Instrumentarium der Controller scheint ausreichend zu sein

Zusammenfassend kann man feststellen, dass das Controlling den erwartenden Neuerungen, die durch Industrie 4.0 ausgelöst werden, durchaus mit dem konzeptionell ausgereiften Controllinginstrumentarium adäquat begegnen kann.[1] Die bestehenden klassischen Instrumente müssten aus heutiger Sicht ausreichen, um dem Management und dabei insbesondere technischen Mitarbeitern als Berater zur Seite zu stehen. Dies gilt insbesondere bei der Frage der Bewertung der Wirtschaftlichkeit neuer Geschäftsmodelle als auch bei der Bewertung von Rationalisierungspotenzialen und von möglichen Produktivitätssteigerungen in der Produktion, die sich durch Industrie 4.0 ergeben.

Was die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die Denk- und Arbeitsweise des Controllings betrifft, so sollte der Euphorie, die in einigen Veröffentlichungen geweckt wird, mit Skepsis begegnet werden. Denn eine stärkere Flexibilisierung von Produktionsplanung und Budgetierung erscheint bereits heute schon, auch ohne die technischen Möglichkeiten von Industrie 4.0, umsetzbar. Allerdings scheitert dieses Vorhaben oftmals am Verhalten des Managements vieler Unternehmen, die den hierfür erforderlichen organisatorischen Aufwand scheuen.

Prognosen bleiben trotz Digitalisierung schwierig

Ähnliches gilt auch für die erhoffte bessere Erstellung von "Forecasts auf Basis von Echtzeitdaten". Nicht Datenvolumen und zeitliche Datenverfügbarkeit bestimmen die Qualität von Planungen und Prognosen, sondern vielmehr Volatilität und Dynamik des zu prognostizierenden Unternehmensumfeldes. Diese werden vermutlich eher noch zunehmen.

Hingegen ermöglicht Industrie 4.0 durchaus Verbesserungen im Bereich der Fehlervermeidung. Gerade aus dem Bereich der vorbeugenden Instandhaltung gibt es bereits praktische Anwendungsfälle, die dies belegen. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob dieses Themengebiet überhaupt zum Controlling gehört oder nicht eher dem Bereich der Fertigungsplanung und -organisation zu zuordnen ist, auch wenn Fehlervermeidung natürlich zur Rentabilitätssteigerung beiträgt.

Stärkere Verzahnung mit technischen Bereichen

Eines hat Industrie 4.0 aber im Controlling bereits jetzt schon bewirkt: Controlling wird in Zukunft eine noch stärkere Koppelung mit dem Leistungsbereich bzw. dem technischen Unternehmensbereich erfahren. Die Diskussion um das stark technologiegetriebene Thema Industrie 4.0 und dessen mögliche Auswirkungen auf das Controlling hat gezeigt, dass man – gerade auf kaufmännischer Seite – bereit ist, sich intensiv mit technologischen Neuerungen auseinanderzusetzen. Diese Bereitschaft ist eine gute Basis für eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit in Unternehmen, die erforderlich ist, um die Rentabilität und den Wert eines Unternehmens zu erhalten oder zu steigern. Insofern kann man der Empfehlung des IGC hinsichtlich einer Vertiefung des Themas durch Bildung "Interdisziplinärer Industrie 4.0-Projektteams" nur zustimmen.[2]

[1] Zu diesem Ergebnis kommt bspw. auch Losbichler; vgl. Losbichler, 2016, S. 50 und S. 55 f.
[2] Vgl. ICV, 2015, S. 40.

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