Für die Planung und Steuerung der Kosten und Erlöse im Rahmen des Lebenszyklus-Managements gibt es keine eigenständige Methode. Vielmehr sind die vorhandenen und bekannten betriebswirtschaftlichen Instrumente zu einer phasenübergreifenden Gesamtsicht zu kombinieren.

 
Praxis-Tipp

Strategische Kostenrechnung

Lebenszyklen, im Rahmen fallbezogener Einzelbetrachtungen in der Praxis zur Entscheidungsunterstützung seit langem beachtet, sollten in das geschlossene System einer "strategischen Kostenrechnung" eingehen.

Dabei handelt es sich innerhalb der einzelnen Phasen im Wesentlichen um folgende bewährte Techniken:

In der Planungs- und Entwicklungsphase (Entstehungszyklus)

  • Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung

    Hier werden die Ein- und Auszahlungen für den gesamten Lebenszyklus geplant. Durch Diskontierung mit einem angemessenen Zinsfuß werden die unterschiedlichen Zahlungszeitpunkte vergleichbar gemacht. Verschiedenen Methoden – besonders die Kapitalwertmethode, die Methode des internen Zinsfußes und die Annuitätenmethode – haben sich in der Praxis bewährt.

  • Methoden der qualitativen Systembewertung (Nutzwertanalysen)

    Hier werden neben den monetären Kriterien auch wichtige qualitative Aspekte wie beispielsweise der Innovationsgrad zur Bewertung von alternativen Produktentwicklungen herangezogen. Der stark subjektive Charakter der Einschätzungen stellt hohe Anforderungen an das Entscheiderteam.

  • Verfahren des Target Costing und der entwicklungsbegleitenden Kalkulation

    Beim Target Costing werden die zulässigen Kosten (allowable costs) eines Produkts aus den erzielbaren Marktpreisen abgeleitet. Die Anpassung der tatsächlichen Kosten an diese Zielkosten stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Freigabe der Produktentwicklung dar. Nachdem die Beeinflussbarkeit der Kosten am Beginn des Lebenszyklus am höchsten ist – man spricht von 70 bis 85 % in der Entwicklungsphase –, stellen Verfahren der entwicklungsbegleitenden Konstruktion dem Konstrukteur möglichst aktuelle Kosteninformationen zur Verfügung, um die Folgekosten schon frühzeitig optimieren zu können.

    Beide Verfahren erfüllen die aktuelle Forderung nach Intensivierung des Kostenmanagements "in den frühen Phasen" des Produktlebenszyklus.

  • Verfahren der Projektkostenrechnung

    Auf der Grundlage der Struktur- und Zeitplanung des Entwicklungsvorhabens werden Projektkostenpläne erstellt und in entsprechenden Komponenten der periodischen Rechnungslegung (z.B. SAP R/3 – Projektabrechnung) hinterlegt. Für die Projektsteuerung stellen diese Tools in periodischen Soll-Ist-Vergleichen die angefallenen Istdaten den Plan- bzw. Solldaten gegenüber. Dabei sind der erzielte Arbeitsfortschritt, die aufgewendeten Kosten und der terminliche Verlauf zu beachten. Die Projektkontrolle hat ihren Schwerpunkt in der Maßnahmenplanung, die auf Abweichungen reagiert, eine vorausschauende Abweichungsanalyse betreibt und die Projektrisiken stets im Auge behält.

In der Zeit vom Serienanlauf bis Serienauslauf (Marktzyklus)

  • Verfahren der laufenden Kosten- und Erlössteuerung[1]

    Aus dem bewährten Instrumentarium einer flexiblen Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung kommen die wichtigsten Informationen für eine Beurteilung des Produkterfolgs während dieser entscheidenden Phase. Nach dem Prinzip einer stufenweisen Deckungsbeitragsrechnung werden Umlagen und Schlüsselungen von Gemeinkosten vermieden. Anteilig auf Stück bezogene Quoten für die Vorlaufkosten der Entwicklung oder auf die Produktionsperioden in Form von Abschreibungen verteilte Anschaffungskosten für Investitionen stellen keine entscheidungsrelevanten Kosten dar! Wenn sie dennoch, wie in der Praxis häufig vorkommend, in der Rechnung erscheinen, dienen sie nur einer retrospektiven Nachschau, inwieweit auch diese "sunk costs" durch die erzielten Erlöse und Deckungsbeiträge ihre Deckung gefunden haben.

In der Zeit nach dem Serienauslauf (Nachsorgezyklus)

  • Verfahren der laufenden Kosten- und Erlössteuerung

    Auch in dieser Phase fallen noch Erlöse – Wartungs-, Ersatzteil-, Serviceerlöse – und laufende Kosten an, die im internen Rechnungswesen geplant und gesteuert werden müssen.

  • Verfahren der Projektkostenrechnung

    Sollten insbesondere für Entsorgungs- oder Umweltmaßnahmen eigene Vorhaben erforderlich werden, ist die Projektabrechnung auch in dieser Phase unverzichtbar.

 
Praxis-Tipp

Periodisches Rechnungswesen

Die Instrumente des periodischen Rechnungswesens werden durch das Lebenszyklusmanagement nicht verdrängt, sondern stellen eine wertvolle Ergänzung dar.

Tabelle 1 soll noch einmal zusammenfassend die einzelnen Phasen der Lebenszyklen, die dazugehörenden wichtigsten Aufgabengebiete des Controlling und die zur Verfügung stehenden Instrumente darstellen. Sie bildet damit die Grundlage für das angestrebte, auf einer Gesamtsicht begründete Gebäude einer strategischen Kostenrechnung.

 
Lebenszyklen Marktzyklen Controlling-Aufgabengebiete Instrumente
Entstehungszyklus   Entwicklungs- und Investitions-Controlling Dynamische Investitionsrechnung
      Nutzwertana...

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