Es genügt heute nicht mehr, einfach nur darauf zu achten, dass und wie wir Geld verdienen. Die Prozesse der Digitalisierung und Vernetzung verändern nicht nur durch ihre Tendenz zur Dezentralisierung und Individualisierung die Geschäftswelt gravierend. Sie lösen zugleich auch die Grenzen zwischen Arbeits- und Lebenszeit sukzessive auf. Es setzt sich immer mehr die Auffassung durch, dass die Menschen nicht mehr ihre Arbeitskraft, sondern einen Teil ihrer Lebenszeit als Arbeitszeit verkaufen und sich Arbeits- und Lebenswelt immer mehr verschränken.

An einigen Indikatoren lässt sich dieser Trend schon erkennen:

  • Wenn wir dem Handelsblatt folgen, bekommen derzeit 39 % der Arbeitnehmer in Deutschland von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit eingeräumt, zwischendurch von zuhause aus zu arbeiten.[1]"Außerdem bieten technische Innovationen wie mobile Geräte und Breitbandinternet Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Chance, familiäre Belange und individuelle Bedürfnisse besser mit ihrem Berufsleben abzustimmen. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbinden deshalb mit dem digitalen Wandel vor allem neue Freiheiten. Telearbeit hat sich inzwischen in unterschiedlichen Varianten in vielen Betrieben etabliert."[2]
  • "Arbeit ist immer noch ein fester Taktgeber im Leben. Doch sind die Arbeitszeiten in den beiden letzten Jahrzehnten flexibler und vielfältiger geworden. Mittlerweile organisiert die Hälfte der Beschäftigten ihre Arbeitszeit mit Hilfe von Zeitkonten und ähnlichen Instrumenten und verfügt hierdurch über Spielräume, auch andere Taktgeber besser in ihr Leben zu integrieren."[3]
  • Die Zahl der Freiberufler in Deutschland ist seit der Jahrtausendwende von ca. 700.000 auf knapp 1,4 Mio. gestiegen.[4] Sie erwirtschaften rund 10,1 % des Bruttoinlandsprodukts und beschäftigen fast 3 Mio. Mitarbeiter, darunter knapp 112.000 Auszubildende. Der Anteil der freiberuflichen Gründungen am Gründungsgeschehen ist mit rund 21 % hoch.[5] Für die meisten Freiberufler ist die Integration von Arbeits- und Lebenswelt bereits heute gelebter Alltag.
  • Der Anteil der Projektarbeit an der Gesamtarbeitszeit liegt in Deutschland derzeit durchschnittlich bei ca. 35 %. Die höchsten Anteile finden sich – wie zu erwarten – im Baugewerbe (80 %) und bei den Unternehmensdienstleistern (60 %). Aber auch in den Wirtschaftsbereichen Handel, Verkehr & Gastgewerbe (42 %), produzierendes Gewerbe (42 %) sowie Information & Kommunikation (38 %) sind die Anteile überdurchschnittlich. Für die kommenden Jahre ist mit einer weiter steigenden Tendenz zu rechnen.[6] Projektarbeit ermöglicht durch ihre flexiblen Strukturen einen höheren Freiheitsgrad für die Beteiligten, die oft auch für eine bessere "Work-Life-Balance" genutzt werden können.

Controller achten darauf, dass trotzdem Geld verdient wird

Diese Entwicklungen führen nicht zwangsläufig zu einer besseren Verknüpfung von Arbeits- und Lebenswelt. Aber wer anfängt, die Arbeitszeit als Lebenszeit zu betrachten, stellt andere Fragen. So gewinnt in den Unternehmen das "Wie wollen wir leben…?" an Bedeutung. Das Controlling muss darauf achten, dass der 2. Teil der Frage "…und wie können wir das bezahlen?" immer als integraler Bestandteil verstanden wird. Denn ohne die Wege zu finden, wie ein Unternehmen Geld verdienen kann, wird auch zukünftig kein wirtschaftliches Arbeiten möglich sein. Aber die Orientierung des Controllings wird breiter.

Beide Teile der Frage gehören zusammen wie die 2 Seiten einer Medaille.

[1] Newsletter des Handelsblatt Research Institute vom 19. August 2016.
[2] Arbeiten 4.0 – Grünbuch des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, 2015, S. 48.
[3] Arbeiten 4.0 – Grünbuch des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, 2015, S. 48.
[5] Vgl. Bericht der Bundesregierung zur Lage der Freien Berufe, 2013, S. 2.
[6] GPM, 2015, S. 20.

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