Fremdfinanzierung – Sonderformen im Überblick / 7 Schuldscheindarlehen

Angesichts der positiven Wirtschaftsaussichten der vergangenen Jahre und der Suche deutscher Unternehmen nach frischem Kapital haben sich auch die Aktivitäten am Schuldscheinmarkt erhöht. Im Jahr 2022 begaben die Kapitalnehmer Scheine im Volumen von 31,8 Mrd. EUR und damit rund 68 % mehr als noch im Vorjahr.^[1] Das rege Interesse an der Schuldscheinfinanzierung dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass die Anforderungen an einen Schuldschein deutlich geringer sind als bei einer Mittelstandsanleihe. Im Unterschied zur Mittelstandsanleihe handelt es sich nämlich nicht um ein börsengehandeltes Wertpapier, sodass beim Schuldschein die Prospektpflicht und damit auch die Prospekthaftung entfallen. Die Berichtspflichten, zu denen etwa die Veröffentlichung des testierten Jahresabschlusses einschließlich Anhang, Lagebericht und Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers, die Veröffentlichung eines Halbjahresabschlusses, die Quasi-Ad-hoc-Pflicht sowie die Veröffentlichung eines Finanzkalenders und eines Factsheet zählen, sind beim Schuldschein ebenfalls deutlich niedriger, sodass es insgesamt zu einer erheblichen Kosteneinsparung gegenüber der Begebung einer Mittelstandsanleihe kommt. Auch kommt der Schuldschein ohne ein externes Rating aus. Allerdings sind die Zinssätze für Schuldscheindarlehen i. d. R. höher als für Schuldverschreibungen. Sie sind aber immer noch niedriger als für einen vergleichbaren Bankkredit.

Nur größere Unternehmen mit hoher Bonität können Schuldscheindarlehen aufnehmen. Kreditinstitute, aber auch Versicherungsunternehmen stellen hohe Bonitätsanforderungen an den Darlehensnehmer, um die Deckungsstockfähigkeit der Kapitalanlage zu gewährleisten.

Aktuell bremsen die konjunkturellen Aussichten den Schuldschein aus. So ist im 1. Halbjahr 2023 das arrangierte Volumen an Schuldscheindarlehen gegenüber der Vorjahresperiode um ein Viertel auf 12,7 Mrd. EUR zurückgegangen.

[1] Vgl. www.capmarcon.de.