Industrie 4.0 – Die fünf zentralen Elemente


Bereits jetzt werden eine Vielzahl von technischen Konzepten und Anwendungen unter dem Begriff Industrie 4.0 vermarktet. Doch was bedeutet dieser Begriff und welche Implikationen hat er für das Management und das Controlling?

Paradigmenwechsel durch Digitalisierung

Die Welt und mit ihr die Wirtschaft befinden sich mitten in einem Paradigmenwechsel, der viele Unternehmen nachhaltig verändern wird. Die Vernetzung aller Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette und die vollständige Digitalisierung relevanter Informationen nehmen ihren Lauf und mit ihr wandelt sich die Rolle des Menschen.

Prof. Dr. Ronald Gleich von der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und Martin Schwarz, Bereichsleiter Technologie und Gebäude der Andreas STIHL AG & Co. KG, diskutierten über den Wettlauf um das Produktionssystem der Zukunft und den Weg hin zu einer SMART Factory.

Von Automatisierung bis Vernetzung

Bereits jetzt werden eine Vielzahl von technischen Konzepten und Anwendungen unter dem Begriff Industrie 4.0 vermarktet. Doch was bedeutet dieser Begriff und welche Implikationen hat er für das Management? Als kennzeichnende Elemente hierzu charakterisierte Prof. Dr. Gleich fünf zentrale Felder.

  • Die Automatisierung, durch die zunehmend datengetriebene Entscheidungen auf Grundlage von Big-Data-Analysen getroffen werden.
  • Die Standardisierung, durch die einheitliche Kommunikationsstandards und Schnittstellenstandards zur Datenverarbeitung geschaffen werden.
  • Die Einbettung von Sensoren als Bestandteile physischer Akteure, die zu einer Verschmelzung von Hard- und Software führen.
  • Die Digitalisierung, mit der Informationen erfasst und aufbereitet werden können und so die Schaffung eines digitalen Abbilds des Warenflusses ermöglicht wird.
  • Die Vernetzung, zwischen Mensch und Maschine als zentraler Bestandteil entlang der Wertschöpfungskette.

Chancen und Herausforderungen als Data Scientist, Sparringspartner und Moderator

Alle diese Elemente sind Treiber eines starken Datenwachstums, welches für das Unternehmen von unschätzbarem Wert ist. Herausforderungen ergeben sich aufgrund der Komplexität dieser Daten. Das Controlling muss es schaffen diese Komplexität herunter zu brechen und in seiner neuen Funktion als Data Scientist, die in den Daten enthaltenen Erlöspotenziale aufzudecken.

Wenn es gelingt, diese Daten nutzbar zu machen, so Martin Schwarz, können im Rahmen einer Smart Production intelligente Maschinen zu einer Effizienzsteigerung beitragen. Zudem sei es möglich durch diese Daten neue Geschäftsfelder zu generieren. Das Controlling war hier bereits vom Start weg bei der Strategiefindung als auch in der Implementierungsphase als Sparringpartner gefordert. Gerade die Auswirkungen dieser Technologie zu bewerten und den Transformationsprozess zu moderieren stellen eine große Herausforderung für die Controller dar.

Noch bestehen zwar lediglich digitale Insellösungen, die jedoch nach und nach miteinander verschmelzen werden und in einer totalen Vernetzung münden. Spätestens dann wird die Entgrenzung von Produkten, durch ihre selbstständige Kommunikationsfähigkeit, neue Dienstleistungsansätze hervorbringen und sich auch die Rolle des Menschen innerhalb des Unternehmens wandeln. Er wird dann mehr und mehr als System innerhalb mehrerer Systeme gesehen und seine Rolle im Produktionsprozess dadurch nachhaltig verändert. Auch hier verfolgt STIHL sehr genau, wie solche Veränderungen in das Konzept des Unternehmens zu integrieren sind.

Dabei fokussieren sich Herr Schwarz und seine Mitarbeiter zunächst darauf, zu erkennen, welche disruptiven Technologien für das STIHL Kerngeschäft von besonderer Bedeutung sind. Als technische Treiber sind hier bereits die Akkutechnologie, die Sensorik und Aktorik identifiziert. Zudem beobachtet Schwarz die Entwicklung von Serviceplattformen wie SMART FARMING oder SMART FORESTS sehr genau und versucht frühzeitig, Chancen zu erkennen und den Einstieg seines Unternehmens frühzeitig zu sichern. Seine Vision ist hierbei der Aufbau einer übergreifenden Cyber-Struktur, die langfristig zu einer eigenen „smarten Produktionswelt“ entwickelt werden soll.

Obgleich das Potenzial dieser technologischen Möglichkeiten enorm zu sein scheint, darf nicht vergessen werden, dass die generierten Daten einer zukünftig vernetzten Produktion gegen potenzielle Angriffe gesichert sein müssen. Gerade in diesem Spannungsfeld wird noch erheblicher Handlungsbedarf gesehen.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Best Practices