsanlagen für einen Produktionsauftrag zur Verfügung, so sollte kurzfristig selbstverständlich dasjenige Verfahren ausgewählt werden, das die geringsten variablen Kosten (also Material-, Fertigungskosten) verursacht. Fixe Kosten (z. B. Abschreibung, Kosten der vorbeugenden Instandhaltung/Wartungskosten) sind hier nicht entscheidungsrelevant, denn sie fallen in jedem Fall an, egal ob die Anlage für die Fertigung genutzt wird oder nicht, und erfahren durch die Entscheidung keine Änderungen.

Bei langfristigen Überlegungen Gesamtkosten berücksichtigen!

Langfristige Überlegungen zum Einsatz der optimalen Fertigungsanlagen müssen sich hingegen an deren Gesamtkosten (auch als Vollkosten bezeichnet) orientieren. Bei einer langfristigen Produktionsplanung ist immer zu prüfen, ob die infrage kommende Anlage gekauft oder – falls bereits vorhanden – verkauft werden soll. Dieser Fall einer Neuinvestition bzw. Desinvestition löst die Entstehung oder den Abbau von Fixkosten aus, weshalb diese nun sehr wohl entscheidungsrelevant sind. Entsprechend ist die Fertigungsanlage auszuwählen, die die geringsten Gesamtkosten verursacht.

[1] Ausführlicher bspw. bei Schmidt, 2014, S. 196 f.
[2] Vgl. bspw. Schmidt, 2014, S. 196 f.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Finance Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge