Vergleich mit physischem Cash Pooling

Die rein fiktive Zusammenfassung der Salden der Quellenkonten zu einem Gesamtsaldo für den Konzern hat zur Folge, dass sowohl die finanziellen und strukturellen Vorteile als auch die Risiken geringer ausgeprägt sind als bei einer physischen Zusammenführung der Liquidität. Daher können alle Effekte aus der Liquiditätsbündelung bei einer physischen Lösung, wie die vereinfachte Planung des Cash-Managements oder die Verbesserung der Zinskonditionen durch Volumen-, Fristen- oder Bonitätseffekte, nicht genutzt werden.

Vorteile des fiktiven Cash Poolings

Als vorteilhafte Wirkung des fiktiven Cash Poolings kann die Verbesserung des Zinsergebnisses durch die Ausgleichszahlung des Kreditinstitutes angesehen werden. Für das fiktive Cash Pooling gilt des Weiteren, dass lokale Manager die etablierten Bankbeziehungen beibehalten können und dadurch im besten Fall Zinsvorteile generiert werden können. Ebenfalls kann die Beibehaltung der finanziellen Unabhängigkeit der Konzerntöchter die Flexibilität operativer Entscheidungen erhöhen. Ein weiterer Vorteil besteht in dem geringeren Verwaltungsaufwand, da keine Verträge über die Gewährung von konzerninternen Darlehen geschlossen werden müssen, wodurch Kosten bei der Vertragsgestaltung sowie der operativen Umsetzung (wie z.B. der Ermittlung und Verrechnung von marktüblichen Zinssätzen unter Berücksichtigung der vorhandenen Bonität) entfallen. Da beim fiktiven Cash Pooling kein realer Liquiditätstransfer stattfindet, ist seine Anwendung insbesondere bei Vorliegen unterschiedlicher Währungen innerhalb eines Konzerns ratsam. In diesem Fall verteuern Umtausch- und Kurssicherungskosten die Durchführung des physischen Cash Poolings in erheblichem Maße. Ebenfalls stellt das fiktive Cash Pooling für Währungsräume mit Devisenbeschränkungen die einzige Umsetzungsmöglichkeit des Cash Poolings dar.

Risiken des fiktiven Cash Poolings

Wie bei der physischen Pooling-Lösung bestehen auch bei einem fiktiven System diverse Risiken bei der Einführung und Umsetzung. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass die Risikosituation des fiktiven Cash Poolings durch gegenseitige Verpfändungsvereinbarungen der Pool-Teilnehmer determiniert wird. Diese Vereinbarungen sind für die meisten Kreditinstitute Voraussetzung für die fiktive Saldenaggregation und die Ausgleichszahlungen, da sich ohne einen Haftungsverbund kein Vorteil für die Bank aus dem Cash Pooling ergibt. In der Folge wird der Soll-Saldo eines Quellenkontos durch den Haben-Saldo eines anderen Quellenkontos gesichert, was faktisch einer gegenseitigen Bereitstellung von Liquidität zwischen den Tochtergesellschaften entspricht. Im Krisenfall müssen alle Tochterunternehmen mit positivem Saldo die negativen Salden anderer Einheiten ausgleichen, was die finanziellen Risiken des Verbundes auf die liquiden Konzernunternehmen verlagert. Beim fiktiven Cash Pooling ergibt sich ferner die Problematik der sinnvollen Verteilung des Zinsvorteils aus dem Cash Pooling auf die Tochterunternehmen. Die Frage nach dem angemessenen Verrechnungspreis stellt sich einerseits aus steuerlichen Gründen, da dadurch Gewinne zwischen Konzerneinheiten verschoben werden können. Andererseits werden durch den Verrechnungspreis auch interne Steuerungsimpulse ausgelöst, die z.B. bestimmte Anreize für den Umgang mit liquiden Mitteln setzen können. Im Rahmen der praktischen Ausgestaltung des fiktiven Cash Poolings ergibt sich das Problem, dass eine Auflösung des Cash-Pools aufgrund intensiver, wechselseitiger finanzieller Verflechtungen nur schwer möglich ist. Dies ist problematisch, da bei einer finanziellen Krisensituation des Gesamtkonzerns ein Auflösen des Cash Pools häufig eine Möglichkeit zur Verhinderung von Ansteckungseffekten auf gesunde Tochterunternehmen darstellt.

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