rechtskräftig

 

Entscheidungsstichwort (Thema)

Aussetzung der Vollziehung: Änderung gemäß § 173 Abs. 1 Nr. 1 AO wegen Bekanntwerdens neuer Tatsachen

 

Leitsatz (redaktionell)

  1. Zu den Voraussetzungen der Änderung von Steuerbescheiden gemäß § 173 Abs. 1 Nr. 1 AO.
  2. Weichen die tatsächlichen Angaben des Stpfl. vom Inhalt eines in Kopie beigefügten Vertrages ab, so ist eine Änderung gemäß § 173 Abs. 1 Nr. 1 AO möglich.
 

Normenkette

AO § 173 Abs. 1 Nr. 1

 

Streitjahr(e)

2007, 2008, 2009, 2010

 

Tatbestand

Streitig ist in dem Hauptsacheverfahren, einem bei dem Antragsgegner, dem Finanzamt (FA), anhängigen Einspruchsverfahren, ob das FA die Einkommensteuerbescheide des Antragstellers für die Jahre 2007 bis 2010 gemäß § 173 Abs. 1 Nr. 1 der Abgabenordnung (AO) ändern durfte.

Der Antragsteller ist als Prüfer für Luftfahrtgeräte bei der Firma X angestellt. Er erzielt hieraus Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit.

Am 10. August 2007 verlängerte er einen mit seiner Arbeitgeberin abgeschlossenen Auslandsabordnungsvertrag. Damit war der Antragsteller zeitlich befristet nach Angola abgeordnet worden. Als Einsatzbeginn war der 25. Mai 2007 und als voraussichtliches Einsatzende der 25. Dezember 2007 angegeben, wobei eine erneute Verlängerung als möglich erachtet wurde. Während der Geltungsdauer der Auslandsabordnung ruhte der bisherige Vertrag des Antragstellers. Weiterhin heißt es unter 1., dritter Absatz wie folgt:

„Der Mitarbeiter wird in …Angola in Arbeitsblöcken von vier Wochen eingesetzt. Nach jedem Arbeitsblock erhält der Mitarbeiter einen Freizeitblock von vier Wochen. Auf den Freizeitblock wird der anteilige Jahresurlaub (von Arbeits und Freizeitblock) angerechnet. Mit dem Freizeitblock und der Vergütung nach den Ziffern 5 und 7 ist sämtliche Mehr , Nacht , Sonntags und Feiertagsarbeit (insbesondere Arbeit an deutschen oder Feiertagen in …Angola) abgegolten. Der Mitarbeiter ist verpflichtet, folgende Ereignisse unverzüglich …. mitzuteilen: – An und Abreisedaten – Alle Aufenthalte in Deutschland (arbeits und krankheitsbedingte sowie private).”

Auf Grundlage des Auslandsabordnungsvertrages war der Antragsteller in den Streitjahren in Luanda, Angola tätig. Tatsächlich wechselten sich wie in dem Auslandsabordnungsvertrag vorgesehen die Tätigkeitsblöcke in Angola sowie die Freizeitblöcke, die er in Deutschland verbrachte, ab. Er war in Angola wie folgt tätig:

Anreisetag

Abreisetag

Einsatzzeit in Tagen

25.05.2007

26.06.2007

32

26.07.2007

04.09.2007

41

28.09.2007

31.10.2007

34

25.11.2007

24.12.2007

30

Anreisetag

Abreisetag

Einsatzzeit in Tagen

19.01.2008

20.02.2008

33

21.03.2008

24.04.2008

35

18.05.2008

24.06.2008

38

29.07.2008

28.08.2008

31

01.10.2008

06.11.2008

37

02.12.2008

06.01.2009

36*

*)36 Tage in Angola – davon 30 im Jahr 2008

Anreisetag

Abreisetag

Einsatzzeit in Tagen

01.02.2009

10.03.2009

38

05.04.2009

05.05.2009

31

31.05.2009

30.06.2009

31

26.07.2009

29.08.2009

35

20.09.2009

20.10.2009

31

15.11.2009

15.12.2009

31

Anreisetag

Abreisetag

Einsatzzeit in Tagen

07.01.2010

09.02.2010

34

07.03.2010

06.04.2010

31

02.05.2010

02.06.2010

32

27.06.2010

27.07.2010

31

22.08.2010

21.09.2010

31

17.10.2010

16.11.2010

31

12.12.2010

11.01.2011

31

Die Firma X unterwarf die Arbeitsentgelte der Lohnsteuer.

Der Antragsteller reichte seine Einkommensteuererklärung für 2007, die durch ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberaterbüro erstellt worden war, am 9. Mai 2008 bei dem FA ein. Auf der Anlage N erklärte der Antragsteller einen steuerpflichtigen Bruttoarbeitslohn in Höhe von Y € sowie in Zeile 22 einen steuerfreien Arbeitslohn nach Auslandstätigkeitserlass für den Staat Angola in Höhe von Z €. Die „Aufteilung des Bruttoarbeitslohns in einen steuerpflichtigen und einen steuerfreien Teil” erfolgte in einer gesonderten Anlage. Darin heißt es wie folgt:

„Tätigkeit in Angola vom 25.05.2007 bis 31.12.2007

Art der Tätigkeit:

Planung/Beratung bei der Inbetriebnahme und Instandsetzung des Regierungsflugzeugs und beratende Tätigkeit beim Aufbau eines Hangars.

Anwendung des Auslandstätigkeitserlasses vom 31. Oktober 1983:

Für die Tätigkeit ab 25.05.2007 sind die einzelnen Voraussetzungen des Auslandstätigkeitserlasses erfüllt:

1. Die Art der Tätigkeit fällt unter die begünstigten Tätigkeiten lt. I. des Erlasses

2. Die Tätigkeitsdauer beträgt abzüglich des Urlaubs länger als 3 Monate und die Tätigkeit wird in einem Staat ausgeübt, mit dem kein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung besteht. Die Voraussetzungen lt. II des Erlasses sind somit ebenfalls erfüllt.

Das Gehalt wurde in 2007 nicht bereits vom Arbeitgeber steuerfrei gestellt, so dass nunmehr – wie im Auslandstätigkeitserlass unter VI. Nr.2 vorgesehen – beantragt wird, das Gehalt anteilig in Höhe von € Z (siehe beigefügte Ermittlung) bei der Veranlagung zur Einkommensteuer steuerfrei zu stellen.”

Beigefügt war eine Tätigkeitsbeschreibung für das Jahr 2007, unterzeichnet von einem Mitarbeiter Firma X. Die Bescheinigung datiert vom 10. Januar 2008 und lautet wie folgt:

„Sehr geehrter Herr …,

hiermit bestät...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Finance Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge