Strategische Transformationen erfolgreich meistern

Passend zum Leitthema der Jubiläumskonferenz konnten dieses Jahr alle TeilnehmerInnen miterleben, wie eine Konferenz „transformiert“ werden kann. Wegen der COVID-19 Pandemie wurde die Konferenz virtuell durchgeführt. Rund 400 TeilnehmerInnen verfolgten online abwechslungsreiche Vorträge hochkarätiger Referenten zu der Fragestellung, wie eine konsequente strategische Transformation in Zeiten der wirtschaftlichen Krise gelingen kann. Die Highlights stellen wir in einer neuen Serie vor.

Die aktuelle Krise als Treiber der Transformation

In der Vergangenheit mussten Unternehmen bereits mit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 oder der Euro-Schuldenkrise 2011 kämpfen. Durch die COVID-19 Pandemie geraten Unternehmen weltweit noch weiter unter Druck. Diese neuartige Krise ist anders, vielschichtiger und weitreichender. In den USA verloren binnen eines Monats mehr als 26 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz. Darüber hinaus wird es laut Einschätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) Rezessionen in Amerika und Europa geben, welche noch schwerwiegendere Folgen als die Finanzkrise 2008/2009 haben werden.

In diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stellt sich die Frage, wie Unternehmen möglichst widerstandsfähig gemacht werden können, um den Weg in eine erfolgreiche Zukunft finden.

Strategische Transformation: Acht Punkte zur Krisenbewältigung

Dr. Tim Wolf, Leiter der Strategieberatung im Competence Center Strategy & Transformation bei Horváth & Partners verdeutlichte zu Beginn der Konferenz, auf welche Punkte sich Unternehmen aus einer strategischen Perspektive fokussieren sollten, und wie dadurch die aktuelle Situation als Transformationschance genutzt werden kann.

1. Strategische Impact-Analyse: Ausgangspunkt sind Szenarioanalysen des strategischen Impacts der Corona-Krise. Die Ergebnisse beantworten die Frage, welche Märkte in welchem Ausmaß betroffen sind und wie sie sich erholen werden. Die finanziellen Auswirkungen und die sich daraus ergebenden finanziellen Spielräume bilden dann die Grundlage für strategische Entscheidungen.

2. Zukunftskonzept: Die meisten Unternehmen hatten bereits ein gültiges Zukunftskonzept im Sinne der langfristigen strategischen Grundsatzentscheidungen.

  • Inwieweit ist dieses nach der aktuellen Krise noch valide?
  • Welche neuen Chancen ergeben sich?
  • Welche Prämissen haben sich grundlegend verändert, so dass auch das Zukunftskonzept hinterfragt werden muss?

Eine aktuelle Untersuchung von Horváth & Partners zeigt auf, dass deutsche Unternehmen an internationaler Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben. Daher ist es zwingend notwendig den Weg aus der Krise in ein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell aufzuzeigen.

3. Agiler Strategie- und Planungsreview: Verabschiedete strategische Pläne und Zielwerte aus dem Jahr 2019 sind für die meisten Unternehmen nicht mehr gültig. Die Zielwerte sind so weit von der Realität entfernt, dass ihre Steuerungsrelevanz entfällt. Strategische Initiativen müssen neu bewertet, ergänzt und priorisiert werden. Je nach Erholung der Märkte müssen diese den Entwicklungen agil angepasst werden.

4. Fitness-Programm: Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität setzen bereits viele Unternehmen neue Initiativen auf. Mit Strategic Streamlining steht hierfür ein innovativer Ansatz zur Verfügung (s. Umfrage).

5. Investitionsprogramm und Tracking: Die Transformation ohne Investition kann nicht gelingen. Dennoch haben sich Schwerpunkte und Spielräume verschoben. Diese gilt es in einem aktualisierten Initiativen-Portfolio abzubilden. Zudem halten oft eine Vielzahl an Initiativen nicht was sie versprechen. Durch eine professionelle Begleitung des Lebenszyklus von der Ideengenerierung bis zur echten Benefit Realisierung kann Abhilfe geschaffen werden.

6. Agil & flexibel: Fast jedes Unternehmen strebt aktuell an, flexibler und agiler zu werden. Die sogenannte VUCA-Welt ist das ‚new normal‘. Agil und flexibel müssen damit sowohl das Geschäftsmodell, die Strategie, die Organisationsstrukturen, die Kultur wie auch die Steuerung ausgerichtet werden.

„Transformation ohne Menschen funktioniert nicht und macht auch keinen Sinn!“

7. Verantwortung & Sinnstiftung: Unternehmen und das Top-Management haben gerade in der aktuellen Lage eine besondere Verantwortung. Es kann aktuell viel Vertrauen gewonnen, aber auch verspielt werden. Gerade in einer distanzierten, virtuellen Zusammenarbeit steigt der Bedarf des Zugehörigkeitsgefühls für den Einzelnen. Die Purpose-Bewegung entwickelt sich zu einem neuen Leitbild für die Ausrichtung von Unternehmen.

8. Menschen & Kommunikation: „Transformation ohne Menschen funktioniert nicht und macht auch keinen Sinn!“, so Dr. Wolf. Gerade in der aktuellen Krise ist der Erklärungs- und Kommunikationsbedarf enorm hoch. Die Herausforderungen der Transformation – auch ohne Corona-Krise – sorgen für Chancen aber auch Ängste.

Mehr als 80% der Unternehmen müssen ihre EBIT-Marge verbessern

Zum Abschluss der Konferenz stellte Dr. Tim Wolf die Ergebnisse der Live-Befragung zum Thema Strategic Streamlining vor.

„Die Mehrheit der befragten Unternehmen muss seine Strategie anpassen und die Profitabilität steigern“ fasste Dr. Wolf zusammen. So gaben mehr als 80 % der über 100 befragten Unternehmen an, dass die EBIT-Marge in den nächsten Jahren um mindestens 2-3 Prozentpunkte gesteigert werden muss, um weiterhin die Wettbewerbsstärke zu sichern. Etwa 9 % sehen sich vor der Herausforderung die EBIT-Marge um mehr als 10 Prozentpunkte zu steigern. Um dies zu erreichen und um in den nächsten Jahren erfolgreich zu bleiben, müssen mehr als 50 % der Unternehmen ihre Strategie nachjustieren oder in Teilen neu ausrichten.

Um dies zu erreichen müssen mehrere Zielrichtungen in einem Strategic Streamlining-Ansatz verfolgt werden: Prozesseffizienz, Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität, Profitabilität steigern, Komplexität reduzieren, Transparenz in der Wertkette erhöhen und auch Kosten senken. Über 70 % aller Befragten bewerteten diese Ziele mit sehr hoher oder hoher Priorität.

Die größten Streamlining-Potenziale sehen die Teilnehmer vor allem durch die Bereinigung und Vereinfachung der Aufbau- und Ablauforganisationen, der Innovationsaktivitäten und der Wertschöpfungskette sowie der Kundenschnittstelle. Weitere signifikante Potenziale versprechen sich die Unternehmen durch die Digitalisierung von Prozessen, der Kundeninteraktionen, des Geschäftsmodells sowie von Produkten und Services. Partnering in einem Ökosystem wurde als größte Chance gesehen, während die Zusammenarbeit mit Dritten in der eigenen primären und sekundären Wertkette weniger Potential aufweist.

Basierend auf den Ergebnissen der Befragung, fasste Dr. Wolf zusammen: „Strategic Streamlining war bereits vor der Corona-Krise hoch relevant und ist aktuell wichtiger denn je. Aus dem Geschäftsmodell heraus Streamlining-Potenziale zu heben ist kein klassisches Kostensenkungsprogramm. Es geht darum das Unternehmen intelligent flexibler, agiler, einfacher zu machen, dadurch auch Kosten zu senken und mit einem stärkeren Geschäftsmodell schlussendlich mit zufriedenen Kunden auch profitabler als vorher zu sein.“

Die Sicht der Experten – die Strategiekonferenz als Wissensplattform

Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten die Referenten die Herausforderung einer strategischen Transformation und lieferten praxisrelevante Impulse.

Menschen — das Herz der Transformation

Zu Beginn der Konferenz berichtete Martin Wilckens, Senior Manager HR Digital & Innovation bei der Deutsche Telekom AG, über die Transformation der Arbeitswelt.  Dabei veranschaulichte er Trends und Dilemmata in der Arbeitswelt der Zukunft sowie das Zusammenspiel von Agilität und Strategie.

Der Transformationsprozess in der Automobilindustrie: Vom Fahrzeughersteller zum Mobilitätsanbieter

Anschließend analysierte Dr. Dietmar Voggenreiter, Senior Advisor bei Horváth & Partners und ehemaliger Vorstand der Audi AG, den Transformationsprozess der Automobilindustrie vom Fahrzeughersteller zum Mobilitätsanbieter. Neben dem aktuellen Trend der Elektrifizierung und den dadurch steigenden Herstellungskosten wird Mobility on Demand durch autonome Fahrzeuge ab dem kommenden Jahrzehnt den Prozess der Transformation weiter beschleunigen.

Corporate-Impact-Transformation — Die nächste große Transformation und was sie für Unternehmen bedeutet

Als ehemaliger CEO (der BSH Hausgeräte GmbH) ist Dr. Karsten Ottenberg bestens mit den Herausforderungen großer Transformationen vertraut. In seinem Vortrag referierte er über das "Why, What & How" einer Corporate Transformation und erläuterte, welche zentrale Rolle dabei der Purpose eines Unternehmens spielt.

Sparda Bank — Auf dem Weg zum Lifestyle Banking

Im Anschluss erklärten Stefan Bisterfeld, CEO der COMECO GmbH & Co. KG, und Fabian Goretzki, aus dem Competence Center Strategy & Transformation bei Horváth & Partners, den TeilnehmerInnen das Beyond-Banking Ökosystem „TEO“ sowie die Erfolgsfaktoren für den Aufbau und die Etablierung eines Ökosystems.

Changing Things & Changing Thinking — Transforming SAP

Dr. Bastian Hanisch, Senior Director IT Strategy bei SAP SE, gab spannende Einblicke in den größten europäischen Softwarehersteller und dessen Transformationsprozess ebenso wie zum Transformations-Zielbild, der „Intelligent Enterprise“.

Künstliche Intelligenz versus natürliche Dummheit?

 „Künstliche Intelligenz versus natürliche Dummheit?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich Dr. Mario Herger, renommierter Technologietrendforscher und Autor live aus dem Silicon Valley. Er erläutert in seiner Präsentation die Rolle des Menschen im Zeitalter von Automation und Artificial Intelligence. Zudem zeigt er anhand des Beispiels autonom fahrender Autos auf, wie Google, Tesla, Uber & Co. unsere Gesellschaft verändern.

Das ausführliche Konferenzprogramm sowie die Berichte der Referenten sind als kostenloser Download verfügbar unter www.jahreskonferenz-strategie.de.

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"Erfolgreich entscheiden kann erlernt werden.“

Schlagworte zum Thema:  Strategie, Strategisches Management