Produktivitätssteigerung dank technischer Innovation

Betrachtet man die Diskussionen zum Thema "Digitalisierung in der Produktion" und "Industrie 4.0", so wird einem bewusst, dass es immer noch Potenziale gibt, die Produktivität in der Fertigung weiter zu steigern. Dabei nahm die Entwicklung bereits in den 1980er Jahren mit einer gestiegenen Automatisierung von Fertigungsprozessen hin zu Computer-integrated-Manufacturing-Konzepten (CIM-Konzepten) ihren Anfang. Diese wurde dann in den 1990er Jahren mit der konsequenten Umsetzung von Lean Production fortgesetzt. Die flächendeckende Einführung von ERP-Systemen ermöglichte kurze Zeit später erstmals eine Vernetzung technischer, für die Fertigungssteuerung relevanter Daten mit betriebswirtschaftlichen Informationen aus den Bereichen Kostenrechnung, Finanzbuchhaltung und Projektmanagement. Viele bis dahin existierende Insellösungen wurden dadurch aufgelöst und zu einem Gesamtsystem zusammengeführt.

Industrie 4.0 lässt auf weitere Fortschritte hoffen

Mit dem Einzug des "Internet der Dinge" bzw. von Industrie 4.0 in der Fertigung wird nun erneut eine Weiterentwicklung der Produktion erwartet, die eine Steigerung der Produktivität von Industrieunternehmen erhoffen lässt. Für Controller, mitverantwortlich für die Sicherung von Effektivität und Effizienz, ist dies natürlich eine erfreuliche Aussicht. Denn gerade die Suche nach und Bewertung von Potenzialen zur Steigerung der Rentabilität gehört zu den Kernaufgaben des Controllings.

Wirtschaftliches Denken und Handeln in der Technik sichern

Im Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung bzw. von Industrie 4.0 flammt aber auch die Diskussion auf, inwieweit sich in Zukunft möglicherweise die Aufgaben des und Anforderungen ans Controlling ändern. "Verbesserung von Prognosen auf Basis von Echtzeitdaten", "Predictive Maintenance", "Data Scientist" und ähnliches sind dabei Schlagworte, die mögliche neue Anforderungen oder eine potenzielle Weiterentwicklung des Controllings andeuten. Allerdings betreffen diese Schlagworte, wie im nachfolgenden deutlich werden wird, nur einen Teil der sehr umfangreichen Aufgaben eines Produktionscontrollers. Vielmehr liegt die nach wie vor größte Herausforderung für kaufmännisch orientierte Controller darin, innerhalb der großen Bandbreite an technischen Themen wirtschaftliches Denken zu verankern und dabei die Sprache der dort tätigen Mitarbeiter zu treffen.

Controller müssen die Sprache ihrer Kunden sprechen

Gerade in einem stark technisch geprägten Umfeld bedarf es neben der rein monetären Betrachtung explizit einer auf Mengen- und Zeitgrößen basierenden Steuerung. Diese erweiterte Betrachtung trägt zu einem Verständnis bei den Verantwortlichen und Ausführenden in der Technik bei, erhöht dort die Akzeptanz der Controllingparameter und verkürzt damit den Steuerungsprozess. Der Controller sollte entsprechend die Sprache seiner Adressaten suchen und die Kommunikation verstärkt mit nicht-monetären Informationen betreiben. Zudem werden nur unter Einbezug der technisch basierten Größen die komplexen Ursache-Wirkungszusammenhänge der Fertigung transparent und nachvollziehbar. Dies kann bedeuten, dass er anstelle typischer Controllingfachbegriffe, wie z. B. Beschäftigungs- oder Verbrauchsabweichung im Rahmen der Plankostenrechnung oder Discounted Cashflows in der Investitionsrechnung, eher eine anschauliche und leistungsmengenorientierte Terminologie nutzt. Die Bewertung von Soll-Ist-Abweichungen mithilfe von Stunden, Stückzahlen oder in Prozent wird hier erfahrungsgemäß leichter verstanden als die Verwendung monetärer Größen. Auch sind – in Abhängigkeit der jeweiligen Fragestellung – mitunter Verfügbarkeitsgrad und Auslastungsgrad (absolut in Stunden oder in Prozent der geplanten Maschinenbelegungszeit) einem Maschinenstundensatz in Euro vorzuziehen.

Kaufmännische Kompetenz des Controllers im technischen Umfeld besonders wichtig

In der Fertigung kann der Produktionscontroller seiner Rolle als Berater des Managements auf diesem Weg deutlich besser gerecht werden. Denn gerade weil in der Produktion oftmals technische Fragestellungen im Vordergrund stehen, ist seine betriebswirtschaftliche Kompetenz besonders gefragt. Schließlich wird der Produktionsleiter an seinem monetären Beitrag zum wirtschaftlichen Gesamterfolg gemessen. So zählen zu den typischen Themen des Produktionsmanagements, bei denen das kaufmännische Augenmaß des Produktionscontrollers dringend benötigt wird, z. B.

  • die Bewertung von Rationalisierungspotenzialen,
  • die Vorbereitung von Eigenfertigungs-Fremdbezugs-Entscheidungen,
  • die Wirtschaftlichkeit von Investitionen in neue Fertigungsanlagen und die permanente Herausforderung oder
  • der kostenoptimale Einsatz der begrenzten Produktionskapazitäten.

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