Bedarfe zur Harmonisierung entstehen in großen und mittelständischen Unternehmen nicht nur mit Blick auf das interne und externe Rechnungswesen, sondern auch aufgrund unterschiedlicher Datenmodelle im Konzernverbund. Diese entstehen neben anorganischem Unternehmenswachstum durch Akquisitionen und Fusionen auch bei organischem Wachstum und lokalen Optimierungen.[1] Der Heterogenitätsgrad und die Anzahl der unterschiedlichen transaktionalen Datenmodelle ist hierbei stark branchen- und geschäftsmodellabhängig. Dennoch besteht unabhängig der Charakteristika in allen Organisationen der Bedarf an übergreifenden und zentralen Informationen, die sich aus internen (Steuerungsanspruch) sowie externen (legale Bedarfe) Anforderungen zusammensetzen. Insofern werden häufig die transaktionalen Datenmodelle in ein Reporting-Datenmodell, das diese zentralen Informationsbedarfe deckt, überführt. Hierzu ist eine Vielzahl von Mappings erforderlich, die in der Anzahl und der Komplexität der Datenmodelle steigt.

Eine Möglichkeit die Komplexität des Mappings zu reduzieren ist die Schaffung eines zumindest teilweise harmonisierten Finanzdatenmodells in den heterogenen ERP-Systemen. Die in Kapitel 3.1 und 3.2 beschriebene Harmonisierung von Kontenplan und Segment-Strukturen sind hierbei nur ein erster, wenn auch wichtiger Schritt bei der Umsetzung dieser Leitidee. Darüber hinaus sollte der Fokus einer Harmonisierung und Standardisierung insbesondere auf den buchungs- und reportingrelevanten Datenobjekten liegen (vgl. hierzu auch Abb. 1), welche in diesem Zuge auch unter eine zentrale Daten-Governance gestellt werden sollten.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Bedeutung eigener Reporting-Layer abnehmend ist und zukünftig das Finanz-Reporting genauso wie die Konsolidierung direkt auf den transaktionalen Finanzdaten aufsetzt (vgl. hierzu auch die Erläuterungen zu SAP Group Reporting in Kap. 3.1.), kommen Finanz-Integrationslösungen wie SAP Central Finance eine gesteigerte Bedeutung in Multi-ERP-Landschaften zu.

Als transaktionale Middleware werden alle Buchungen aus den Quell-ERP-Systemen repliziert und in ein harmonisiertes Finanzdatenmodell überführt. Innerhalb des SAP Central Finance besteht dann zum einen die Möglichkeit die Daten als Grundlage für das interne und externe Reporting zu nutzen, als auch zentralisierte Accounting-Prozesse auf dem SAP Central Finance-System auszuführen. Mit der zentralisierten Ausführung primärer Buchungen auf dem Central Finance-System wird das System allerdings auch das führende System für den legalen Abschluss. SAP Central Finance bietet somit die Möglichkeit eines weniger disruptiven Ansatzes zur Einführung eines One-Finance-Systems, ist jedoch auch mit wesentlichen Herausforderungen verbunden. Neben der Verlagerung des abschlussrelevanten Systems ist auch der Mapping-Aufwand nicht zu unterschätzen. Eine Harmonisierung auf Ebene der Quell-ERP-Systeme leistet einen signifikanten Beitrag diese Herausforderungen im Rahmen einer Implementierung zu reduzieren und damit den Weg in Richtung eines einheitlichen Finance-Templates zu unterstützen.

[1] Vgl. Hilker et al., 2018, S. 31.

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