Beim Landesbetrieb Straßenbau NRW dominierte die traditionelle Fokussierung auf den Mitteleinsatz. Dann wurde der Paradigmenwechsel von der vorherrschenden Inputsteuerung hin zu einer Output- und Outcome-Steuerung vollzogen. Dabei kommt auch die Balanced Scorecard erfolgreich zum Einsatz.

Reorganisation legte den Verbesserungsbedarf offen

Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) ist als Straßenbauverwaltung vordergründig verantwortlich für die Planung, den Bau und Betrieb von rund 21.000 Kilometer Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen im bevölkerungsreichsten Bundesland. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 6.100 Mitarbeiter an über 100 Standorten in NRW.

Bis zum Ende des Jahres 2000 wurden die vorgenannten Aufgaben von den kommunalen Landschaftsverbänden wahrgenommen. Deren Straßenbauverwaltungen wurden aufgelöst und in einer eigens dafür neu gegründeten Landesbehörde als Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen zusammengelegt.

In seinem Vortrag „Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen - Von der Strategieentwicklung zum Steuerungskonzept“ schilderte Ralf Pagenkopf, kaufmännischer Geschäftsführer des Landesbetrieb Straßenbau NRW, wie die Straßenbauverwaltung den Paradigmenwechsel von einer vorherrschenden Inputsteuerung hin zu einer Output- und Outcomesteuerung vollzogen hat.

Paradigmenwechsel durch neues Steuerungsmodell

Im Zuge dieser Zusammenlegung wurde beschlossen die bis dato vorherrschenden Steuerungsdefizite der öffentlichen Verwaltung (Bürokratiemodell) mit Hilfe externer Beratung zu überwinden. Organisationsdefizite wie

  • mangelnde bzw. unpräzise formulierte strategische Vorgaben bzw. nicht vorhandene Zielpunkte,

  • Fokussierung auf den Mitteleinsatz ohne Output- und Outcomebetrachtung,

  • Abstimmungsprobleme bei Handlungen und Maßnahmen

führten zu einem unkoordinierten Ressourceneinsatz, Richtungslosigkeit und Unwirtschaftlichkeit.

Ein Mittel zur Bekämpfung dieser Symptome war schnell gefunden: die Balanced Scorecard (BSC). Mit Hilfe der BSC wurde aus der Vision „Wir sorgen für Mobilität“ des Landesbetriebs strategische Ziele abgeleitet und beschrieben. Anschließend wurden Kennzahlen und Maßnahmen zur Verfolgung der Strategie bzw. für die operative Umsetzung definiert.

Um den Besonderheiten der öffentlichen Organisation gerecht zu werden, wurden die vier klassischen Perspektiven „Kunden“, „Finanzen“, „Prozesse“ und „Mitarbeiter“ um die Perspektive „Auftraggeber“ ergänzt. Diese bildet zugleich die oberste Hierarchieebene der Perspektiven.

Strategy Map schafft Transparenz über Budgets, Maßnahmen und Zielerreichungsgrade

Dass die Straßenbauverwaltung nicht nur reine Steuerungsphilosophie und -theorie betreibt, zeigt Herr Pagenkopf beispielhaft an einem Auszug aus der entwickelten Softwarelösung. In dieser sind für die strategischen Ziele der Strategy Map (S. Abb. 1 in der Bilderserie) die definierten Kennzahlen und Maßnahmen hinterlegt. Aktueller Erfüllungsgrad, Prognosen für das Jahresende und ggfs. vorhandenes Delta zu Planwerten können so leicht und übersichtlich überwacht werden.

Durch die BSC hat Straßen.NRW den Paradigmenwechsel von einer vorherrschenden Inputsteuerung (Bürokratiemodell) hin zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen, das seine Leistungen kundenorientiert, bedarfsgerecht und wirtschaftlich erbringt, vollzogen.

Auf die Frage nach möglichen Verbesserungspotenzialen weist Herr Pagenkopf auf die Schnittstellenproblematik zu übergeordneten Instanzen hin: Straßen.NRW verfüge zwar über ein wirkungsorientiertes Steuerungsmodell, dieses endet jedoch an den Grenzen der Straßenbauverwaltung. Übergeordnete Instanzen sind in dieser Hinsicht noch traditioneller ausgerichtet und es fehle teilweise an klaren Zielvorgaben.

Hier geht's zur Bilderserie "strassen.nrw auf dem Stuttgarter Controller-Forum"

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