Zusammenfassung

 
Überblick
  • In einem Krisenfall fehlt in vielen Unternehmen die Transparenz über die Auswirkungen auf die Erfolgssituation. Der Einfluss von Krisensituationen auf Umsatz und Kosten gehen häufig in der Gewinn- und Verlustrechnung unter. Somit besteht die Gefahr, dass Unternehmen auf Krisen nicht richtig vorbereitet sind und deshalb auf die Ergebnisauswirkung nicht ausreichend reagieren können.
  • Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Möglichkeiten, Transparenz bzgl. der Auswirkungen von Krisen zu schaffen. Erst dadurch kann zuverlässig ermittelt werden, ob die durch das operative Geschäft erzielten Ergebnisse ausreichen, um die durch die Krisensituation verursachte Ergebnisverschlechterung auszugleichen.
  • Weiterhin wird aufgezeigt, welche Prozesse zu etablieren sind, um die Krisenauswirkungen transparent darzustellen.
  • Eine Aufteilung der GuV in eine operative, projekt- und krisenbezogene Darstellung sorgt für die notwendige Transparenz zur Steuerung durch Unternehmenskrisen und trägt damit zur Sicherung des langfristigen Unternehmenserhaltes bei.

1 Definition von Krisen

Krisen im Sinne von Unternehmungskrisen werden als ungeplante, ungewollte sowie zeitlich limitierte Entwicklungen verstanden, die in der Lage sind, den Unternehmenserhalt substanziell zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen. Dies geschieht durch Beeinträchtigung der gesetzten Ziele, deren Gefährdung oder gar Nichterreichung, die mit einer Existenzgefährdung oder -vernichtung des Unternehmens einhergehen können.[1] Unternehmenskrisen werden vor dem Hintergrund volkswirtschaftlich geprägter ökonomischer Krisen häufig als destruktiv empfunden. In ihrer extremsten Ausprägungsform können Krisen zu Insolvenzen führen.[2]

Für die Definition der Unternehmenskrise sind folgende Begriffselemente von Bedeutung:

  • Nachhaltige Gefährdung des gesamten Unternehmens, die ungeplant und ungewollt ist sowie den Existenzverlust bedeuten kann;
  • Unsicherheit über den Ausgang der Krisensituation, die eine Zerstörung des Unternehmens genauso denkbar macht, wie eine erfolgreiche Bewältigung der Krise;
  • Gefährdung wichtiger Ziele durch die Krise, wodurch die Auswirkungen dieser erst messbar gemacht werden;
  • Prozesscharakter der Krise, der eine Krise als zeitlich limitiert darstellt;
  • Steuerungsproblematik bei Unternehmenskrisen, die eine Beeinflussung der Prozessabläufe bei gleichzeitig hoher Qualität der Führungsarbeit ermöglicht.[3]

Die Krisen, die diesem Artikel zugrunde gelegt sind, werden wie folgt eingegrenzt:

  • Beteiligungsgesellschaften eines internationalen Konzerns oder einer Unternehmensgruppe, deren Kerngeschäft durch externe oder interne Faktoren in signifikanter Höhe für die Mindestdauer eines Jahres negativ beeinflusst werden.
  • Einzelne klar abgrenzbare Unternehmensbereiche eines Unternehmens bzw. einer Unternehmensgruppe, die durch externe oder interne Faktoren in signifikanter Höhe für die Mindestdauer eines Jahres negativ beeinflusst werden.
  • Produktgruppen/Produktlinien, die klar abgrenzbar sind und durch externe oder interne Faktoren in signifikanter Höhe für die Mindestdauer eines Jahres negativ beeinflusst werden.

Krisen können verursacht werden durch:

  • Umsatzrückgang und daraus folgendem Rückgang des Rohertrags aufgrund

    1. Änderung der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen,
    2. neuer nationaler Gesetzgebung,
    3. weiterer äußerer Einflüsse oder
    4. unternehmensinterner Sachverhalte (z. B. Produktqualität)
  • Kostensteigerung aufgrund

    1. Änderung der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen,
    2. neuer nationaler Gesetzgebung,
    3. weiterer äußerer Einflüsse,
    4. unternehmensinterner Sachverhalte und/oder
    5. Sanktionen bzw. Strafen (z. B. bzgl. der Produktqualität, bei Nichteinhaltung von Gesetzen und Vorgaben)

Signifikant bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die durch die Krise verursachten Ergebnisauswirkungen entweder durch entgangenen Umsatz und dadurch entgangenen Rohertrag oder durch Kostensteigerungen mindestens 10 % des operativen Rohertrags bzw. der operativen Kosten betragen müssen.

[1] Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH: Gablers Wirtschaftslexikon.
[2] Krystek, 1987, S. 1.
[3] Krystek, 1987, S. 6.

2 Methoden und Prozessen zur Analyse von Krisenauswirkungen

Sollen die Auswirkungen von Krisen transparent dargestellt werden, sind zuerst folgende Fragestellungen zu klären:

  1. Was wird in dem Unternehmen unter einer Krise verstanden?

    Krisen in einem Unternehmen können nur separat dargestellt werden, wenn sie klar abgrenzbar sind. Sie können folgende Bereiche betreffen:

    • Komplette Landesorganisationen oder Beteiligungsgesellschaften
    • Klar abgrenzbare Unternehmensbereiche
    • Produktgruppen / Produktlinien

    Wichtig ist hierbei, dass eine isolierte Ermittlung der durch Krisen hervorgerufenen Effekte möglich ist.

  2. Gibt es eine Entscheidung, ob es sich um eine Krise handelt oder nicht?

    Durch den Bereich Controlling sollte eine Entscheidungsvorlage erstellt werden mit dem Ziel, vom Vorstand bzw. der Geschäftsführung die Entscheidung herbeizuführen, ob es sich um eine Krise handelt, für die ein separates Reporting und damit ein spezielles Risikocontrolling notwendig sind.

  3. "Ist eine isolierte...

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