KPMG-Studie

Governance in Familienunternehmen: Wie Controlling den Erfolg mitgestaltet


Erfolgsfaktor Controlling fuer Governance von Familienfirmen

Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und doch ticken sie anders als börsennotierte oder öffentliche Unternehmen, wie eine aktuelle Governance -Studie zeigt. Wo wirtschaftliche Vernunft auf generationsübergreifende Werte trifft, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Controller müssen klare Analysen in einem emotional geprägten Umfeld liefern.

Familiengeführte Unternehmen stellen in Deutschland eine wichtige wirtschaftliche Säule dar. Laut der Stiftung Familienunternehmen sind rund 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland familienkontrolliert, was rund 55 Prozent der Umsätze und 57 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ausmacht. Viele der Firmen sind im Bereich KMU anzusiedeln. Diese Unternehmen zeichnen sich nicht nur durch ihre wirtschaftliche Bedeutung aus, sondern auch durch eine besondere Governance-Struktur, die eng mit der familiären Kontrolle verknüpft ist. Für Controller ergeben sich daraus einzigartige Herausforderungen und Chancen, die sowohl die Unternehmenskontrolle als auch die Steuerung von Unternehmensprozessen betreffen.

Familiengeführte Unternehmen: Besondere Governance-Strukturen

Ist ein Unternehmen in Familienhand, bringt das im Bereich Governance einige Besonderheiten mit, wie eine aktuelle Studie zeigt, durchgeführt von der Hochschule Esslingen in Kooperation mit KPMG.  Häufig sind die Mitglieder der Aufsichtsgremien familiengeführter Weltmarktführer entweder direkt aus der Familie oder aus ihrem persönlichen Netzwerk rekrutiert. Und in einem Großteil der Familienunternehmen (über 80 Prozent) gehören Hauptgesellschafter zum Aufsichtsgremium. Interessant ist, dass 89 Prozent der Unternehmen ausgewiesene Experten im Gremium haben. Dabei stechen vor allem Finanz- und Branchenexperten hervor. Und laut der Studie ist die Mehrheit der Gremienmitglieder männlich und deutsch.

"Die Studie zeigt, dass Weltmarktführer ihrer Unternehmensaufsicht einen hohen Wert beimessen, die Mitglieder stammen oft aus persönlichen Netzwerken oder der Familie. Diese emotionale Bindung kann allerdings Entscheidungen erschweren. Eine klarere Governance-Struktur trägt dazu bei, objektivere und fundiertere Entscheidungen zu treffen", so Simone Zeuchner-Egli, Hochschule Esslingen, Autorin der Studie. Für das Controlling lassen sich aus den veröffentlichten Studienergebnissen interessante Ansätze ableiten.

Controlling als Schlüssel zur Weiterentwicklung der Governance

Gerade, wenn es darum geht, objektive und fundierte Entscheidungen zu treffen, ist das Controlling gefragt. Es liefert die wichtigen Grundlagen für rationale Entscheidungen. Und bei Unternehmen, die vielleicht bereits seit mehreren Generationen in Familienhand sind, kann auch die Rolle als Business Partner für Controller eine Herausforderung sein. Man stelle sich den Klassiker vor: Der Nachwuchs will digitalisieren und entsprechend investieren, der Vater vertraut bewährten Prozessen und mahnt zur Vorsicht bei hohen Ausgaben. Wie kann man hier vermitteln? Traditionen, Werte und Emotionen nehmen einen besonderen Stellenwert ein. In Zeiten von Unsicherheiten, digitaler Transformation und Wandel von Geschäftsmodellen zu mehr Nachhaltigkeit brauchen Controller hier ein besonderes Fingerspitzengefühl – und gute Vorbereitung der Gremiensitzungen.

Informationen vorbereiten für die Gremiensitzungen

Die Aufsichtsgremien familiengeführter Unternehmen müssen in der heutigen Zeit nicht nur operativ und strategisch, sondern auch in Bezug auf gesellschaftliche und regulatorische Anforderungen immer mehr leisten. Controller müssen sich deshalb auf eine Vielzahl von Themen vorbereiten, die zunehmend auf der Agenda der Gremien landen:

  • Dreiviertel der Firmen führen laut der Studie jährlich mindestens vier reguläre Aufsichtsratssitzungen durch, und die Qualität der Informationsversorgung wird mehrheitlich positiv bewertet.
  • Gleichzeitig steigen die Erwartungen an die Aufsichtsarbeit deutlich: 82 Prozent der Unternehmen verzeichnen höhere Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Fachwissen und die Vorbereitung der Sitzungen.

Komplexe Themen begleiten

Auch für das Controlling ergeben sich daraus neue Aufgaben, etwa bei der Einordnung komplexer Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) oder auch Nachhaltigkeit. Die Bedeutung von KI wird bei 71 Prozent der Unternehmen als hoch eingeschätzt. Nachhaltigkeit spielt ebenfalls eine wachsende Rolle: 57 Prozent der Unternehmen veröffentlichen bereits entsprechende Berichte, doch bei einem Drittel ist das Thema bislang nur einmal im Jahr Gegenstand der Aufsichtsgremien.

Fazit: Besondere Herausforderungen für Controller im Familienumfeld

Die Studie zeigt deutlich: Gute Governance in familiengeführten Unternehmen hängt stark von klaren Strukturen und einem ausgewogenen Zusammenspiel zwischen familiären Werten und unternehmerischen Zielen ab. Doch gerade an die Informationsversorgung werden hohe Erwartungen gestellt. Auch wenn die Studie sich auf Governance-Strukturen konzentriert, lassen sich daraus spannende Impulse für das Controlling erschließen: Es spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Governance-Strukturen zu stärken, eine objektive Entscheidungsfindung zu fördern und komplexe Themen wie Nachhaltigkeit und digitale Transformation strategisch zu begleiten. Controller sind somit nicht nur Zahlenverwalter, sondern wichtige Berater und Partner in einem Unternehmen, das seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern will – auch in Zeiten von Unsicherheit und Veränderung.


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