Cashflow-Analysen sind im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Beurteilung eines Unternehmens nicht mehr wegzudenken. Aktienanalysten, Banken, Bewertungsgutachtern, Ratingagenturen usw. ist die Cashflow-Betrachtung inzwischen wichtiger als die Aufwands- und Ertragsanalyse.

Dies liegt u. a. an der geringeren Manipulationsanfälligkeit des Cashflows. Das Jahresergebnis lässt sich über Abschreibungsmethoden, Rückstellungszuführungen und -auflösungen, Vorratsbewertungen und die Ausübung von Wahlrechten usw. bilanzpolitisch gestalten. Die Umsatzerlöse lassen sich durch eigenwillige Interpretationen des Umsatzrealisierungszeitpunktes manipulieren und ggf. auch fälschen. Auf den operativen Cashflow wirken sich hingegen Abschreibungen, Rückstellungsbewegungen sowie Änderungen der Vorratsbewertung und der Umsatzrealisierung nicht aus. Für die Kapitalflussrechnung zählt nur die Wahrheit des Kassenbestandes.

Ein weiterer Vorteil der Kapitalflussrechnung ist ihr integrierter Charakter. In einem einzigen Rechenwerk fließen operativer Erfolg und investive Verwendung mit Kapitalzuführungen und Kapitalrückführungen zusammen. Dies verschafft Einblicke in wesentliche Zusammenhänge:

 
Praxis-Beispiel

Einzelfallanalyse der Kapitalflussrechnung

Die GuV der Cash-GmbH zeigt ein erfolgreiches Jahr mit einem Überschuss von 3 Mio. EUR, den sich die Gesellschafter scheinbar moderat, nämlich nur zu 2/3 ausschütten lassen.

Die Kapitalflussrechnung führt zu kritischeren Urteilen und Fragen:

  • Einem Jahresüberschuss von 3 Mio. EUR steht nur ein operativer Cashflow von 1,5 Mio. EUR gegenüber, weil Vorräte und Forderungen stark gestiegen sind. Was ist die Ursache dieses Anstiegs und wie werthaltig sind die gestiegenen Forderungen und Vorratsbestände?
  • Im Verhältnis zum operativen Cashflow von 1,5 Mio. EUR ist bereits die Vorabausschüttung für das laufende Jahr mit 2 Mio. EUR bedenklich hoch. Zusammen mit der Ausschüttung für das Vorjahr werden 3 Mio. EUR an die Gesellschafter ausgekehrt, also doppelt so viel wie operativ erwirtschaftet wurde.
  • Als Folge ist der Finanzmittelfonds drastisch um 2/3 von zuvor 3 Mio. EUR auf jetzt nur noch 1 Mio. EUR geschrumpft. Die Bank wird bei den nächsten Finanzierungsrunden die Fortsetzung oder Umkehrung dieses Trends aufmerksam beobachten und weitere Finanzierungen ggf. an Bedingungen, z. B. Thesaurierung statt Ausschüttung von Gewinnen oder Covenant-Vereinbarungen, knüpfen.

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