Führen bedeutet, sich um Menschen zu kümmern, nicht Zahlen zu verwalten. Leider werden im Alltag zunehmend Zielvereinbarungen getroffen, an deren Erreichung die Führungsleistung gemessen wird. Durch sehr anspruchsvolle Ziele wird viel Leistungsdruck erzeugt. Häufig ergibt sich gleichfalls ein erhöhter Zeitdruck. In dieser Mixtur reduzieren Führungskräfte die Führungsarbeit oft auf die Kontrolle der Eckdaten in der Zielerreichung. Das ist einfach, nachvollziehbar und bequem. Leider aber auch völlig falsch.

Ich bezeichne es gerne als Führen nach Zahlen. Das erfordert keine besondere Führungsleistung, sondern lediglich einen Vergleich von Soll- und Ist-Daten. Eine Leistung die jeder leicht erbringen kann. Wenn nun Führung aber als Gestalten von Aufgaben mit Menschen verstanden wird, muss neben der Ergebniskontrolle auch die Arbeitsweise des Menschen betrachtet und beurteilt werden. Das wird insbesondere bei negativen Abweichungen wichtig. Der Mensch ist im Fokus, nicht nur das Ergebnis. Dies ist Teil eines ganzheitlichen Führungsansatzes.

Um den langfristigen Erfolg von Unternehmen oder die erfolgreiche Umsetzung von großen Projekten erreichen zu können, braucht es Exzellenz in der Führung, die durch die folgenden 3 Punkte gekennzeichnet ist:

  • Die exzellente Führungskraft zeigt Empathie.
  • Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt.
  • Sie sieht nicht nur ihre Funktion und ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Guten Führungskräften gelingt es nun mit Sog zu steuern und nicht durch Erhöhen des Drucks. Gerade bei der Führung ohne Weisungsbefugnis würden die Mitarbeiter dem erhöhten Druck ausweichen.

Betrachten wir es etwas genauer:

Druck wird durch Anweisungen, klare Vorgaben und Regelwerke erzeugt, bei denen die handelnde Person keine Spielräume hat. Oft wird es als Machtausübung empfunden, die meisten Menschen erfahren Druck als unangenehm. Grundsätzlich erzeugt Druck auch Gegendruck: Der Mitarbeiter entwickelt inneren Widerstand und seine Motivation sinkt. Somit ist diese Form der Führung, insbesondere bei der Führung ohne Weisungsbefugnisse, ungeeignet und problematisch. Generell gilt: je mehr Expertise in der Sache der Mitarbeiter hat, umso ungünstiger ist die Führung mit Druck. In den Projekten ist meist direkt ein hoher Zeitdruck für alle spürbar. Wir sind dem Termin verpflichtet! Dieser Druck wird von der Projektleitung verschärft, wenn öfter über den sehr knappen Termin gesprochen wird. Sind wir im Terminverzug, kann es richtig heftig werden. Leider kann nicht jeder Mitarbeiter mit Druck gut umgehen.

Deutlich besser wirkt Sog. Wir können es uns wirklich so vorstellen, dass jemand mitgezogen/mitgerissen wird. Das bedeutet wir setzen auf Freiwilligkeit. Wir stellen nicht die Aufgaben und ordnen an, sondern klären Ziele und jeder leistet seinen Beitrag zur Lösung. Der Projektleiter kümmert sich nun darum eine positive Atmosphäre und ein wertschätzendes Klima zu schaffen. In diesem Umfeld fühlen sich die Mitarbeiter wohl und bringen gerne die erforderliche Leistung.

Warum ist das so? Sog lässt dem Mitarbeiter Gestaltungsspielräume und fordert ihn quasi auf, sich mit der Aufgabe nach seiner Vorstellung zu beschäftigen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht gleichfalls Rahmenbedingungen oder Grenzen festlegen können. Der Mitarbeiter hat dennoch mehr Freiräume und kann auch kreative Ideen umsetzen. In diesem sehr positiven Klima kann Synergie gut genutzt werden und es entsteht fast spielerisch eine gute Leistung. Bedingung für diese Form ist eine offene Kommunikation und ein vertrauensvolles Miteinander.

Bei der Führung können wir 3 Charaktere unterscheiden, die mit Druck und Sog sehr unterschiedlich umgehen.

  • Wir sprechen vom Vorgesetzten, der durch seine Rolle die Führungsaufgabe hat. Er verwaltet eine Aufgabe, will sich aber nicht wirklich um die Menschen kümmern. Sein Führungsstil ist geprägt durch autoritäre Methoden, also auch Druck. Die Dominanz dieser Person lähmt in einem Projekt den Einsatz der Spezialisten. Im schlimmsten Fall reduziert sich die Leistung im Projekt auf die Leistung dieses Projektleiters. Insbesondere, weil sich andere Personen zurückziehen.
  • Die Führungskraft ist leistungsorientiert und verfolgt strikt die Ziele. Oft geschieht dies ohne Rücksicht auf die handelnden Menschen. Sie werden extrem belastet, die Zufriedenheit nimmt ab und das führt nach einiger Zeit unweigerlich zu Demotivation. Wenn der Leistungsdruck gering ist, lässt die Führungskraft oft sogar Freiräume und nutzt somit zufällig und vorübergehend den Sog als Element. Für die Projektarbeit eine deutlich besser geeignete Person.

Abb. 1: Führung & Persönlichkeit[1]

  • Für eine gute Führungsarbeit brauchen wir Führungspersönlichkeiten. Diesen Personen gelingt es, sowohl die Leistungsziele als auch die menschlichen Ziele zu verfolgen und miteinander in Einklang zu bringen. Sie arbeiten vorwiegend mit Sog. Es macht Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten und sehr schnell werden sie als Vorbild gesehen. Häufig haben sie zudem noch eine charismatische Auss...

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